
In der Diskussion: (v.li.) Moderatorin, Markus Staudt (BDH), Matthias Trunk (Gasag) und Andreas Schick (Netze-Gesellschaft Südwest). Quelle: Handelsblatt Gas / Dietmar Gust
GAS:
Zukunft des Heizens jetzt klären
Auf einer Gastagung in Berlin waren sich Experten einig, dass Erdgasheizungen nicht so bald der Brennstoff ausgeht. Ohne Klarheit von der Politik gelinge keine Wärmewende.
Wenn heute weiter Gasheizungen eingebaut werden, die 30 Jahre laufen, gibt es bis 2045 keine Wärmewende zu erneuerbaren Energien,
mahnte Annika Rittmann, Sprecherin der Bundesebene der Klimaschutzinitiative Fridays for Futures. Auf dem Gaskongress des
Handelsblatts forderte sie klare politische Vorgaben, bis wann Erdgas nicht mehr zum Heizen verwendet wird. Andernfalls fließe weiter viel
Geld in die falschen Kanäle. Zudem müssten Gasheizer künftig immer mehr Geld für CO2-Abgaben zahlen, was nicht ausreichend
vermittelt werde.
Für den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) unterstrich Mitgeschäftsführerin Kirsten Westphal, dass auch Kommunen und Energieunternehmen Klarheit benötigen. Zugleich seien sie aber an ihre Versorgerpflichten gebunden. Erdgas sei klimafreundlicher als Kohle oder Öl. Erneuerbare Alternativen seien auch im Fernwärmebereich zunächst teurer, weshalb es verlässliche staatliche Unterstützung für die Umsetzung der kommunalen Wärmewende geben muss.
Ohne klare Aussagen der Politik zur Wärmewende könnten weder Kommunen noch Hausbesitzer handeln, kritisierte auch Felix Matthes, Research Coordinator Energy & Climate vom Öko-Institut. Leider sei von der Bundesregierung außer der Aussage im Koalitionsvertrag, das Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu verändern, bislang nichts zu hören. Wahrscheinlich erst im Frühjahr 2026 werde die GEG-Novelle kommen, erwartet er.
2025 schlechtestes Heizungsbauerjahr
„Wir laufen auf das schlechteste Heizungsjahr seit Jahrzehnten hinaus“, beklagte Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Wegen der unklaren Politik und Förderlandschaft passiere im Moment nichts im Heizungskeller. Das sei dramatisch für die Heizungsunternehmen, aber auch für die unabdingbaren Arbeiten, die sich aufstauen. „Wir müssten jedes Jahr eine Million Geräte tauschen, die meisten sind 30 Jahre alt“, beschreibt Staudt.
Im Ausbautempo des vergangenen Jahres benötige die Branche 38 Jahre, um den Heizungswechsel zu vollziehen, das sei viel zu lange für das Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Auch die Gebäudesanierung hinke allen Zielen und Erfordernissen hinterher, bedauerte Staudt. Das mache das Heizen, beispielsweise mit einer Wärmepumpe, unnötig energieintensiv und teuer.

Ohne Industrie keine Steuereinnahmen
Aus Sicht der Netzbetreiber sieht Andreas Schick, Geschäftsführer der Netze-Gesellschaft Südwest, die Wärmewende. „Die kommunale Wärmeplanung allein genügt nicht, es muss auch genug Geld für die Umsetzung geben“, sagte er. Angesichts der schlechten Kassenlage vieler Kommunen könnten sie das ohne Hilfen nicht stemmen. Zudem rentiere sich ein neues Wärmenetz nur, wenn sich genügend Abnehmer anschließen.
„Solange das Heizen mit Gas halb so teuer ist wie Fernwärme, wird es schwer, die Menschen davon zu überzeugen“, sagte Schick. Für das aktuelle Stromnetz sei zudem schwer, einen massiv steigenden Anschluss von Wärmepumpen zu bewältigen. „Der Netzausbau aber ist teuer und dauert länger, auch wegen der Lieferfristen wichtiger Bauteile wie Trafos und ähnlichem“, beschrieb er. In seinem Netzgebiet brechen aktuell auch schon industrielle Abnehmer weg. Das führe zu weniger Steuereinnahmen, mehr Arbeitslosen und mangelnden Partnern für Abwärmenutzung, konstatiert Schick.
Wasserstoff in der Wärme für Heizkraftwerke
Matthias Trunk, Vorstand der Berliner Gasag, sieht sein Unternehmen trotz der widersprüchlichen politischen Signale beim Umstieg auf erneuerbare Heizungsmöglichkeiten wie Photovoltaik, Solarthermie und Geothermie. In Berlin hängen 50 Prozent der Wohnungen am Fernwärmenetz, und könnten zentral auf erneuerbare Versorgung umgestellt werden. Das werde aber sicher zu höheren Heizkosten führen.
Weitere 20 Prozent der Gebäude in den Außenbereichen, müssen selbst investieren, was aber durch Berlin Wärmeplanung bekannt sei, so Trunk. Im besten Fall sollten diese in Wärmepumpen und ergänzend Dach-PV investieren, sofern sie das Geld aufbringen können. Die übrigen 30 Prozent der Gebäude stünden vor einer unklaren Zukunft, weil sie „Prüfgebiet“ sind. „Bei Wasserstoff ist momentan nur der Anschluss der Heizkraftwerke ans Kernnetz klar“, konstatierte Trunk. Für alles andere müsse sein Unternehmen „auf Sicht“ fahren, denn wann wie viel Wasserstoff bereitsteht und in welchen Netzteilen sei nicht absehbar, bedauert Trunk.
Für den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) unterstrich Mitgeschäftsführerin Kirsten Westphal, dass auch Kommunen und Energieunternehmen Klarheit benötigen. Zugleich seien sie aber an ihre Versorgerpflichten gebunden. Erdgas sei klimafreundlicher als Kohle oder Öl. Erneuerbare Alternativen seien auch im Fernwärmebereich zunächst teurer, weshalb es verlässliche staatliche Unterstützung für die Umsetzung der kommunalen Wärmewende geben muss.
Ohne klare Aussagen der Politik zur Wärmewende könnten weder Kommunen noch Hausbesitzer handeln, kritisierte auch Felix Matthes, Research Coordinator Energy & Climate vom Öko-Institut. Leider sei von der Bundesregierung außer der Aussage im Koalitionsvertrag, das Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu verändern, bislang nichts zu hören. Wahrscheinlich erst im Frühjahr 2026 werde die GEG-Novelle kommen, erwartet er.
2025 schlechtestes Heizungsbauerjahr
„Wir laufen auf das schlechteste Heizungsjahr seit Jahrzehnten hinaus“, beklagte Markus Staudt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Wegen der unklaren Politik und Förderlandschaft passiere im Moment nichts im Heizungskeller. Das sei dramatisch für die Heizungsunternehmen, aber auch für die unabdingbaren Arbeiten, die sich aufstauen. „Wir müssten jedes Jahr eine Million Geräte tauschen, die meisten sind 30 Jahre alt“, beschreibt Staudt.
Im Ausbautempo des vergangenen Jahres benötige die Branche 38 Jahre, um den Heizungswechsel zu vollziehen, das sei viel zu lange für das Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Auch die Gebäudesanierung hinke allen Zielen und Erfordernissen hinterher, bedauerte Staudt. Das mache das Heizen, beispielsweise mit einer Wärmepumpe, unnötig energieintensiv und teuer.

Aufmerksame Zuhörer der Gastagung
Quelle: Handelsblatt Gas / Dietmar Gust
Quelle: Handelsblatt Gas / Dietmar Gust
Ohne Industrie keine Steuereinnahmen
Aus Sicht der Netzbetreiber sieht Andreas Schick, Geschäftsführer der Netze-Gesellschaft Südwest, die Wärmewende. „Die kommunale Wärmeplanung allein genügt nicht, es muss auch genug Geld für die Umsetzung geben“, sagte er. Angesichts der schlechten Kassenlage vieler Kommunen könnten sie das ohne Hilfen nicht stemmen. Zudem rentiere sich ein neues Wärmenetz nur, wenn sich genügend Abnehmer anschließen.
„Solange das Heizen mit Gas halb so teuer ist wie Fernwärme, wird es schwer, die Menschen davon zu überzeugen“, sagte Schick. Für das aktuelle Stromnetz sei zudem schwer, einen massiv steigenden Anschluss von Wärmepumpen zu bewältigen. „Der Netzausbau aber ist teuer und dauert länger, auch wegen der Lieferfristen wichtiger Bauteile wie Trafos und ähnlichem“, beschrieb er. In seinem Netzgebiet brechen aktuell auch schon industrielle Abnehmer weg. Das führe zu weniger Steuereinnahmen, mehr Arbeitslosen und mangelnden Partnern für Abwärmenutzung, konstatiert Schick.
Wasserstoff in der Wärme für Heizkraftwerke
Matthias Trunk, Vorstand der Berliner Gasag, sieht sein Unternehmen trotz der widersprüchlichen politischen Signale beim Umstieg auf erneuerbare Heizungsmöglichkeiten wie Photovoltaik, Solarthermie und Geothermie. In Berlin hängen 50 Prozent der Wohnungen am Fernwärmenetz, und könnten zentral auf erneuerbare Versorgung umgestellt werden. Das werde aber sicher zu höheren Heizkosten führen.
Weitere 20 Prozent der Gebäude in den Außenbereichen, müssen selbst investieren, was aber durch Berlin Wärmeplanung bekannt sei, so Trunk. Im besten Fall sollten diese in Wärmepumpen und ergänzend Dach-PV investieren, sofern sie das Geld aufbringen können. Die übrigen 30 Prozent der Gebäude stünden vor einer unklaren Zukunft, weil sie „Prüfgebiet“ sind. „Bei Wasserstoff ist momentan nur der Anschluss der Heizkraftwerke ans Kernnetz klar“, konstatierte Trunk. Für alles andere müsse sein Unternehmen „auf Sicht“ fahren, denn wann wie viel Wasserstoff bereitsteht und in welchen Netzteilen sei nicht absehbar, bedauert Trunk.

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Dienstag, 16.09.2025, 14:50 Uhr
Dienstag, 16.09.2025, 14:50 Uhr
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