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Enerige & Management > Bdew-Kongress - Weniger Vorschriften, mehr Freiraum gefordert
BDEW-Kongress 2024. Quelle: E&M / Susanne Harmsen
BDEW-KONGRESS:
Weniger Vorschriften, mehr Freiraum gefordert
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) trifft sich in Berlin zum Jahreskongress. Eine seiner Hauptforderungen ist der Abbau hinderlicher Bürokratie.
 
Am 5. Juni eröffnete BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae den Kongress mit klaren Forderungen an die Politik in Bund und Ländern. Die Energiebranche habe in der schwierigen Krisenzeit der vergangenen zwei Jahre Versorgungssicherheit gewährleistet. Nun benötige sie die Bedingungen, um die Energiewende fortsetzen zu können. Andreae betonte die in der Energiekrise gewachsene Einigkeit der Branche. „Auch wenn Wind und Sonne keine Rechnung schicken, heißt das nicht, das die Energiewende nichts kostet, im Gegenteil“, sagte Andreae unter dem Beifall der Teilnehmenden.

Die Energiebranche habe mehr Stimmkraft gewonnen, „um die Politik zu beraten“ für den nötigen Systemumbau in der Energiewende. In der Krise seit 2022 durch den russischen Überfall auf die Ukraine und den Wegfall der Erdgaslieferungen habe sich der europäische Energiebinnenmarkt und die Solidarität bewährt. Dies sei weiterhin nötig für eine erneuerbare, resiliente und sichere Energieversorgung. „Der Green Deal ist auch ein Security Deal für Europa“ unterstrich Andreae die große Bedeutung der Wirtschaftserneuerung auch für die militärische Sicherung der EU.

Forderungen für den politischen Rahmen

An die EU-Kommission appellierte sie, die Unternehmen mehr machen zu lassen und nur den Rahmen zu setzen. Die vielen kleinteiligen Regeln führten nur zu überbordender Bürokratie und behinderten die Umsetzung. Als Beispiel kritisierte sie die Vorgabe, dass Kunden binnen 24 Stunden den Energieversorger wechseln können müssen. „In meinem Fitnessstudio habe ich auch drei Monate Kündigungsfrist“, verdeutlichte Andreae.

An die deutsche Ampelregierung gewandt verlangte sie mehr Einigkeit und nicht schon den Wechsel in den Wahlkampfmodus. Bis zur Wahl im September 2025 seien noch viele gesetzliche Regelungen für die Energiebranche notwendig. Als Beispiele nannte sie die Verlängerung der Förderung für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und das neue Strommarktdesign, das flexible Erzeugung und Verbrauch ermöglichen soll. Wichtig sei auch, nicht, durch zu hohe Preise die Zustimmung der Bevölkerung für die Energiewende zu verspielen. Die Energiebranche brauche ein eigenes Bürokratieentlastungsgesetz, forderte Andreae.

Akzeptanz für die Energiewende erhalten

In einer nachfolgenden Diskussionsrunde bekräftigten Vertreterinnen und Vertreter der erneuerbaren Stromerzeugung und des Netzbetriebs diese Forderungen. Manon van Beek, Vorstandsvorsitzende des Übertragungsnetzbetreibers Tennet lobte, dass es erste Erfolge bei der Beschleunigung der Genehmigungen für den Netzausbau gab. Zugleich mahnte sie, dass Verzögerungen und der Zwang zu Erdkabeln den Ausbau unnötig verteuerten und damit langfristig die Energiepreise. Hier sollten Einsparmöglichkeiten genutzt werde, so van Beek.

Für die Baywa Re sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Taft, dass sein Unternehmen die Akzeptanz für Windparks verbessern konnte, indem Gemeinden und Bürger die Möglichkeit bekamen, sich an ihnen zu beteiligen. Zudem habe man bereits vor dem Gesetz Erlösbeteiligungen an Anliegerkommunen ausgezahlt und ihren Bürgern preiswerteren Strom angeboten.
 
Diskussionsrunde auf dem BDEW-Kongress (von links): Matthias Taft (Baywa Re), Michael Raschemann (Energiequelle), Helene Biström (Vattenfall) und Manon van Beek (Tennet)
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Wichtig seien auch möglichst direkte Informationen, ergänzte Michael Raschemann, Geschäftsführer der Energiequelle. Sein Unternehmen lade regelmäßig Schulklassen und in der Folge interessierte Angehörige ein, sich selbst ein Bild zu machen, wie und woraus Energie erneuerbar hergestellt werde. Das wirke am besten Fehlinformationen entgegen, dass diese Energiequellen zu teuer und zu unzuverlässig seien, erklärte Raschemann. Das Interesse sei jedenfalls groß.

Helene Biström, Windkraftvorstand der Vattenfall erinnerte, dass es angesichts der inzwischen hohen Einspeisungen erneuerbaren Stroms nötig sei, das europäische Netz entsprechend für den internationalen Austausch zu ertüchtigen. Außerdem sei es an der Zeit, mehr Speichermöglichkeiten umzusetzen, sei es zur Produktion von grünem Wasserstoff oder in Batterien. Dafür müsse schnell ein Geschäftsmodell entstehen, mahnte sie die Gesetzgeber in der EU an. Dann könnte mehr vom bereits produzierten erneuerbaren Strom genutzt werden. Es sei wichtig, bei allen Investitionen in die Zukunft nicht den Nutzen für die gegenwärtigen Energiekunden aus dem Auge zu verlieren, mahnte Biström.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Mittwoch, 05.06.2024, 14:03 Uhr

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