
Bei Salzgitter soll die Umstellung bis dahin abgeschlossen sein: Im Projekt Salcos plant der Konzern, den CO2-Ausstoß im Produktionsprozess bis 2033 um bis zu 95 Prozent zu reduzieren. Das Mittel der Wahl: die Direktreduktion, bei der Eisenerz nicht aufgeschmolzen, sondern direkt in festem Zustand mit Hilfe von Erdgas oder Wasserstoff zu metallischem Eisen reduziert wird.
Der Weg dorthin ist lang, die Entscheidung, berichtet Hoffmann in einer Diskussionsrunde auf der E-world 2025, sei bei Salzgitter bereits vor zehn Jahren gefallen. Direktreduktionsreaktor, der Elektrolyseur und der Elektrolichtbogenofen sind im Bau, nächstes Jahr könnte der erste Grünstahl produziert werden. Auch dank Bundesförderung: Insgesamt 7 Milliarden Euro Fördermittel hat das BMWK für den Umbau der deutschen Stahlindustrie zur Verfügung gestellt. Etwa doppelt so teuer wie die klassische Hochofenroute sei der Aufbau der DRP, sagt Hoffmann.
Klima und Resilienz
Warum der Bund die Umstellung fördert, berichtet Beate Baron, Abteilungsleiterin IV Industriepolitik im Bundeswirtschaftsministerium: Um die Klimaziele erreichen zu können, seien Anstrengungen notwendig. Die Absicherung des Investitionsrisikos sei notwendig gewesen, auch wenn „wir nicht alles öffentlich finanzieren können. Das wäre auch nicht der richtige Weg.“ Aber es gebe zwei grundlegende Argumente für die Förderung der Transformation: Das Klimaschutzargument und das Resilienzargument. „Wir wollen bestimmte Produktionen in Deutschland halten. Resilienz war ein starke Argument und ist es auch immer immer noch“. In einem nächsten Schritt gehe es nun darum, Nachfragemärkte für den grünen Stahl zu schaffen.
Mit dem richtigen Weg hin zur CO2-Reduktion habe man sich bei Salzgitter ausführlich beschäftigt. Die Alternative zum DRP wäre die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) gewesen, doch bislang fehlen dafür die gesetzlichen Grundlagen. Und: „Warum sollen wir Angsichts begrenzter Speicherkapazitäten diesen Weg gehen, wenn es Alternativen gibt?“, fragt Hoffmann. Zumal − auch wenn der politische Wille für die Schaffung der entsprechenden CCS-Infrastruktur inzwischen da sei − sei unklar, ob die Akzeptanz in der Gesellschaft und auch bei der Kundschaft künftig gegeben sei.
Auch CCS erfordert Investitionen
Eine Entscheidung, die Andreas Fischer, Economist für Energie und Klimapolitik am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, durchaus nachvollziehen kann. CCS klinge zunächst nach dem vermeintlich einfacheren Weg, aber ebenso wie bei der Umstellung von Produktionsprozessen auf Wasserstoff seien auch dabei Investitionen in neue Anlagen und Infrastruktur notwendig. Nichtsdestotrotz sei es dringend geboten, CCS auch in Deutschland möglich zu machen. „Es ist wichtig, dass wir alles ermöglichen.“Denn grundsätzlich sei Deutschland auf einem guten Weg, die Klimaziele zu erreichen: „Wir kratzen an den Zielen für 2030“, sagt Fischer, auch wenn dies in Teilen am Produktionsrückgang in der Industrie liege. Wichtig sei nun, an diesen Zielen festzuhalten. Kurskorrekturen durchzuführen, statt Ziele neu zu definieren, und so Planungssicherheit zu schaffen.
Planungssicherheit und klare Ziele, das wünschen sich alle Podiumsteilnehmer. Und, fügt Alfred Hoffmann noch hinzu: Dass das Thema Klima und Klimaschutz in der gesellschaftlichen Diskussion erhalten bleibt. Auch, um bei den Kunden die Akzeptanz dafür zu schaffen, dass beispielsweise ein neues Auto etwas teuer wird, wenn es mit grünem Stahl produziert wird.

Dienstag, 11.02.2025, 17:38 Uhr