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Enerige & Management > E-World 2025 - Von der Gaskrise zur LNG-Krise?
Die Podiumsteilnehmer bei der Diskussion zur Zukunft der europäischen LNG-Versorung auf der E-world. Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
E-WORLD 2025:
Von der Gaskrise zur LNG-Krise?
Wie sicher ist die europäische Versorgung mit LNG? Der Frage gingen Branchenvertreter bei einer Podiumsdiskussion auf der Essener E-world nach.
 
Hohe Gaspreise, unklare Zukunftsperspektiven: Unter der Überschrift „Sind wir auf dem Weg zu einer neuen Gaskrise?“ diskutierten Branchenvertreter auf der E-world über Europas Gasversorgungssicherheit. Thomas Luncz, Head of Gas & LNG Portfolio bei Uniper, zeigte sich zumindest im Hinblick auf die Infrastruktur optimistisch: „Ich bin zuversichtlich, dass unser System in Deutschland gut aufgestellt ist.“ 

Er antwortete damit auf Bedenken von Elena Sidorochkina, Senior Advisor LNG beim österreichischen Energieversorger OMV. Diese hatte zuvor auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die daraus entstehen, dass das verflüssigte Erdgas nicht dort anlandet, wo es gebraucht wird. „Bislang gibt es nicht ausreichend Pipelines, um Erdgas in Europa durch LNG zu ersetzen.“ 

„Früher haben wir auch gedacht, dass wir russisches Gas brauchen“, antwortet Luncz, „und haben bewiesen, dass das nicht stimmt.“ Er sieht das Problem an anderer Stelle: „Die Frage ist eher, wie wir das LNG bekommen, als wie wir es verteilen“.

Krisenvorsorge oder Wirtschaftlichkeit?

Andreas Zschocke, Leiter Kapazitätsplanung und Vermarktung bei der bundeseigenen Deutschen Energy Terminal (DET), sieht zumindest Deutschland mittlerweile gut aufgestellt. Die neuen LNG-Terminals seien teilweise in Betrieb, weitere im Bau. Allerdings stelle sich langfristig die Frage, wie der Betrieb der Terminals sich auch wirtschaftlich darstellen lasse. 

Eine Frage, die durch die Ankündigung des privat finanzierten Terminalbetreibers Deutsche Regas, den Vertrag eines ihrer beiden gecharteterten Speicher- und Regasifizierungsschiffe (FSRU) kündigen zu wollen, durchaus aktuell ist. Die Deutsche Regas hatte jüngst mehrfach bemängelt, im Wettbewerb mit der subventionierten DET benachteiligt zu sein. Die DET hatte im Dezember und im Februar Slots für das Jahr 2025 für die beiden FSRU Wilhelmshaven 1 und Brunsbüttel zu sehr niedrigen Reservationspreisen angeboten, für einen Teil dieser Slots betrug er null Euro (wir berichteten). Angesichts der teilweise sehr niedrigen Auslastung der deutschen Terminals sprechen Kritiker auch immer wieder von der Schaffung von Überkapazitäten beim Bau der Terminals. 
  In der aktuellen Diskussion verweist Luncz erneut darauf, dass die Terminals, um betriebsfähig zu bleiben, genutzt werden müssen − ein Grund für den niedrigen Reservationspreis der DET. Und Aufgabe der LNG-Terminals sei eben auch die Vorhaltung von Kapazitäten für den Krisenfall, so dass die geringe Auslastung kaum kritisiert werden könne. „Die Frage ist: Wie rechnet es sich, bereit für den Krisenfall zu sein?“ 

Regionale Nachfrage, globale Märkte

Auch in der Frage der Beschaffungsstrategien sind noch viele Fragen offen, nicht zuletzt angesichts der − wohl auch durch die politischen Vorgaben zur Speicherbefüllung beeinflussten − hohen Marktpreise. Dass Gaspreise im Sommer höher seien als im Winter, weil die Speicher zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einer bestimmten Menge gefüllt sein sollen, widerspreche eigentlich der Marktlogik, sagt Luncz. Auch müsse man sich mit der Frage beschäftigen, ob das LNG flexibel und bedarfsabhängig importiert oder − mit dem Risiko, auch möglicherweise nicht benötigte Mengen zu kaufen − langfristig vertraglich gesichert werden sollte. 

Eine Entscheidung, bei der auch der globale Wettbewerb einbezogen werden muss. OMV-Vertreterin Sidorochkina führte aus, sie rechne noch bis 2028 mit Knappheit auf dem globalen LNG-Markt. Die weitere Preisentwicklung hänge dann von der Entwicklung der Nachfrage ab − beispielsweise davon, wie weit Elektrifizierungs- und Dekarbonisierungsziele verwirklicht werden.

Aber auch die Frage nach der Entwicklung von Transportkosten und geopolitische Entwicklungen spielten eine große Rolle. So gehe sie beispielsweise davon aus, dass Russland in der LNG-Versorgung Europas auch weiterhin noch wichtig bleibe − es könne aber durchaus sein, dass sich Russland mehr auf die asiatischen Märkte konzentriert und Europa dann verstärkt auf Lieferungen aus den USA oder dem Mittleren Osten angewiesen wär, sagt Sidorochkina.

Die Schwierigkeit liege darin, fasst Andreas Zschocke von der DET zusammen, dass die LNG-Versorgung sehr stark durch die globalen Märkte beeinflusst werde − die Entwicklungen auf den globalen Märkten aber nicht immer zum lokalen europäischen Markt passten. Um so wichtiger sei es, die richtige Strategie zu finden: „Früher hatten wir eine sehr hohe unilaterale Abhängigkeit. Jetzt sollten wir sicherstellen, dass wir diversifizieren.“
 

Katia Meyer-Tien
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Mittwoch, 12.02.2025, 15:13 Uhr

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