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Enerige & Management > Kohlekraftwerke - Verband fürchtet um Sicherheit der Stromversorgung
Quelle: RWE
KOHLEKRAFTWERKE:
Verband fürchtet um Sicherheit der Stromversorgung
Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) warnt vor den Risiken weiterer Kraftwerksstilllegungen. 2025 fallen mindestens 469 MW gesicherte Kraftwerksleistung weg.
 
Laut dem Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft(VIK) werden zum 31. März 2025 weitere 148 MW gesicherte Kraftwerksleistung endgültig stillgelegt. Mit der bereits zu Beginn des Jahres stillgelegten Leistung und weiteren geplanten Stilllegungen fallen damit in diesem Jahr mindestens 469 MW gesicherte Kraftwerksleistung weg. Dies sei die Leistung, die eine Millionenstadt wie Hamburg oder Berlin benötige, so der Verband.

Der VIK fürchtet deshalb um die Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland. „Angesichts von länger auftretenden Dunkelflauten im Winter und dadurch bedingten stark volatilen Strompreisen stellt der weitere Entzug gesicherter Leistung aus dem Strommarkt oder die endgültige Stilllegung von Kraftwerken eine ernste Gefahr für die Versorgungssicherheit dar“, heißt es in einer Mitteilung. Zudem steige der Strompreis in Zeiten geringer Einspeisung erneuerbarer Energien in extreme Höhen. „Darunter leidet sowohl die Industrie als auch das produzierende Gewerbe“, warnt der VIK-Hauptgeschäftsführer Christian Seyfert.

Zeitweilige Abschaltung von Industrie befürchtet

Wetterunabhängige Kraftwerksleistung, die bei ausbleibender Wind- und PV-Einspeisung einspringt, sei das Rückgrat unserer Stromversorgung. „Um den beschleunigten Kohleausstieg bis 2030 ohne Risiken für die Versorgungssicherheit zu realisieren, müssen schnellstmöglich steuerbare Ersatzkapazitäten von mindestens 20 Gigawatt gebaut werden“, fordert Seyfert daher. Ohne diesen Zubau wären ab Ende der 2020er-Jahre „Brown-Outs“, sprich temporäre Abschaltungen von Industriebetrieben, nicht mehr auszuschließen.

Auch die Strompreisvolatilität würde weiter zunehmen. „Der Bau neuer Kraftwerke muss nun endlich mit konkreten Maßnahmen und einem verbindlichen Zeitplan auf den Weg gebracht werden“, so der Verband. Während politische Entscheidungen weiter auf sich warten lassen, schrumpften die gesicherten Kraftwerkskapazitäten immer weiter. Die gesicherte, installierte Gesamtleistung ist 2024 im Vergleich zum Jahr 2022 um 10 Prozent oder 8.100 MW gesunken. Die gesicherte Leistung im Strommarkt sogar um 19 Prozent oder 13.700 MW. Das entspreche etwa einer Leistung von zwölf Kernkraftwerken.

Neue Bundesregierung muss schnell handeln

Die künftige Bundesregierung habe im Sondierungspapier eine schnelle Wiederaufnahme der Kraftwerksstrategie versprochen – jetzt müsse sie liefern, fordert der VIK. Noch in diesem Jahr müsse sie verbindliche Schritte für den Zubau gesicherter Kapazitäten einleiten. Stilllegungen konventioneller Erzeugungskapazität dürften nur noch in Abstimmung mit dem Bau von „Back-up“-Kraftwerken oder Stromspeichern sowie dem synchronisierten Ausbau der Erneuerbaren mit den nötigen Netzen erfolgen, so der Verband.

Aus Sicht des VIK sollten zur Vermeidung unkontrollierter Preisspitzen auch die Reservekraftwerke während der Wintermonate wieder am Markt teilnehmen dürfen. Dies sei während der Energiepreiskrise im Winter 2022/23 mit dem Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG) erfolgreich praktiziert worden. Derzeit dürfen die Reservekraftwerke gesetzlich nur zur Systemstabilisierung eingesetzt werden und nicht in das Marktgeschehen eingreifen. „Es wird also eine signifikante Menge an gesicherter Leistung von 10.000 MW vorgehalten und finanziert, die nicht zur Dämpfung von Preisspitzen eingesetzt werden darf“, kritisiert der Verband.

Um die Auswirkungen des Kohleausstiegs bewerten zu können, schreibt das Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung (KVBG) eine regelmäßige Überprüfung durch die Bundesregierung vor. Die letzte gesetzlich vorgeschriebene Überprüfung nach § 54 KVBG hätte zum 15. August 2022 erfolgen müssen – sie stehe jedoch weiterhin aus, moniert der VIK. „Ohne die verbindliche Evaluation der aktuellen Maßnahmen befinden wir uns in einem selbstverschuldeten energiepolitischen Blindflug“, betont Christian Seyfert.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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