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Enerige & Management > Klimaschutz - Unternehmen fordern Hilfe für CCS-Pfade
Quelle: Shutterstock / Thanadon88
KLIMASCHUTZ:
Unternehmen fordern Hilfe für CCS-Pfade
Im Webinar der Deutschen Carbon Management Initiative diskutierten BASF, Yara und GMVA Niederrhein über CCS und CCU. Umweltverbände kritisieren parallel die Gesetzespläne im Bundestag.
 
Rasmus Portmann, Projektleiter bei der Deutschen Carbon Management Initiative (DCMI), moderierte am 11. September ein Webinar, bei dem drei Unternehmen ihre Ansätze zum Umgang mit Kohlendioxid-Emissionen vorstellten. Vertreter von BASF, Yara International und der Gemeinschafts-Müll-Verbrennungsanlage (GMVA) Niederrhein erläuterten ihre Strategien zu Carbon Capture and Storage (CCS). Dabei wird das Treibhausgas CO2 nicht ausgestoßen, sondern aufgefangen und dauerhaft eingelagert.

BASF setzt auf mehrere Technologiepfade

Sandra Arndt, Senior Manager Energy & Climate Policy bei BASF in Ludwigshafen, erklärte, dass der Chemiekonzern bis 2050 klimaneutral werden wolle. Ausgangspunkt sei das Jahr 1990 mit 40,1 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Bis 2018 habe BASF diese auf 21,9 Millionen Tonnen nahezu halbiert. Am Standort Ludwigshafen prüfe das Unternehmen verschiedene Optionen: Umstellung auf erneuerbare Energien, Einsatz von Geothermie und Wärmepumpen, verstärktes Recycling, Bio-Rohstoffe, Direktelektrifizierung sowie emissionsarmer Wasserstoff.

Auch CCS sei eine Möglichkeit. Die Entscheidung hänge laut Arndt von Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Kundenanforderungen, Zugang zu Infrastruktur und technologischem Reifegrad ab. BASF sieht allein in der Petrochemie und in Abfall-Verbrennungsanlagen am Standort Ludwigshafen ein Potenzial von jeweils bis zu einer Million Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr. Dafür sei es erforderlich, CO2-Nutzung oder Einlagerung (CCU/CCS) gesetzlich für alle Anwendungen zu ermöglichen, forderte Arndt.
 
Kostenvergleich der CO2-Vermeidung am Dampfcracker bei BASF.
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Quelle BASF

Weitere Einsparmöglichkeiten von CO2 bestünden bei der Strom- und Dampfproduktion. Der Steamcracker müsse als Kern der Verbundproduktion erhalten bleiben. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, müssten die hohen Investitionskosten einer Umrüstung aufgefangen werden. Laut Arndt zählten dazu staatliche Unterstützung für die Infrastruktur, der Aufbau von CO2-Speichermärkten und die Ratifizierung des London-Protokolls.

Düngemittelhersteller setzt auf CO2-Verpressung 

Michael Schlaug, Vizepräsident für die Niederlande beim Düngemittelhersteller Yara International, berichtete über ein Projekt am Standort Sluiskil in den Niederlanden. Dort soll die Kapazität zur Verflüssigung von CO2 aus drei Ammoniak-Anlagen erweitert werden. Das Investitionsvolumen liege bei rund 200 Millionen Euro. Ziel sei die Abscheidung von rund 800.000 Tonnen CO2 pro Jahr. 

Yara habe seine Emissionen seit 1990 bereits um 65 Prozent gesenkt – von 5,3 Millionen auf 1,8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Die verbleibenden Restmengen sollen künftig durch CCS gebunden werden. Das sei die wirtschaftlichste Lösung, betonte Schlaug. Ab 2026 werde das CO2 per Schiff ins norwegische Northern-Lights-Projekt transportiert und in einer salinen Aquiferschicht in 2.600 Metern Tiefe dauerhaft gespeichert.

Studie zur Abfallverbrennung in Oberhausen

Kim Philipp Hölzer, Projektleiter Carbon Capture, stellte Untersuchungen zur CO2-Abscheidung an der GMVA Niederrhein in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) vor. Die Anlage verarbeitet jährlich rund 700.000 Tonnen Abfall und speist etwa 340.000 MWh Strom sowie 160.000 MWh Fernwärme aus. Gemeinsam mit Remondis, Everllence (ehemals MAN) und dem Institut für Umwelt & Energie, Technik & Analytik (IUTA) untersuchte die GMVA im geförderten Projekt „RoCOOTAB“ Möglichkeiten zur CO2-Minderung. Dies steht für „Roadmap CO2 Thermische Abfallbehandlung“.

Hölzer erklärte, dass eine Rauchgaswäsche zusätzlichen Energie- und Flächenbedarf verursache. Eine vollständige Abscheidung und Nutzung des CO2 sei mit hohen Investitions- und Betriebskosten verbunden. Ohne staatliche Förderung würden die Abfallgebühren deutlich steigen.

Zudem erschwerten regulatorische Unsicherheiten, wie die Einordnung der thermischen Abfallbehandlung in den Emissionshandel oder komplexe Genehmigungsverfahren die Planung. Auch die künftige Marktentwicklung für die Nutzung von CO2 (CCU) sei unklar, ebenso wie die Verfügbarkeit von günstigem grünem Wasserstoff. Hölzer folgerte, dass die Dekarbonisierung der Abfallverbrennung nur mit ausreichender Förderung realistisch sei.

Kontroverse um die CCS-Novelle

Parallel zum Webinar steht im Bundestag die erste Lesung zur Novelle des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes (CCS-Gesetz) an. Verena Graichen, Geschäftsführerin Politik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), kritisierte die Pläne. Sie erklärte, die Bundesregierung riskiere, Klimaschutz zu untergraben, indem Milliarden aus öffentlichen Mitteln in Gas- und CCS-Infrastrukturen flössen. CO2-Pipelines würden pauschal als im „überragenden öffentlichen Interesse“ eingestuft, Enteignungen erleichtert und Klagerechte eingeschränkt. Nach Ansicht des BUND profitiere vor allem die Gaswirtschaft, während wirksamer Klimaschutz und Beteiligungsrechte geschwächt würden.

Die RoCOOTAB-Studie an der GMVA Niederrhein  steht im Internet bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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