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Enerige & Management > Klimaschutz - Streit über Energiewende-Szenarien verschärft sich
Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
KLIMASCHUTZ:
Streit über Energiewende-Szenarien verschärft sich
Der Bericht der Bundesnetzagentur zur Strom-Versorgungssicherheit führt zum Streit. Die Industrie fordert mehr Gaskraftwerke, die Erneuerbarenbranche mehr Speicher und Bioenergie.
 
Am 3. September veröffentlichte die Bundesregierung den Bericht zur Versorgungssicherheit im Bereich Elektrizität bis 2035 der Bundesnetzagentur. (Wir berichteten.) Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) begrüßt darin die Festlegung auf eine umfassende Flexibilitätsstrategie, sieht aber Korrekturbedarf bei den Annahmen zur Rolle von Speichern und steuerbaren erneuerbaren Energien.

Parallel legte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) eine eigene Studie unter dem Titel „Neue Wege für die Energiewende – Plan B“ vor. Darin warnt der Verband vor hohen Kosten der Energiewende und fordert eine politische Kurskorrektur. Der Netzausbau und der Zubau erneuerbarer Energien solle gebremst werden, um die Investitionen zeitlich zu strecken. Der BEE wies diese Darstellung entschieden zurück.

BEE-Präsidentin Simone Peter bezeichnete das DIHK-Szenario als kontraproduktiv, da es auf den verstärkten Import fossiler Energieträger und Wasserstoff setze und den Ausbau erneuerbarer Energien bremse. „Das würde Deutschland in neue Abhängigkeiten stürzen und das Ziel der Klimaneutralität über Bord werfen“, sagte sie. Ein solches Vorgehen schwäche die Krisenfestigkeit des Energiesystems.

Flexibilität kann Kraftwerke ersetzen

Peter erklärte, der Bericht der Bundesnetzagentur mache deutlich, dass Versorgungssicherheit nur durch den im Gesetz verankerten Ausbau erneuerbarer Energien und die Nutzung aller Flexibilitätspotenziale gewährleistet werden könne. „Die reine Fokussierung auf Gaskraftwerke ist damit vom Tisch“, so Peter. Allerdings unterschätze die Prognose die Potenziale von Speichertechnologien, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie.

Der Bericht entwirft zwei Szenarien. Im sogenannten Zielszenario, das den planmäßigen Ausbau der Erneuerbaren und der Stromnetzen unterstellt, errechnet die Behörde einen zusätzlichen Bedarf bis zu 22.400 MW Kraftwerksleistung bis 2035. Im alternativen Szenario „verzögerte Energiewende“ müssten rund 35.500 MW neue Kraftwerksleistung errichtet werden, falls die Ausbauziele nicht erreicht würden.

Der BEE liest aus dem Bericht kein Votum allein für Gaskraftwerke heraus. „Je umfassender dezentrale Flexibilitätsoptionen genutzt werden, desto geringer ist der Bedarf an neuen fossilen Kraftwerken“, sagte Peter.

Ausbau erneuerbarer Energie sichert den Industriestandort

Der Verband verweist auf wirtschaftliche Vorteile und eine höhere Resilienz im Energiesystem. Gleichzeitig kritisiert der BEE, dass die Szenarien auf Modellierungen aus dem Jahr 2024 beruhen, die die Dynamik beim Ausbau von Batteriespeichern nicht abbildeten. Auch das Potenzial heimischer Elektrolyseure werde nicht berücksichtigt. Zudem fehlten Annahmen zu einem weiterentwickelten Strommarktdesign. Laut Peter seien deshalb Anpassungen bei den Prämissen notwendig, um eine umfassende Flexibilitätsstrategie umzusetzen.

Der BEE betont die Bedeutung einer starken Erneuerbaren-Industrie in Deutschland, die eng mit Maschinenbau und Zulieferern verbunden sei und in ländlichen Regionen Arbeitsplätze sichere. Ein Abschwächen des Ausbaus könne die Branche empfindlich treffen.

Auch die im DIHK-Papier angeregte Verschiebung des Klimaneutralitätsziels um zwei Jahre lehnt der BEE ab. „Die Klimaschutzziele sind der Leitstern, an dem sich die deutsche Energiepolitik ausrichten muss“, so Peter. Es brauche Kontinuität und Planbarkeit statt neuer Unsicherheiten.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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