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Enerige & Management > Veranstaltung - Neue Gaskraftwerke auf das Nötigste beschränken
Quelle: Handelsblatt Gaskonferenz 2025
VERANSTALTUNG:
Neue Gaskraftwerke auf das Nötigste beschränken
In Berlin trifft sich die Gasbranche zur Konferenz des Handelsblatts. Da Wasserstoff nur langsam kommt, bleibe Erdgas noch etliche Jahre ein Rückgrat der europäischen Energieversorgung.
 
Eine politische Diskussionsrunde bezog sich weitgehend auf die Vorstellung des Monitoringberichts der Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) vom Vortag (wir berichteten). Nina Scheer, energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, begrüßte, dass die Ministerin sich zur Klimaneutralität 2045 bekannt hatte. Allerdings müsse dies auch mit politischen Maßnahmen gestützt werden, von denen sie noch nicht genug gehört habe.

Für den Bau neuer Gaskraftwerke sehe sie als Mitglied der Regierungskoalition eine Leistung von 20.000 MW als absolutes Maximum. Es solle nicht mehr gebaut werden, als unbedingt für die Versorgungssicherheit nötig, um keine neue fossile Abhängigkeit zu zementieren. „Jedes Megawatt muss gut begründet werden“, forderte sie vom Koalitionspartner. Sie betonte die Kosteneffizienz in der Energiepolitik, auch gerade bei der Förderung des Wasserstoffhochlaufs.

Andreas Lenz, energiepolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, unterstützte die Sicht von Ministerin Reiche, zuerst die Backup-Kraftwerke zu bauen. Nur sie könnten im Falle von zu wenig Wind und Sonne die Versorgungssicherheit gewährleisten. Und schließlich könnten die Erdgaskraftwerke künftig auf Wasserstoff umgestellt werden. Zudem verwies er als Maßnahme zur Unterstützung der Wirtschaft auf die vorgesehenen finanziellen Entlastungen durch den Wegfall der Gasspeicherumlage und die Zuschüsse zu den Stromnetzentgelten sowie die Reduzierung der Stromsteuer.

Industrieabwanderung verhindern

Für die Opposition nahm Michael Kellner, energiepolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, an der Diskussion teil. Er zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis des Berichts. „Das Problem ist nicht der Monitoringbericht, sondern die Mutlosigkeit der Ministerin angesichts der Schlussfolgerungen und politischen Maßnahmen daraus“, sagte Kellner.

Es sei falsch, einen aktuell nicht so stark steigenden Strombedarf als schicksalhaft anzusehen, wie auch die drohende Abwanderung der energieintensiven Industrie. Er rät zu einer neuen Runde von Differenzverträgen, um der Industrie, besonders Branchen wie Stahl und Zement, bei der Umstellung auf klimafreundliche Technologien zu helfen und sie in Deutschland zu halten.
 
Politische Diskussionsrunde: (v.li.) Moderator, Nina Scheer (SPD), Michael Kellner (Grüne), Andreas Lenz (CDU)
Quelle: Susanne Harmsen

Gasversorgung für den Winter sicher

Für das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) nahm Bernhard Kluttig an der Konferenz teil. Der Abteilungsleiter für Wirtschaftsstabilisierung, Energiesicherheit, Gas, Wasserstoffinfrastruktur im BMWE zeigte sich überzeugt, dass auch ohne Eingriff der Regierung die Gasspeicher für den kommenden Winter gut gefüllt werden. „Das Speicherziel von 80 Prozent Füllstand sollte bis November erreicht werden“, sagte er. Das genüge in einem besonders harten Winter wie 2010 nicht, um über die Heizsaison zu kommen, aber dank der inzwischen aktiven LNG Terminals sei es möglich, nachzuliefern.

Ein rein nationaler Blick sei natürlich im verbundenen Europa zu kurzsichtig, deshalb gebe es die EU-Ziele, die auch kontrolliert würden. Allerdings müsse man wachsam sein gegen mögliche Angriffe auf die Gasinfrastruktur, insbesondere durch Sabotageakte. Das gelte vor allem auch für die drei unterseeischen Pipelines für Gas aus Norwegen. Daher sei es nötig, die vorgesehenen LNG-Terminals tatsächlich auszubauen, da dann notfalls maximal bis zu 70 Prozent des deutschen Bedarfs als LNG importiert werden könnten.

Die vorhandenen Sicherheitsbehörden müssten besser verschränkt werden und zusammenarbeiten, um Gefährdungen kritischer Infrastruktur abzuwehren. „Wir sind da noch etwas hinter der Kurve und können viel von unseren nordischen Nachbarn wie Finnland und Norwegen lernen“, sagte der Abteilungsleiter. 

Wasserstoffkernnetz kommt sicher

Auch wenn der Staat aktuell Eigentümer an den Gasimporteuren Sefe und Uniper ist, mische er sich nicht in das operative Geschäft ein. Dennoch wünsche Kluttig sich mehr langfristige Lieferverträge und weniger Einkäufe am Spotmarkt, so wie aktuell. Falls wirklich die EU, wie von US-Präsident Trump gefordert, für 750 Milliarden Dollar Brennstoffe wie Gas importiert würden, könne man es bei Überschüssen auch am Weltmarkt weiterverkaufen, sagte Kluttig.

Wasserstoff sei auf jeden Fall ein Gas der Zukunft, auch wenn aktuell einige Projekte abgesagt oder verzögert werden. Das Wasserstoffkernnetz komme auf jeden Fall, so Kluttig. So würden noch in diesem Jahr 400 Kilometer der Opal-Gasleitung von Lubmin nach Süden umgewidmet. Er hält Differenzverträge (CfD) für ein gutes Mittel, um Investitionssicherheit für Unternehmen zu schaffen. Das habe auch die Wirtschaftsministerin Reiche am Vortag betont, bei der Vorstellung des Monitoringberichts. 
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Dienstag, 16.09.2025, 11:17 Uhr

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