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Enerige & Management > Wasserstoff - Henne, Ei und Wasserstoff
Quelle: Shutterstock / Scharfsinn
WASSERSTOFF:
Henne, Ei und Wasserstoff
Während die ersten Tankstellen für Brennstoffzellen-Pkw bereits wieder schließen müssen, entstehen deutschlandweit neue Tankanlagen für Brennstoffzellen-Lkw: Eine Wette auf die Zukunft.
 
49 Prozent der Deutschen erwarten, dass sich im Bereich der Pkw-Antriebe langfristig die Brennstoffzelle durchsetzt. Das war das Ergebnis einer Civey-Umfrage im Auftrag des Spiegel im Frühjahr 2023. Bislang allerdings fahren auf deutschen Straßen kaum Brennstoffzellen-Pkw. Von rund 61 Millionen Fahrzeugen, die zum 1. Januar 2024 in Deutschland zugelassen waren, fuhren gerade einmal 2.410 mit Brennstoffzellenantrieb.

Ein Grund dafür: Momentan am deutschen Markt erhältlich sind mit dem Hyundai Nexo und Toyota Mirai lediglich zwei Pkw-Modelle, die Wasserstoff tanken. Ein weiterer Grund könnte die Verfügbarkeit von Wasserstofftankstellen sein. Die Frage, ob der Infrastrukturausbau die Voraussetzung für oder die Folge der Etablierung von Brennstoffzellenfahrzeugen ist, ähnelt der Henne-Ei-Problematik.

Allerdings: Deutschland setzt bereits seit rund zehn Jahren auf das Ei. Mit Milliardenbeträgen wird der Aufbau einer Wasserstofftankstelleninfrastruktur gefördert. An rund 80 Standorten betreibt das Unternehmen H2 Mobility mittlerweile Tankstellen für Brennstoffzellfahrzeuge, davon 54 Standorte für Pkw und 26 Standorte mit kombinierten Anlagen, an denen sowohl Pkw als auch Lkw tanken können. Die Hennen aber bleiben aus, allen Tankstellen zum Trotz hat sich der Brennstoffzellen-Pkw bislang nicht durchsetzen können.

In der Konsequenz schließen die ersten Standorte bereits wieder, so zum 1. April 2024 die 2017 in Koblenz errichtete Anlage. Nutzungszahlen dort zuletzt: Zehn regelmäßig tankende Pkw. Auch in Wuppertal schloss zum ersten April die dortige Wasserstofftankstelle. Der Standort in Derching, unweit von Augsburg, soll zum 31. Mai vom Netz gehen. Weitere Standorte stehen auf dem Prüfstand – insbesondere jene, die sich nicht zur Nutzung auch für Lkw umrüsten lassen.

Neue, größere, leistungsstärkere Standorte entstehen

Denn H2 Mobility setzt nun auf den Schwerlastverkehr. Am BASF-Standort im rheinland-pfälzischen Frankenthal beispielsweise entsteht gerade eine neue Anlage mit einer Tageskapazität von bis zu 800 Kilogramm Wasserstoff. Dem Anbieter zufolge ist das genug, um damit mehr als 30 Lkw oder Busse zu betanken. Bis 2027 will H2 Mobility die Kapazität dann sogar verdoppeln.

Denn, so Martin Jüngel, Geschäftsführer und CFO von H2 Mobility Deutschland: „Die Nachfrage im Schwerlastverkehr wird auch in dieser Region deutlich zunehmen. Deshalb bauen wir neue Standorte wie in Frankenthal um ein Vielfaches größer als noch vor ein paar Jahren. Hier können zukünftig bis zu drei Fahrzeuge gleichzeitig tanken, darunter Busse und Lkw mit 350 bar sowie leichte Nutzfahrzeuge und Pkw mit 700 bar.“

Auch in den Ausbau dieser Infrastruktur fließen Fördergelder, im Fall von Frankenthal sind es 1,3 Millionen Euro, die das Bundesverkehrsministerium bereitstellt. Doch es mehren sich die Stimmen, die diese Investitionen zunehmend kritisch sehen – denn ebenso wie im Pkw-Segment ist auch der Ausbau der Infrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge eine Wette auf die Zukunft.

Mit ungewissem Ausgang: Galt es lange als gesetzt, dass sich batterieelektrische Antriebe im Schwerlastverkehr nicht durchsetzen können − zu schwer die Batterien, zu gering die Reichweite, zu lang die Ladezeiten −, übertrumpfen sich die Anbieter auf dem Gebiet jüngst mit immer neuen Innovationen.

Wo weitere Fallstricke lauern könnten und wie sich Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik positionieren, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Energie & Management, die am 1. Juni erscheint.
 

Katia Meyer-Tien
Redakteurin
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Donnerstag, 30.05.2024, 15:52 Uhr

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