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Enerige & Management > Gutachten - Erneuerbare kurbeln lokale Wirtschaft an
Quelle: Energietage 2025
GUTACHTEN:
Erneuerbare kurbeln lokale Wirtschaft an
Das Bundeswirtschaftsministerium hat ein Gutachten zur regionalen Wertschöpfung durch erneuerbare Energien vergeben, dessen Ergebnisse auf den Berliner Energietagen vorgestellt wurden.
 
Der Ausbau erneuerbarer Energien bringt nicht nur Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität, sondern wirkt sich laut einem neuen Gutachten auch wirtschaftlich positiv auf die Regionen aus. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hatte im Sommer 2024 eine Untersuchung beauftragt. Durchgeführt wurde sie vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und IW Consult, einem Tochterunternehmen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.

Ziel der soeben abgeschlossenen Studie war es, bislang ungenutzte Potenziale der regionalen Wertschöpfung im Zusammenhang mit Erneuerbaren Energien zu identifizieren und konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Zentrale Ergebnisse des Gutachtens wurden am 7. Mai 2025 bei den Berliner Energietagen vorgestellt. Die Veranstaltungsreihe umfasst in diesem Jahr über 60 Online-Formate sowie einen Präsenzteil Ende Mai im Berliner Ludwig-Erhard-Haus.

Laut der Analyse sind Investitionen in erneuerbare Energien ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Im Jahr 2024 flossen rund 32 Milliarden Euro in neue Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Den größten Anteil hatte dabei erneut die Photovoltaik, gefolgt von Windenergie sowie Geothermie und Umweltwärme. Der laufende Betrieb dieser Anlagen brachte im selben Jahr Umsätze in Höhe von 23,3 Milliarden Euro, insbesondere durch die Bioenergie.

Hohe Wertschöpfung vor Ort

Die Forscher betonen, dass die Nutzung erneuerbarer Energien überwiegend dezentral erfolgt und dadurch eine direkte wirtschaftliche Wirkung auf die Regionen entfaltet. Neben Umsätzen entstehen auch Steuereinnahmen, Pachteinnahmen und Arbeitsplätze. In jeder der vier untersuchten Wertschöpfungsstufen – Planung, Bau, Betrieb sowie Rückbau und Recycling – entstehen kommunale Einkommen aus Beschäftigung, Unternehmensgewinne und Steueraufkommen.

Diese Effekte lassen sich laut Gutachten je Kilowatt installierter Leistung quantifizieren. Die regionale Wertschöpfung fällt umso höher aus, je mehr Stufen der Wertschöpfung in der jeweiligen Kommune angesiedelt sind und je aktiver dort ansässige Unternehmen eingebunden sind. Der Bericht verweist zudem auf positive Nebeneffekte wie eine stärkere Bürgerbeteiligung, den Ausbau der Energieautonomie sowie Impulse für den Umweltschutz.

Darüber hinaus weist das BMWK auf weitere wirtschaftliche Effekte im Umfeld der Energiewende hin, die im Gutachten noch nicht im Detail untersucht wurden. Dazu zählen etwa Investitionen in Energiespeicher, Elektrofahrzeuge, Netzinfrastruktur oder Elektrolyseure – also all jene Technologien, die für die Integration Erneuerbarer Energien in Wärmeversorgung, Verkehr und Industrie notwendig sind.
 
Regionale Wertschöpfungspotenziale aus PV und Windkraft 2023 und 2033
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: IÖW

Fünf Praxisbeispiele einbezogen

Fünf Gemeinden in Deutschland wurden mit ihren Erfahrungen in die Untersuchung einbezogen. Dies waren Feldheim in Brandenburg, Dardesheim in Sachsen-Anhalt, Lichtenau in Nordrhein-Westfalen, Wilstedt in Niedersachsen und Wunsiedel in Bayern. Die Kommunalvertreter betonten die Notwendigkeit, mit Investoren und Bevölkerung eng zusammenzuarbeiten, damit die Windkraftanlagen und PV-Module als Gewinn erkannt werden. Von den generierten Einnahmen konnten sie kommunale Vorhaben umsetzen, wie in Wilstedt einen Kindergarten erbauen.

Feldheim konnte seine finanzielle Situation durch Abgaben aus Windparks verbessern, Wunsiedel sich von einer Abwanderungsregion in eine Zuwanderungsregion gewandelt, auch durch den reichlich vorhandenen Strom aus den erneuerbaren Anlagen. Dardesheim konnte mit einer Bürgerenergiegesellschaft viele Bewohner auch finanziell beteiligen und so eine hohe Zustimmung erzielen.

In Lichtenau entschied man sich, die Windparks in Clustern zu genehmigen, um die Belastung auf bestimmte Gebiet zu konzentrieren. Inzwischen drehen sich über 160 Windkraftrotoren um diese Kommune. „Dank des Repowerings mit höheren Anlagen werden es von einst 220 Anlagen allmählich weniger, bei mehr erzeugtem Strom“, sagte Bürgermeisterin Ute Dülfer bei der Studienpräsentation.

Insgesamt zeigt das Gutachten: Der wirtschaftliche Nutzen der Energiewende geht weit über Kosteneinsparungen für fossile Importe oder Klimaschäden hinaus. Sie bietet strukturelle Chancen für ländliche Regionen und stärkt lokale Wirtschaftsstrukturen – vorausgesetzt, Kommunen und Unternehmen gestalten den Ausbau aktiv mit.

Ein Kontakt zum IÖW-Autor der Studie  steht im Internet bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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