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Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
KLIMASCHUTZ:
Energiewende-Monitor sieht kleine Fortschritte und große Lücken
Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring hat ein Statusupdate veröffentlicht. Fortschritten beim Ökostrom-Ausbau, stehen Defiziten bei Netzen und Energiesicherheit gegenüber.
 
Die von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission für das Energiewende-Monitoring hat am 21. März ihr aktuelles Statusupdate vorgestellt. Der Bericht zeigt in den Ampelfarben viel gelb und rot.

Während der Ausbau erneuerbarer Energien im grünen Bereich liegt, bestünden erhebliche Herausforderungen in den Bereichen Netzinfrastruktur, Energiesicherheit und Energieeffizienz. Besonders kritisch bewertet die Kommission die mangelnde Marktintegration erneuerbarer Energien, Verzögerungen beim Bau steuerbarer Kraftwerke sowie den stockenden Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.

Laut dem Vorsitzenden der Kommission, Prof. Andreas Löschel, haben sich die Bedingungen für die Energiewende in einigen Bereichen verbessert, etwa bei Netzen, Energiekosten und Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig seien neue Probleme entstanden, die dringend politisches Handeln erfordern. „Die Schaffung der passenden Rahmenbedingungen für die Energiewende ist unverändert zu leisten“, so Löschel.

Mehr Fortschritte im Gebäude- und Verkehrsbereich nötig

Die Expertenkommission, bestehend aus den Wissenschaftlern Andreas Löschel, Veronika Grimm, Felix Matthes und Anke Weidlich, untersucht regelmäßig den Fortschritt der Energiewende. Der aktuelle Bericht betont den Handlungsbedarf bei der Dekarbonisierung von Gebäuden und Verkehr sowie der Transformation der Industrie. Prof. Weidlich unterstreicht die Bedeutung der Elektrifizierung als zentrale Strategie. Besonders wichtig sei es, die Strompreise zu senken, um die Nutzung von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und elektrifizierten Industrieprozessen zu fördern.

„Der Anstieg der Stromnachfrage bis zum Jahr 2030 könnte aufgrund aktueller Elektrifizierungstrends überschätzt sein“, sagte Prof. Grimm. Durch eine entsprechende Anpassung der Investitionsentscheidungen könnte der Anstieg der Netznutzungsentgelte im Zeitverlauf reduziert werden.

Gleichzeitig bleibt aber die beschleunigte Planung und Genehmigung von Leitungsvorhaben essenziell. „Die Kosten des Netzausbaus könnten zudem gesenkt werden, indem bei der Umsetzung von Gleichstromprojekten Freileitungen vorgesehen werden, statt wie bisher Erdkabeln den Vorrang einzuräumen“, so Grimm.

Versorgungssicherheit erhöhen

Ein weiteres Problemfeld bleibe die Stromversorgungssicherheit. Während der Ausbau erneuerbarer Energien an Fahrt gewinnt, gehen steuerbare Kraftwerkskapazitäten weiter zurück. Felix Matthes betont, dass der Bau neuer, flexibel einsetzbarer Gaskraftwerke notwendig sei, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Er fordert eine überarbeitete Kraftwerksstrategie mit weniger restriktiven Regeln für den Einsatz von Wasserstoff.

Die Experten warnen zudem vor hohen Rohstoffabhängigkeiten und einer unzureichenden Diversifizierung der Erdgasimporte. Trotz aller Fortschritte sei der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch noch immer zu niedrig. Besonders kritisch bewertet der Bericht die Effizienzfortschritte im Gebäudesektor, die „weit hinter den Zielen“ zurückblieben.
 
Das Ampelbild des Statusreports Energiewende vom 21. März 2024 -
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Quelle: Expertenkommission Energiewendemonitor


Die Energiewende-Ampel der Kommission zeigt in vielen Bereichen weiterhin Handlungsbedarf: Während der Ausbau der erneuerbaren Energien als einziger Sektor weitgehend positiv verläuft, stehen Netzausbau, Energiesicherheit und Energieeffizienz unter erheblichem Druck. Laut dem Bericht muss die jährliche Minderung der Treibhausgasemissionen verdoppelt werden, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Derzeit liegt die Reduktion der Emissionen bei 48 Prozent im Vergleich zu 1990. Bis 2030 sind mindestens 65 Prozent erforderlich.

Die Expertenkommission wurde 2011 eingesetzt und versteht ihr Statusupdate als Orientierung für politische Entscheidungsträger, insbesondere mit Blick auf den anstehenden Regierungswechsel. Noch bis zum 24. März tagen die Fachgruppen der Koalitionsgespräche zwischen Union und SPD.

Das Statusupdate zum Energiewende-Monitoring  steht als PDF zum Download bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Freitag, 21.03.2025, 15:25 Uhr

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