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Enerige & Management > Wärme - Aurubis-Abwärme heizt dem Hamburger Stadtnetz ein
Vogelperspektive des Hauptsitzes von Aurubis in Hamburg. Quelle: Aurubis
WÄRME:
Aurubis-Abwärme heizt dem Hamburger Stadtnetz ein
Mit Abwärme des Kupferherstellers Aurubis sollen bis zu 20.000 Hamburger Haushalte künftig beheizt werden. Dafür öffneten Vertreter von Unternehmen und Politik symbolisch das Ventil.
 
Symbolisch am großen Rad der Energiewende drehten in Hamburg der erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und der Wirtschaftsstaatssekretär Christian Maaß (BMWK, Grüne). Sie starteten damit die Lieferung klimaneutralen Industriewärme von Aurubis an das Fernwärmenetz der Hansestadt. Die Hamburger Energiewerke (HEnW) wollen mit der Abwärme des Metallherstellers künftig bis zu 20.000 Hamburger Haushalte klimaneutral heizen.

Der symbolische Lieferstart vom 9. Januar 2025 setzt den im Dezember 2021 geschlossenen Vertrag zwischen den beiden Unternehmen planmäßig um. Dieses Projekt sei in seiner Größe und Komplexität einzigartig in Deutschland. Das Multimetallunternehmen Aurubis koppelt die Wärme in einem Nebenprozess seiner Kupferproduktion aus. Dafür hat das Unternehmen im Sommer 2024 umfangreiche Investitionen in seiner Hamburger Hütte vorgenommen.

Wärmespeicher vermittelt zwischen Erzeugung und Verbrauch

Die Wärme wird in Form von heißem Wasser in den Druckwärmespeicher in Hamburg-Veddel geleitet, den die Hamburger Energiewerke kürzlich fertiggestellt haben. Der Wärmespeicher ist bereits mit bis zu vier Millionen Litern Heißwasser der Aurubis-Wärme befüllt. Er funktioniert ähnlich wie eine Thermoskanne: Bei Bedarf wird die Wärme in das über 860 Kilometer lange Stadtnetz der Hamburger Energiewerke eingespeist. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB Hamburg) fördern das Projekt.
 
Die Industriewärmelieferung von Aurubis in Kombination mit dem Wärmespeicher ist ein Baustein des Energieparks Tiefstack, mit dem die Hamburger Energiewerke den Kohleausstieg Hamburgs bis 2030 besiegeln. Die regelmäßige Wärmelieferung soll noch in der Heizperiode 2024/2025 beginnen. Hamburgs Bürgermeister Tschentscher sagte: „Die bislang ungenutzte Abwärme der Kupferhütte trägt zur Dekarbonisierung im Gebäudesektor bei, indem bis zu 100.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden.“ 
 
Christian Maaß, BMWK-Abteilungsleiter für Wärme, Wasserstoff und Effizienz unterstrich: „Unser Ziel als Bund ist, dass solche Projekte künftig noch einfacher umsetzbar werden, indem wir die Rahmenbedingungen weiter verbessern, denn das Potenzial für Abwärmenutzung ist riesig.“ In den nächsten Jahren kämen riesige Mengen Abwärme aus Rechenzentren für künstliche Intelligenz und aus Elektrolyseuren für die Wasserstoff-Erzeugung auf den Markt. „Diese Abwärme sollte genutzt werden, um kostengünstige Fernwärme zu erzeugen - anstatt sie in die Luft zu pusten“, sagte er.
 
Symbolischer Start der Wärmelieferung von Aurubis von links: Ulf Gehrckens und Toralf Haag (Aurubis), Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, Christian Maaß (BMWK), Kirsten Fust und Michael Prinz (HEnW)
Quelle: Hamburger Energiewerke

Beispiel für ganz Deutschland
 
„Das bundesweite Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter reiht sich in unsere Erfolge für die Wärmewende in Hamburg ein“, sagte der Hamburger Klimasenator Jens Kerstan. Der Aurubis-CEO Toralf Haag, forderte: „Damit es mehr solch zukunftsweisender Projekte gibt, muss grüne Industriewärme künftig mehr regulatorische Anerkennung erfahren und im Emissionshandel voll angerechnet und ein funktionierender Markt für grüne Herkunftsnachweise geschaffen werden.“
 
Da die Wärmeproduktion bei Aurubis und der Wärmebedarf der Fernwärmekunden oft zeitlich versetzt anfallen, wird die ausgekoppelte Industriewärme in Form von 105 Grad Celsius heißem Wasser im nahe gelegenen Druckwärmespeicher der Hamburger Energiewerke zwischengespeichert. In Verbindung mit einer Netzpumpenanlage kann die Wärme bei Bedarf in das über 860 Kilometer lange Stadtnetz eingespeist werden. Um die Industriewärme zu den Hamburger Haushalten zu bringen, nutzen die Hamburger Energiewerke im ersten Abschnitt vom Aurubis-Werk zur Elbquerung eine bestehende Leitung der Enercity Contracting Nord GmbH.
 
In Hamburg nutzt der Energieanbieter Enercity aus Hannover schon seit 2018 in einem kleineren Projekt Abwärme von Aurubis. Versorgt werden der Osten der Hafencity und mittlerweile auch Rothenburgsort. In Hamburg sind 35 Prozent aller Wohnungen am Fernwärmenetz angeschlossen, im bundesweiten Vergleich sind es nur 15 Prozent. Im Mai 2022 wurden 18,1 Prozent aller Gebäude in Hamburg mit Fernwärme beheizt, wie Statistik Nord mitteilt.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Donnerstag, 09.01.2025, 15:11 Uhr

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