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Enerige & Management > Volta-X - „Wir brauchen standardisierte Lösungen“
Norbert Neuhaus auf der Bühne der E&M-Innovationsarena auf der Volta-X. Quelle: E&M /Katia Meyer-Tien
VOLTA-X:
„Wir brauchen standardisierte Lösungen“
Zwischen Gaspreisschock, Wärmepumpen-Boom und GEG sieht sich die Heizungsbranche Umbrüchen gegenüber. Wie Viessmann diesen begegnet erläuterte Norbert Neuhaus auf der Volta-X.
 
Neue Gasheizungen verkaufe man durchaus noch, sagte Norbert Neuhaus, Leiter des Vertriebskanals beim Energielösungsanbieter Viessmann Climate Solutions. Und wenn dadurch eine alte, ineffizientere Anlage ersetzt werde, dann sei das auch sinnvoll: „Jede Maßnahme, die CO2 einspart, ist opportun.“ Die Zukunft sehe er aber ganz klar anderswo, erläuterte Neuhaus in der E&M-Innovationsarena auf der Fachmesse Volta-X: „Wenn die Umstände passen, dann ist die Wärmepumpe jetzt die absolut richtige Entscheidung.“

Eine Entscheidung, die sich viele aber noch immer nicht leicht machen. Der Schaden, den die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz angerichtet habe, sei nachhaltig: „Das braucht viel Arbeit, um das aus den Köpfen der Kunden wieder rauszubekommen. Unsere Botschaft nach Berlin ist: Fasst das Ding nicht mehr an!“ Denn auch ohne weitere Gesetzesänderungen sei der Beratungsbedarf bei den Kunden enorm. Und damit auch die Anforderungen, denen Handwerker heute gerecht werden müssen. 

Noch bis 2019 sei der Markt ein völlig anderer als heute gewesen, referierte Neuhaus. Die Absätze waren stabil, etwa 60.000 Gasheizungen wurden jährlich installiert. Ging eine kaputt, rief der Kunde den Handwerker und bestellt eine neue. So etwas wie eine Customer Journey, sagte Neuhaus, gab es damals so gut wie gar nicht. 

Reparieren statt entscheiden

Heute hingegen sehe sich die Branche einem hochdynamischen Marktumfeld gegenüber. Ab 2020 stiegen die Preise, der Wärmepumpenmarkt wuchs erst bis an die Belastungsgrenze von Handwerk und Herstellern und brach dann 2024 deutlich ein. Es herrsche Unsicherheit: „Wir merken jetzt, dass die Menschen sich gar nicht die Frage stellen wollen, welches System für sie das richtige ist. Lieber reparieren sie, wo es noch geht.“

Eine Ursache für die Unsicherheit macht Neuhaus in der Komplexität der gesetzlichen Regelungen aus. Das Nebeneinander von Gebäudeenergiegesetz und Kommunaler Wärmeplanung mit unterschiedlichen Fristen und regionalen Unterschieden sei sehr erklärungsbedürftig: „Heizungstausch heute heißt Beratung, Beratung, Beratung.“

Darüber hinaus sei auch die handwerkliche Seite komplexer geworden, sagte Neuhaus. Der Einbau einer Wärmepumpe ist aufwändig, kostenintensiv und teilweise mit mehrwöchigen Lieferfristen verbunden, auch seien häufig mehrere Gewerke beim Bau beteiligt. Und: Auf dem Markt sind völlig neue Mitbewerber aufgetaucht, die dem Kunden Komplettpakete bis hin zum Stromvertrag anbieten − in einem Umfang, den einzelne Handwerksbetriebe gar nicht leisten können. „Wir müssen aufpassen, dass wir den kleinen Handwerker nicht verlieren.“

Kooperation und Standardisierung

Bei Viessmann Climate Solutions setzt man in der Konsequenz auf Kooperation mit Handwerkern wie auch mit Energieversorgern. Und auf standardisierte Lösungen, die möglichst einfach zu installieren sein sollen. „Wir müssen systemisch denken“, sagte Neuhaus: „Von klassisch bis alternativ, von Sektorkopplung bis zur Renaissance der Solarthermie.“ Eine Art Baukastenprinzip, in dem für jeden Gebäudetyp die richtige Lösung zu finden ist. 90 Prozent aller Gebäudetypen könne Viessmann so bereits abbilden. 

Und: Man müsse offen sein für neue Lösungen. In der Produktpalette ohnehin - die breite Aufstellung des Viessmann-Portfolios habe geholfen, die Verwerfungen auf dem Markt zu bewältigen, sagte Neuhaus. Aber auch darüber hinaus. Früher seien die Kunden selbstverständlich zu ihrem regionalen Fachhandwerker gegangen. Heute seien viele Verbraucher nicht mehr so verwurzelt, suchten selber nach Informationen und stellten gängige Konzepte infrage - wie beispielsweise, ob man Heizungen überhaupt selber besitzen müsse. Oder ob man sie nicht einfach mieten könne. Auch auf solche Fragen müsse die Branche Antworten haben.
 

Katia Meyer-Tien
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Mittwoch, 26.03.2025, 11:02 Uhr

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