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Enerige & Management > Wärme - Zwei Allgäuer Kommunen starten Wärmewende
Erster Spatenstich für das Heizwerk Memmingen Süd. Quelle: Ingo Jensen
WÄRME:
Zwei Allgäuer Kommunen starten Wärmewende
Im Allgäu investiert die in Memmingen ansässige Econ AG 8 Millionen Euro in ein Fernwärmeprojekt. Es heißt „Regenerative Wärmeversorgung Memmingen Süd und Benningen“.
 
Gemeinsam mit der bayerischen 2.200-Einwohner-Gemeinde Benningen und der Rohde & Schwarz Messgerätebau will die Econ künftig bis zu 30.000 MWh Wärme komplett regenerativ erzeugen. Dies genüge für die komplette Wärmeversorgung der Gemeinde Benningen, aber auch Teile der westlichen Nachbarstadt Memmingen sowie Industriekunden wie die Memminger Niederlassung des Elektronikunternehmens Rohde & Schwarz.

Herzstück des Projektes wird eine neue Energiezentrale sein, das „Heizwerk Memmingen Süd / Benningen“. Das Konzept: Die Wärme kommt von einem Hackschnitzel-Kessel und Groß-Wärmepumpen, die über regenerativen Strom aus den Photovoltaikanlagen an der Start- und Landesbahn des Allgäu Airports versorgt werden. Jährlich lassen sich so 2,5 Millionen Kubikmeter Erdgas und bis zu 7.500 Tonnen CO2 einsparen.

Regenerativer Wärmemix

„Das ist ein absolutes Leuchtturm-Projekt für die gesamte Region, denn wir haben hier einen zukunftsweisenden Wärmemix, der zu 100 Prozent regenerativ ist und sich (...) skalieren lässt“, erklärt Peter Waizenegger, Vorstand der Econ, in einer Unternehmensmitteilung. Seit mehr als 15 Jahren entwickelt das Unternehmen für Kunden aus Kommunen, Industrie und Gewerbe CO2-neutrale Energiekonzepte sowie nachhaltige und hocheffiziente Wärmeversorgungen, die Ressourcen schonen und Energiekosten optimieren.

In Benningen sind die Netzinstallationen vorausschauend geplant, sodass bis zu 50.000 MWh pro Jahr Wärmeleistung möglich sind. Die Zahl der Groß-Wärmepumpen lässt sich bei Bedarf entsprechend erhöhen. Außerdem gewinnt das Fernwärme-Netz die Niedrigtemperatur-Abwärme aus den Kühlprozessen von Industriekunden als Wärmequelle für die Wärmepumpen. „Dadurch haben unsere Groß-Wärmepumpen einen Doppelnutzen und einen sensationell hohen Wirkungsgrad“, so Waizenegger.

Bürgerinnen und Bürger ziehen mit

Benningens Bürgermeister Martin Osterrieder (Liste CSU / Freie Wähler) begrüßt die regenerative Wärmeversorgung der Gemeinde: „Wir haben viele Liegenschaften, die allesamt mit Öl oder Gas beheizt werden.“ Die Lebenserwartung dieser Heizungen sei begrenzt, daher wollte man zunächst eine eigene 500-kW-Hackschnitzel-Anlage installieren. „Durch die Kooperation mit Econ haben wir nun natürlich ganz neue Dimensionen und vor allem auch eine langfristige Versorgungssicherheit“, erläutert er.

Das Konzept komme auch bei den Bürgerinnen und Bürgern von Benningen an. Von den 34 Anwesen, die an der neuen Trasse entlang der Ausfallstraße nach Memmingen Süd liegen, nutzen 26 sofort oder mittelfristig den Fernwärmeanschluss. „Das sind 75 Prozent der Gebäude, und ich gehe davon aus, dass wir diesen Prozentsatz auch erreichen, wenn wir die aktuell laufende Wärmeplanung für das gesamte Gemeindegebiet abgeschlossen haben“, so Osterrieder.

Unternehmen ersetzt Erdgas

Pilotprojekt-Partner aus der Industrie ist die Rohde & Schwarz Messgerätebau im Gewerbegebiet Süd in Memmingen. „Durch die Umstellung auf Fernwärme werden wir in Memmingen zu einem sehr großen Teil vom Energieträger Gas wegkommen und jährlich bis zu 270 Tonnen CO2 einsparen“, erläuterte David Friesinger, Energie- und Umweltmanager des Unternehmens.

In seiner Klimastrategie 2030 habe sich Rohde & Schwarz das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 gegenüber 2017 um 55 Prozent zu reduzieren.

Die Inbetriebnahme der Heizzentrale ist für den September 2025 geplant. Der Hackschnitzel-Kessel hat eine Leistung 5.000 kW, die Hochtemperatur-Wärmepumpen leisten in der ersten Ausbaustufe rund 1.500 kW. Insgesamt rund 4 Kilometer Wärmenetz werden errichtet.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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