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Enerige & Management > Klimaschutz - WWF kritisiert europäisches Emissionshandelssystem
Quelle: Shutterstock / Black Salmon
KLIMASCHUTZ:
WWF kritisiert europäisches Emissionshandelssystem
Der europäische Handel mit Emissionszertifikaten (ETS) soll Unternehmen Anreize zur Dekarbonisierung geben. Doch das funktioniert bislang nicht, sagt die Umweltschutzorganisation.
 
Viele Vergünstigungen, wenig CO2-Einsparungen: In einer aktuellen Studie kritisieren der Think Tank Carbon Market Watch und die Umweltschutzorganisation WWF die Vergabepraxis von CO2-Zertifikaten im europäischen Emissionshandel (ETS).

So sei im Vergleich zu 2013 der CO2-Fußabdruck in der Zementindustrie um 12 Prozent gesunken, in der Stahlindustrie um 20 Prozent und in der Ölindustrie um etwa 10 Prozent. Das sei zu wenig, um die für 2030 gesetzten Klimaziele − die Senkung der Netto-Treibhausgasemissionen in der EU bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 − zu erreichen, heißt es in der Studie.

Bislang sei die Strategie der Europäischen Kommission darauf ausgerichtet gewesen, gleichzeitig die Dekarbonisierung der Schwerindustrie und den Hochlauf grüner Technologien finanziell zu fördern. Die Verhandlungen über die Klimaziele für 2040 und den Clean Industrial Deal seien ein guter Anlass, so die Autoren der Studie, die Auswirkungen des EU-Emissionshandelssystems auf die emissionsintensiven Industriezweige wie Stahl, Zement und Chemie zu untersuchen.

„Ein Wunschtraum“

Dabei kommen die Autoren zu keinem günstigen Ergebnis: Dass die Verursacher für die Emissionen zahlen, bleibe bislang „ein Wunschtraum“. Allein im Jahr 2023 seien etwa 40 Milliarden Euro durch kostenlos zugeteilte Zertifikate „verloren gegangen“, statt in Dekarbonisierungsprojekte zu fließen.

Tatsächlich hätten einige Industriezweige, darunter Stahl, Zement und Chemie, sogar Gratiszertifikate für mehr als die von ihnen tatsächlich ausgestoßene Menge an CO2 zugeteilt bekommen. So habe beispielsweise der Luxemburgische Stahlproduzent Arcelor Mittal im Jahr 2023 Zertifikate für 45.370.513 Tonnen CO2 kostenfrei erhalten. Die tatsächlich emittierte Menge CO2 belief sich aber auf nur 33.046.950 Tonnen. Die eigentlich für die von 2021 bis 2030 laufende Phase vier des ETS vorgesehene Auktionierung der Zertifikate sei oft noch eher die Ausnahme als die Regel.

Die Autoren leiten daraus vier Empfehlungen an die Politik ab:
  • Das Ende kostenlosen Zertifikatszuteilung so schnell wie möglich, spätestens aber bis 2030. Bis dahin sollten Zertifikate nur noch an solche Unternehmen kostenfrei zugeteilt werden, die deutlich erkennbare Anstrengungen zur Dekarbonisierung zeigen. 
  • Die Unterstützung von Klimaschutzpolitik und industrieller Transformation durch einen gezielter ausgerichteten Innovationsfonds 
  • Die Implementierung eines funktionierenden und robusten CO2-Grenzausgleichssystems (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM), um klimafreundliche Technologien zu fördern, bis zum Jahr 2026 
  • Die Gewährleistung, dass jedwede finanzielle Unterstützung für ETS-Industrien mit verbindlichen Klimazielen und der Einhaltung sozialer Standards verknüpft sein muss

Die vollständige Studie „A clean industrial revolution in Europe“  ist auf den Internetseiten des WWF verfügbar.
 

Der Europäische Emissionshandel

Der Europäische Emissionshandel (EU-ETS) soll zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen der Energiewirtschaft und der energieintensiven Industrien führen. Er Handel funktioniert nach dem Prinzip „Cap and Trade“: Dabei wird anhand einer Obergrenze (englisch „Cap“, Deckel) festgelegt, wieviel in einer bestimmten Periode insgesamt emittiert werden darf. Gerechnet wird dabei in CO2-Äquivalenten, andere Treibhausgase werden in diese umgerechnet.

Alle Unternehmen, deren Anlagen in den Emissionshandel einbezogen sind, müssen nun für jede emittierte Tonne an CO2-Äquivalenten eine Emissionsberechtigung abgeben. Durch den Handel (Trade) mit diesen Berechtigungen bildet sich ein Preis für CO2-Zertifikate. Einem Teil der Unternehmen wird dabei eine begrenzte Anzahl Emissionsberechtigungen entsprechend europaweit festgelegter Zuteilungsregeln kostenlos zur Verfügung gestellt.
 

Katia Meyer-Tien
Redakteurin
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Mittwoch, 26.02.2025, 16:04 Uhr

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