Quelle: Shutterstock / Lightspring
KLIMASCHUTZ:
Ungerechtigkeitsdebatte befeuert Klimapopulismus
Eine DIW-Studie zeigt, wie Narrative über Verteilungseffekte der Klimapolitik populistische Einstellungen verstärken – je nach Wählermilieu wirken sie unterschiedlich.
Populistische Parteien nutzen gezielt Narrative über die sozialen Folgen von Klimapolitik, um Zustimmung zu gewinnen. Das
geht aus einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hervor. Matilda Gettins und Lorenz
Meister analysierten, wie drei weit verbreitete Narrative über die Kosten von Klimaschutzmaßnahmen auf populistische Haltungen
wirken. Grundlage der Studie war ein Umfrageexperiment mit rund 1.600 Teilnehmenden.
Laut den Forschenden verstärkt besonders das Argument, wonach einkommensschwache Haushalte überproportional belastet werden, klimapopulistische Einstellungen. Befragte, die diesem Narrativ zustimmten, äußerten auch geringere Zufriedenheit mit der Demokratie. Betroffen sind vor allem Frauen sowie Menschen mit geringem Einkommen in Ostdeutschland und konservativen Wählermilieus.
Ein zweites Narrativ richtet sich gegen Unternehmen: Wenn diese angeblich keine Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen, finden solche Argumente besonders bei Männern, in ostdeutschen Regionen und in linken Wählergruppen Anklang. Das dritte untersuchte Narrativ, wonach Klimapolitik die deutsche Wirtschaft schwäche, greift hingegen vor allem in rechten Wählerschichten.
Klimapolitik ausgewogen kommunizieren
Die Studie zeigt, dass Narrative ihre Wirkung im Zusammenspiel mit individuellen Lebenslagen und politischen Einstellungen entfalten. Damit können populistische Parteien gezielt an vorhandene Sorgen anknüpfen. „Eine sozial ausgewogene und transparent kommunizierte Klimapolitik ist der wirksamste Schutz vor populistischer Vereinnahmung“, so die Forschenden.
Neben den Narrativen verweisen die Autorinnen auch auf reale Unterschiede bei der Belastung: Haushalte mit hohem Einkommen verursachen deutlich mehr CO2-Ausstoß als ärmere, etwa durch größere Wohnflächen oder häufigere Flugreisen. Maßnahmen wie CO2-Bepreisung treffen jedoch einkommensschwache und ländliche Haushalte stärker, da sie häufiger auf das Auto angewiesen sind. Diese Verteilungskonflikte verstärken das Gefühl sozialer Ungerechtigkeit und können politische Polarisierung befördern.
Die Befragungsergebnisse legen nahe, dass viele Menschen Klimapolitik nicht nur als ökologisches, sondern zunehmend auch als soziales Problem wahrnehmen. Begriffe wie „Kosten“, „Ärmere“, „Reiche“ oder „Steuern“ tauchten in den offenen Antworten besonders häufig auf. Die Analyse ordnet die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit drei Hauptmustern zu: Konflikte zwischen Menschen mit hohem und niedrigem Einkommen, zwischen Unternehmen und Privathaushalten sowie zwischen Staaten.
Ablauf der Befragung
Im Experiment teilten die Forschenden die Teilnehmenden per Zufall verschiedenen Gruppen zu. Während eine Kontrollgruppe ein neutrales Narrativ erhielt, wurden die anderen mit einer der drei konfliktorientierten Erzählungen konfrontiert. Danach wurden ihre populistischen Einstellungen, klimapopulistischen Haltungen und die Zufriedenheit mit der Demokratie gemessen.
Das Ergebnis: Alle untersuchten Narrative können populistische Einstellungen verstärken – jedoch in unterschiedlicher Intensität und in verschiedenen politischen Lagern. Besonders anfällig für Klimapopulismus zeigen sich die Anhängerinnen und Anhänger der AfD sowie des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Weniger verbreitet sind populistische Muster in den Wählerschaften von SPD, Linken und Grünen.
Die Forschenden betonen, dass die Akzeptanz für Klimapolitik entscheidend davon abhängt, wie Kosten verteilt und kommuniziert werden. Ungerechtigkeitsempfinden schwächt nicht nur die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen, sondern auch das Vertrauen in die Demokratie. Um klimapolitische Ziele zu erreichen, sei daher eine gerechte und transparente Kommunikation notwendig, die sowohl soziale als auch ökologische Aspekte berücksichtigt.
Die DIW-Gesamtpublikation zu den Narrativen der Klimapolitik steht als PDF zum Download bereit.
Laut den Forschenden verstärkt besonders das Argument, wonach einkommensschwache Haushalte überproportional belastet werden, klimapopulistische Einstellungen. Befragte, die diesem Narrativ zustimmten, äußerten auch geringere Zufriedenheit mit der Demokratie. Betroffen sind vor allem Frauen sowie Menschen mit geringem Einkommen in Ostdeutschland und konservativen Wählermilieus.
Ein zweites Narrativ richtet sich gegen Unternehmen: Wenn diese angeblich keine Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen, finden solche Argumente besonders bei Männern, in ostdeutschen Regionen und in linken Wählergruppen Anklang. Das dritte untersuchte Narrativ, wonach Klimapolitik die deutsche Wirtschaft schwäche, greift hingegen vor allem in rechten Wählerschichten.
Klimapolitik ausgewogen kommunizieren
Die Studie zeigt, dass Narrative ihre Wirkung im Zusammenspiel mit individuellen Lebenslagen und politischen Einstellungen entfalten. Damit können populistische Parteien gezielt an vorhandene Sorgen anknüpfen. „Eine sozial ausgewogene und transparent kommunizierte Klimapolitik ist der wirksamste Schutz vor populistischer Vereinnahmung“, so die Forschenden.
Neben den Narrativen verweisen die Autorinnen auch auf reale Unterschiede bei der Belastung: Haushalte mit hohem Einkommen verursachen deutlich mehr CO2-Ausstoß als ärmere, etwa durch größere Wohnflächen oder häufigere Flugreisen. Maßnahmen wie CO2-Bepreisung treffen jedoch einkommensschwache und ländliche Haushalte stärker, da sie häufiger auf das Auto angewiesen sind. Diese Verteilungskonflikte verstärken das Gefühl sozialer Ungerechtigkeit und können politische Polarisierung befördern.
Die Befragungsergebnisse legen nahe, dass viele Menschen Klimapolitik nicht nur als ökologisches, sondern zunehmend auch als soziales Problem wahrnehmen. Begriffe wie „Kosten“, „Ärmere“, „Reiche“ oder „Steuern“ tauchten in den offenen Antworten besonders häufig auf. Die Analyse ordnet die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit drei Hauptmustern zu: Konflikte zwischen Menschen mit hohem und niedrigem Einkommen, zwischen Unternehmen und Privathaushalten sowie zwischen Staaten.
Ablauf der Befragung
Im Experiment teilten die Forschenden die Teilnehmenden per Zufall verschiedenen Gruppen zu. Während eine Kontrollgruppe ein neutrales Narrativ erhielt, wurden die anderen mit einer der drei konfliktorientierten Erzählungen konfrontiert. Danach wurden ihre populistischen Einstellungen, klimapopulistischen Haltungen und die Zufriedenheit mit der Demokratie gemessen.
Das Ergebnis: Alle untersuchten Narrative können populistische Einstellungen verstärken – jedoch in unterschiedlicher Intensität und in verschiedenen politischen Lagern. Besonders anfällig für Klimapopulismus zeigen sich die Anhängerinnen und Anhänger der AfD sowie des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Weniger verbreitet sind populistische Muster in den Wählerschaften von SPD, Linken und Grünen.
Die Forschenden betonen, dass die Akzeptanz für Klimapolitik entscheidend davon abhängt, wie Kosten verteilt und kommuniziert werden. Ungerechtigkeitsempfinden schwächt nicht nur die Zustimmung zu Klimaschutzmaßnahmen, sondern auch das Vertrauen in die Demokratie. Um klimapolitische Ziele zu erreichen, sei daher eine gerechte und transparente Kommunikation notwendig, die sowohl soziale als auch ökologische Aspekte berücksichtigt.
Die DIW-Gesamtpublikation zu den Narrativen der Klimapolitik steht als PDF zum Download bereit.
© 2025 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 24.09.2025, 11:23 Uhr
Mittwoch, 24.09.2025, 11:23 Uhr
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