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STUDIEN:
Umbrüche und Verwerfungen auf allen Märkten
Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt legen den Monitoringbericht 2022 vor. Er zeigt: Die Angebotsverknappung wegen des Ukrainekrieges traf bereits auf einen angespannten Energiemarkt.
 
Die Marktverwerfungen infolge des Ukrainekrieges sind noch gar nicht ganz berücksichtigt, doch der nun veröffentlichte Monitoringbericht der Netzagentur und des Kartellamtes, der sich primär auf 2021 bezieht, zeigt bereits deutliche Umwälzungen auf den Märkten.

So habe die vorzeitige Stilllegung von Kraftwerken auf dem Stromerzeugungsmarkt den Konzentrationsgrad bei der konventionellen Stromerzeugung deutlich gesteigert. Die fünf absatzstärksten Unternehmen auf dem Erst-Absatzmarkt erreichten dem Bericht zufolge 2021 einen gemeinsamen Marktanteil von 67 Prozent, 2020 lag dieser noch bei 65,3 Prozent.

Der Anteil der fünf größten Anbieter an der deutschen konventionellen Erzeugungskapazität hingegen lag Ende 2021 mit 53 Prozent unter dem Vorjahresniveau von 56,7 Prozent. Hintergrund sei, so der Bericht, die Umsetzung des Atom- und Kohleausstiegs, wonach wesentliche konventionelle Erzeugungskapazitäten und auch Anlagen der Fünf aus dem Markt ausgeschieden seien.

Dementsprechend hat das Kartellamt für 2021 auch eine Verschärfung der Marktmacht festgestellt. So deuteten die Ergebnisse einer Pivotanalyse (Residual Supply Index, RSI) erstmals seit mehr als zehn Jahren auf eine marktbeherrschende Stellung der RWE hin, heißt es in dem Bericht. Die Kraftwerke von RWE seien deutlich häufiger als in 5 Prozent der Jahresstunden (Vermutungsschwelle) unverzichtbar gewesen, um die Stromnachfrage zu decken.

Die Analysen zeigten ferner, dass auch die Bedeutung der Kraftwerkskapazitäten der Leag und der EnBW für die Deckung der deutschen Nachfrage 2021 zugenommen habe, ebenso wie die Bedeutung von Stromimporten.
  Steigende Nettostromerzeugung

Die deutschlandweite Nettostromerzeugung lag 2021 mit 551 TWh über dem Niveau von 2020 (+3,3 Prozent). Die konventionelle Erzeugung verzeichnete hierbei einen Anstieg von 11,6 Prozent. Besonders Kohle stieg damals stark an. Die Erzeugung aus Erneuerbaren sank um 17 TWh und damit um 7,2 Prozent. Dies war besonders auf das vergleichsweise wind- und sonnenarme Wetter zurückzuführen. Der EE-Anteil am Bruttostromverbrauch lag bei 40 Prozent.

Die gesamte installierte Erzeugungskapazität betrug Ende 2021 238.400 MW (2020: 236.300 MW). Hiervon sind 99.800 MW den konventionellen Energieträgern und 138.600 MW den erneuerbaren Energiequellen zuzuordnen. Im Bereich der Regenerativen lag der Leistungszuwachs 2021 bei 7.000 MW.

Der fortschreitende Ausbau der grünen Erzeugung bei gleichzeitigen Verzögerungen im Netzausbau habe das Netz belastet. Dennoch seien 97 Prozent des Ökostroms auch tatsächlich zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert worden.

Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich das Preisniveau im Strom- und Gasgroßhandel noch einmal vervielfacht und ist sehr volatil, heißt es von Seiten der beiden Behörden. So hätten sich bis Ende August 2022 die Großhandelspreise für die Jahresgrundlast 2023 auf rund 1.000 Euro/MWh in der Spitze verdreifacht. Seitdem sind die Preise deutlich zurückgegangen.

Im Vertrieb keine marktbeherrschende Stellung

Auf den Endkundenmärkten für Strom und Gas lagen die kumulierten Marktanteile der vier absatzstärksten Strom- und Gaslieferanten bei der Belieferung von leistungsgemessenen und Standardlastprofil-Kunden unter den gesetzlichen Vermutungsschwellen für eine marktbeherrschende Stellung.

Zum Stichtag 1. April 2022 seien die Strompreise für Haushaltskunden auf Jahresbasis um 10,5 Prozent gestiegen. Der Gaspreis für Haushaltskunden stieg zeitgleich um 48 Prozent. „Durch die starke Volatilität auf den Beschaffungsmärkten und geänderte Beschaffungsstrategien der Gaslieferanten - verbunden mit einer weiteren Verknappung der verfügbaren Gasmenge - ergeben sich Belastungen für Letztverbraucher, denen der Staat mit der Absenkung der Mehrwertsteuer und der Gaspreisbremse entgegentreten wird“, erklärte dazu Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.

Bei allen Maßnahmen, um den Preisanstieg bei Strom und Gas einzudämmen, müssten die wettbewerblichen Folgen im Auge behalten werden. Die schwerwiegenden Marktverwerfungen hätten auch die Wechselmöglichkeit und -bereitschaft im Strom- und Gaseinzelhandel negativ beeinflusst. Es sei noch nicht absehbar, inwieweit sich die Verschlechterungen des Marktumfeldes als strukturell nachhaltig oder lediglich als Übergangsphänomen der extremen Preisvolatilität erweisen werden, so Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. Auch die Wirkung der eingesetzten Instrumente werde erst in den nächsten Monitoringberichten messbar sein.
 

Katia Meyer-Tien
Redakteurin
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Mittwoch, 30.11.2022, 16:40 Uhr

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