
Quelle: Stiftung Klimaneutralität
PHOTOVOLTAIK:
Trotz Solarboom fordert Branche Reformen
Photovoltaik lieferte 2024 fast 60 Milliarden kWh Strom in Deutschland, doch der Solarboom trifft auf den Streit um neue Netzgebühren. Die Klimastiftung macht deshalb Vorschläge.
Immer mehr Privathaushalte und Unternehmen in Deutschland setzen auf Strom aus Sonnenstrahlen. Laut Statistischem Bundesamt
speisten Photovoltaikanlagen im Jahr 2024 insgesamt rund 59,5 Milliarden kWh Strom ins öffentliche Netz ein. Damit deckte die Solarenergie 13,8 Prozent der gesamten inländischen Stromproduktion. Im Jahr zuvor hatte der Anteil noch bei 12 Prozent gelegen. Nach Angaben der Behörde waren im März 2025 in Deutschland gut 4,2 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von rund 100.000 MW installiert, ein Zuwachs um 23,7 Prozent binnen eines Jahres.
Boom steht auf wackligen Füßen
Während der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland dynamisch voranschreitet, bleibt das Land bei der Produktion der Solarmodule selbst deutlich hinter anderen Staaten zurück. Das Statistische Bundesamt meldet für 2024 einen starken Einbruch: Die Fertigung von Solarmodulen in Deutschland sank um mehr als die Hälfte auf 1,5 Millionen Stück, ein Rückgang um gut 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch im ersten Quartal 2025 setzte sich dieser Negativtrend fort.
Im internationalen Handel bleibt China der mit Abstand wichtigste Lieferant für Photovoltaikanlagen. Fast 86 Prozent der nach Deutschland importierten Anlagen kamen 2024 aus der Volksrepublik. Parallel zur Diskussion über Produktions- und Importabhängigkeiten sorgt derzeit ein Vorschlag der Bundesnetzagentur für Debatten. Die Behörde plant eine grundlegende Reform der Netzentgelte.
Solarbranche fürchtet Netzentgeltreform
Im Mai 2025 veröffentlichte sie ein Diskussionspapier zur sogenannten „Rahmenfestlegung der Allgemeinen Netzentgeltsystematik Strom“ (Agnes). Demnach könnten künftig auch Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen Netzgebühren für die Einspeisung ihres Stroms zahlen müssen. Zudem sollen Baukostenzuschüsse für den Netzausbau stärker von Anlagenbetreibern übernommen werden.
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) mit Sitz in Aachen kritisiert diese Vorschläge scharf. Netzgebühren für Einspeiser bedeuteten eine doppelte Belastung, erklärt der erste Vorsitzende Prof. Eberhard Waffenschmidt. Der Stromkunde zahle bereits für die Nutzung des Netzes. „Das wäre so, als müsste der Empfänger eines Briefes eine weitere Briefmarke aufkleben“, so Waffenschmidt. Statt zusätzlicher Kosten fordert der Verein ein Entgeltsystem, das Investitionen in Speicher, Steuerungstechnik und Netzausbau gezielt unterstützt.
Stiftung legt 10-Punkte-Plan für PV vor
Auch die Stiftung Klimaneutralität (SKN) aus Berlin sieht Reformbedarf – allerdings an anderer Stelle. Ihr Direktor Rainer Baake kritisierte jüngst die Pläne von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, die Ausbauziele für Photovoltaik zu senken. „Nicht die Ausbauziele müssen gekürzt werden, sondern die Kosten“, sagte Baake. Photovoltaik sei die günstigste Form der Stromerzeugung. Jede neue Anlage verdränge fossile Energieträger, senke die Importabhängigkeit und vermeide CO2-Emissionen.
Um den PV-Ausbau künftig kosteneffizienter und netzdienlicher zu gestalten, hat die Stiftung einen 10-Punkte-Plan vorgelegt. Demnach sollen vor allem Freiflächenanlagen stärker ausgebaut werden. Die SKN schlägt vor, den Anteil der Freiflächenanlagen am PV-Ausbau von derzeit 50 auf 65 Prozent zu erhöhen. Denn die Kosten für Freiflächen-PV liegen laut der Stiftung bei etwa 450 Euro pro kW installierter Leistung. Dagegen fielen für Anlagen auf Bestandsgebäuden zwischen 700 und 1.500 Euro pro kW an.
Darüber hinaus empfiehlt die SKN, die Ausschreibungsmengen für PV-Freiflächenanlagen auf 14.000 MW pro Jahr zu erhöhen. Die Einspeisevergütung solle kurzfristig auf 10 Cent pro kWh gedeckelt und bis 2030 schrittweise auf 7 Cent pro kWh abgesenkt werden. So könnten die Kosten für den Ausbau weiter sinken und gleichzeitig Investitionssicherheit für die mittelständisch geprägte Branche entstehen.
Ebenfalls im Fokus der Vorschläge stehen netzdienliche Anreize. Die Stiftung fordert verpflichtende zeitvariable Netzentgelte bis 2028 für alle Stromkunden mit PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Elektrofahrzeugen. Zudem solle die Direktvermarktung für kleinere Anlagen ausgeweitet werden. Damit könnten Betreiber ihre Einspeisung gezielt an Strompreissignale anpassen, etwa durch Batteriespeicher oder temporäre Abregelung bei negativen Strompreisen.
Das Papier der Stiftung Klimaneutralität zur PV-Politik steht als PDF zum Download bereit.
Boom steht auf wackligen Füßen
Während der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland dynamisch voranschreitet, bleibt das Land bei der Produktion der Solarmodule selbst deutlich hinter anderen Staaten zurück. Das Statistische Bundesamt meldet für 2024 einen starken Einbruch: Die Fertigung von Solarmodulen in Deutschland sank um mehr als die Hälfte auf 1,5 Millionen Stück, ein Rückgang um gut 56 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch im ersten Quartal 2025 setzte sich dieser Negativtrend fort.
Im internationalen Handel bleibt China der mit Abstand wichtigste Lieferant für Photovoltaikanlagen. Fast 86 Prozent der nach Deutschland importierten Anlagen kamen 2024 aus der Volksrepublik. Parallel zur Diskussion über Produktions- und Importabhängigkeiten sorgt derzeit ein Vorschlag der Bundesnetzagentur für Debatten. Die Behörde plant eine grundlegende Reform der Netzentgelte.
Solarbranche fürchtet Netzentgeltreform
Im Mai 2025 veröffentlichte sie ein Diskussionspapier zur sogenannten „Rahmenfestlegung der Allgemeinen Netzentgeltsystematik Strom“ (Agnes). Demnach könnten künftig auch Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen Netzgebühren für die Einspeisung ihres Stroms zahlen müssen. Zudem sollen Baukostenzuschüsse für den Netzausbau stärker von Anlagenbetreibern übernommen werden.
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) mit Sitz in Aachen kritisiert diese Vorschläge scharf. Netzgebühren für Einspeiser bedeuteten eine doppelte Belastung, erklärt der erste Vorsitzende Prof. Eberhard Waffenschmidt. Der Stromkunde zahle bereits für die Nutzung des Netzes. „Das wäre so, als müsste der Empfänger eines Briefes eine weitere Briefmarke aufkleben“, so Waffenschmidt. Statt zusätzlicher Kosten fordert der Verein ein Entgeltsystem, das Investitionen in Speicher, Steuerungstechnik und Netzausbau gezielt unterstützt.
Stiftung legt 10-Punkte-Plan für PV vor
Auch die Stiftung Klimaneutralität (SKN) aus Berlin sieht Reformbedarf – allerdings an anderer Stelle. Ihr Direktor Rainer Baake kritisierte jüngst die Pläne von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, die Ausbauziele für Photovoltaik zu senken. „Nicht die Ausbauziele müssen gekürzt werden, sondern die Kosten“, sagte Baake. Photovoltaik sei die günstigste Form der Stromerzeugung. Jede neue Anlage verdränge fossile Energieträger, senke die Importabhängigkeit und vermeide CO2-Emissionen.
Um den PV-Ausbau künftig kosteneffizienter und netzdienlicher zu gestalten, hat die Stiftung einen 10-Punkte-Plan vorgelegt. Demnach sollen vor allem Freiflächenanlagen stärker ausgebaut werden. Die SKN schlägt vor, den Anteil der Freiflächenanlagen am PV-Ausbau von derzeit 50 auf 65 Prozent zu erhöhen. Denn die Kosten für Freiflächen-PV liegen laut der Stiftung bei etwa 450 Euro pro kW installierter Leistung. Dagegen fielen für Anlagen auf Bestandsgebäuden zwischen 700 und 1.500 Euro pro kW an.
Darüber hinaus empfiehlt die SKN, die Ausschreibungsmengen für PV-Freiflächenanlagen auf 14.000 MW pro Jahr zu erhöhen. Die Einspeisevergütung solle kurzfristig auf 10 Cent pro kWh gedeckelt und bis 2030 schrittweise auf 7 Cent pro kWh abgesenkt werden. So könnten die Kosten für den Ausbau weiter sinken und gleichzeitig Investitionssicherheit für die mittelständisch geprägte Branche entstehen.
Ebenfalls im Fokus der Vorschläge stehen netzdienliche Anreize. Die Stiftung fordert verpflichtende zeitvariable Netzentgelte bis 2028 für alle Stromkunden mit PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Elektrofahrzeugen. Zudem solle die Direktvermarktung für kleinere Anlagen ausgeweitet werden. Damit könnten Betreiber ihre Einspeisung gezielt an Strompreissignale anpassen, etwa durch Batteriespeicher oder temporäre Abregelung bei negativen Strompreisen.
Das Papier der Stiftung Klimaneutralität zur PV-Politik steht als PDF zum Download bereit.

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Freitag, 04.07.2025, 16:15 Uhr
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