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Enerige & Management > Stadtwerke - Trianel fordert Investitionen in Flexibilität
Quelle: Trianel
STADTWERKE:
Trianel fordert Investitionen in Flexibilität
In einem Gespräch am Rande eines Energiekongresses in Berlin stellte der Stadtwerkeverbund Trianel seine energiepolitischen Forderungen an die neue Bundesregierung vor.
 
Das vorzeitige Ende der Ampelkoalition im vergangenen Jahr habe dazu geführt, dass viele dringende energiepolitischen Initiativen nicht mehr verabschiedet wurden. Dies bedauerte der Sprecher der Trianel-Geschäftsführung vor Journalisten. „Eine neue Bundesregierung ist daher gefordert, schnellstmöglich Rahmenbedingungen zu definieren, damit die Energiewende nicht ins Stocken kommt“, appellierte Sven Becker. Aus der Sicht der kommunalen Stadtwerke in seinem Verbund nannte er Vorschläge dafür. Dazu gehöre ein möglichst einfaches Strommarktsystem wie in Belgien. Er hofft zudem, dass die Verlängerung des KWK-Gesetzes noch unter der alten Regierung kommt, da darüber Einigkeit bei den großen Parteien besteht.

Trianel bekenne sich eindeutig zur Fortsetzung der Energiewende, sagte Becker. Allerdings müssten für Fortschritte in diesem Transformationsprozess Investitionen in Flexibilitäten abgesichert werden. Da der Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung schneller voranschreite als der Netzausbau, Speicher und flexibler Verbrauch, sei die Stromversorgung heute unnötig teuer, kritisierte Becker. Auch bei Trianel müssten PV-Anlagen im Sommer oft abgeregelt werden, weil ihr Strom nicht ins Netz passt. „Wir bauen für die Energiewende schöne Stockwerke, haben aber das Treppenhaus vergessen“, beschrieb er das Dilemma.

Redispatchkosten reduzieren

Die Milliardenkosten für den Ausgleich (Redispatch) seien verschwendetes Geld und sollten besser investiert werden, sagte er. Kommunale Unternehmen wollten in neue Kraftwerke, Speicher und Wasserstofferzeugung investieren. Doch leider sei der Investitionsrahmen dafür zu unsicher, bedauerte Becker. Er befürchtet zudem, dass wegen der ständig steigenden Energiekosten in der Bevölkerung die Akzeptanz für die Energiewende verloren gehen könnte.

Die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen müsse daher besser ins Stromsystem integriert werden, forderte Becker. Die Dunkelflaute sei eine Realität. Daher sei Flexibilität nötig, gesicherte Leistung, Netzausbau und Speicher für überschüssige Strommengen, auch durch Wandlung in Gase oder Wärme. „Erzeugung und Verbrauch müssen an einem Markt in Ausgleich gebracht werden, sonst ist kein Kohleausstieg möglich“, sagte Becker.

Marktliche Regulierung von Erzeugung und Verbrauch

Trianel habe deshalb geplant, drei Pumpspeicher zu errichten, die leider nie zustande kamen. Das Energiesystem solle ganzheitlich gedacht werden und durch das Ausrollen der Smart Meter die Nachfrage an das Stromangebot anpassbar werden. Er wandte sich aber gegen staatliche Regulation und befürwortete eine Regelung über Marktpreise. Da die Elektrifizierung im Heizungsbereich und Verkehr aktuell hinter den Erwartungen zurückbleibt, solle auch der Ausbau erneuerbarer Energien langsamer vorangetrieben werden. Becker plädierte für ein „Atmendes Ausbausystem“.
 
Trianel-Sprecher Sven Becker (Mitte) beim Gespräch
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Trianel als Stadtwerke-Verbund fühlt sich teilweise ausgeschlossen, trotz des vorhandenen Potenzials für die Energiewende. So könnten die Mitglieder dank der großen Player und der Ausschreibungsbedingungen nicht mehr bei Auktionen für Offshore-Windkraft mitbieten. Becker zeigte sich skeptisch, dass die amtierende Regierung noch das Kraftwerkssicherungsgesetz verabschieden kann und fürchtet, dass es frühestens im Herbst 2025 kommt. Das gebe den Unternehmen immer weniger Zeit für die Planung und den Bau der neuen Kraftwerke, die ja den Kohleausstieg ermöglichen sollen.

Gleichzeitig solle „der Wasserstoffhochlauf reaktiviert werden“. Becker konstatiert großes Zögern. So plane Trianel den Bau eines Elektrolyseurs mit 20 MW Leistung, mit Förderung des NRW-Wirtschaftsministeriums. Aber man könne aktuell keine industrielle Nachfrage für den Wasserstoff verpflichten, weil die Unternehmen vor zu vielen wirtschaftlichen Unsicherheiten stehen. „Das Kernnetz ist ein guter Anfang, reicht aber nicht“, sagte Becker.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Dienstag, 21.01.2025, 14:05 Uhr

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