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Enerige & Management > Studien - Thinktank fordert staatliche Beteiligung am Netzausbau
Quelle: Fotolia / Minerva Studio
STUDIEN:
Thinktank fordert staatliche Beteiligung am Netzausbau
Die Berliner Denkfabrik „Dezernat Zukunft“ schlägt ein Finanzierungsmodell vor, das staatliches und privates Kapital kombiniert, um trotz Stromnetzausbau die Netzentgelte zu senken.
 
Der Berliner Thinktank Dezernat Zukunft hat ein Finanzierungskonzept vorgestellt, um den stockenden Ausbau der Stromnetze in Deutschland zu beschleunigen. Die Autoren der 19-seitigen Studie „Stromnetzausbau: Kapital mobilisieren, Netzentgelte reduzieren“ schlagen vor, staatliche Beteiligungen mit privatem Kapital zu kombinieren. Damit sollen die notwendigen Investitionen erleichtert und die Belastung der Stromkunden durch steigende Netzentgelte begrenzt werden.

Nach Berechnungen des Thinktanks fehlen für den flächendeckenden Ausbau von Übertragungs- und Verteilnetzen rund 400 bis 600 Milliarden Euro. Dieser sei für die Energiewende notwendig, aber die Netzbetreiber könnten diesen Betrag aus eigener Kraft nicht aufbringen, heißt es in dem Papier. Auch privates Kapital lasse sich unter den aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen kaum mobilisieren. Die vorgeschlagene Lösung beschreibt eine Kombination aus leicht erhöhter Eigenkapitalverzinsung und einer staatlich koordinierten Fondsstruktur.

Staatliche Netzinvestitionen

Laut den Autoren Axel Kölschbach Ortego, Nicolas Gassen und Janek Steitz sollte der Staat sich direkt an Netzbetreibern beteiligen und dabei eigene Mittel in Form von Eigenkapital einbringen. Über Dividenden könne der Staat seine Finanzierungskosten teilweise decken und darüber hinaus gezielt Zuschüsse zu den Netzentgelten leisten. Das würde vor allem die Kosten im Übertragungsnetzbereich dämpfen, wo laut Modellrechnungen die Entgelte strukturell um bis zu zehn Prozent sinken könnten. Einsparungen in ähnlicher Größenordnung seien auch im Verteilnetz möglich.

Die derzeit von der Bundesnetzagentur festgelegte Eigenkapitalverzinsung reiche nicht aus, um private Investoren anzuziehen. Eine moderate Erhöhung um rund zwei Prozentpunkte im Übertragungsnetz und 1,8 Prozentpunkte im Verteilnetz könne laut Dezernat Zukunft das Kapitalangebot deutlich verbessern. Dies hätte zwar steigende Netzentgelte zur Folge, doch diese könnten durch staatliche Beteiligungen und Dividendenrecycling abgefedert werden.

Hürden für private Kapitalgeber senken

Ein zentrales Problem sei das unklare Risikoprofil vieler Verteilnetzbetreiber. Häufig sind diese Teil von integrierten Energieversorgern, was Investoren abschrecke. Durch ein staatlich flankiertes Beteiligungs- und Fondssystem könnten regulatorische Unsicherheiten reduziert und mehr privates Eigenkapital mobilisiert werden.

Für die Übertragungsnetzbetreiber sei schnelles Handeln erforderlich. Bis Ende des Jahres müsse etwa für Tennet eine tragfähige Lösung gefunden werden, so das Papier. Die staatliche Förderbank KfW, die bereits Anteile an zwei Übertragungsnetzbetreibern hält, solle mit zusätzlichem Kapital ausgestattet werden, um ihre Beteiligung ausbauen zu können. Eine mögliche Option sei ein „Bond-to-Equity-Switch“, der fiskalisch neutral wirken könne.

Landesbeteiligung an den Verteilnetzen

Im Bereich der Verteilnetze dränge die Zeit ebenfalls. Spätestens bis 2027 müssten geeignete Instrumente vorliegen, um die Finanzierungsfähigkeit der Betreiber dauerhaft sicherzustellen. Neben regulatorischen Anpassungen schlägt das Dezernat Zukunft ein Beteiligungsprogramm von Bund und Ländern vor. Dieses könne als stille Beteiligung ausgestaltet werden, wobei die Prüfpflicht beim privaten Investor verbleibt.

Die Politik habe die Problemlage erkannt, eine konsistente Strategie sei aber bislang nicht erkennbar, heißt es weiter. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung seien bereits passende Ansätze formuliert. Diese müssten nun zügig kombiniert und mit konkreten Maßnahmen unterlegt werden. Nur so lasse sich der notwendige Netzausbau realisieren, der als Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende gilt.

Die Studie zur Finanzierung des Netzausbaus  steht als PDF zum Download bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Dienstag, 03.06.2025, 13:35 Uhr

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