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Enerige & Management > Stadtwerke - Studie kritisiert wachsenden Regulierungsdruck
Quelle: BDEW
STADTWERKE:
Studie kritisiert wachsenden Regulierungsdruck
Laut der diesjährigen BDEW-Stadtwerkestudie erschweren steigende Bürokratie und unklare gesetzliche Regeln die Transformation der Unternehmen zur klimaneutralen Energieversorgung.
 
Die gesetzliche Komplexität und der administrative Aufwand bremsen die Transformation der deutschen Stadtwerke, so das Fazit der „Stadtwerkestudie 2025“, die der Energieverband BDEW mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst und Young (EY) veröffentlicht hat. Grundlage der Analyse ist eine Befragung von rund 100 Stadtwerken und regionalen Energieversorgern im gesamten Bundesgebiet.

Laut der Umfrage wirken sich die steigenden regulatorischen Anforderungen in Kombination mit bürokratischen Lasten deutlich negativ auf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen aus. 86 Prozent der befragten Stadtwerke bewerten die aktuellen gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen als eher bis sehr hinderlich für ihre Geschäftstätigkeit. Im Geschäftsjahr 2024 erreichte das Stimmungsbild einen Tiefstand – so schlecht wurde laut Studie kein Jahr seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005 beurteilt.

Bürokratiekosten entkoppeln sich vom Rest der Wirtschaft

Besonders kritisch betrachten die Befragten die hohe Änderungsfrequenz gesetzlicher Vorgaben sowie zusätzliche Berichtspflichten. Der sogenannte Bürokratiekostenindex ist für die Energiewirtschaft seit 2021 deutlich gestiegen – bis 2023 um 30 Prozent. Im Vergleich zur weitgehend konstanten Entwicklung in der Gesamtwirtschaft zeigt sich eine Entkopplung der Energiewirtschaft vom allgemeinen Trend.

„Der regulatorische Druck droht zur Wachstumsbremse für die Energiewende zu werden“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Einzelne Schritte zum Bürokratieabbau würden laut Andreae durch neue Berichtspflichten konterkariert – etwa durch die quartalsweisen Abfragen der Bundesnetzagentur im Rahmen der erweiterten Qualitätsregulierung.

Planungssicherheit als Voraussetzung für Infrastrukturprojekte

Ein zentrales Ergebnis der Studie betrifft den Zusammenhang zwischen Regulierung und Investitionstätigkeit. Nur stabile gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen laut EY die notwendige Sicherheit für langfristige Infrastrukturinvestitionen. „Investitionen mit jahrzehntelangen Amortisationszeiträumen erfordern klare politische Leitplanken“, sagte Andreas Siebel, Energy & Resources Sector Leader bei EY Deutschland. Fehle diese Verlässlichkeit, könnten weder Netzausbau noch Digitalisierung planvoll vorangetrieben werden.

Neben finanziellen und rechtlichen Aspekten beleuchtet die Studie auch technische Herausforderungen. Die Stadtwerke fordern von der Politik ein stärker vernetztes Denken bei Infrastrukturfragen. Der Ausbau von Strom-, Gas- und Wasserstoffnetzen müsse synchron mit dem Zubau Erneuerbarer Energien und digitalen Steuerungssystemen erfolgen. Einzelregelungen ohne systemischen Blick seien laut Studie hinderlich.
 
Einschätzung der vergangenen Geschäftsjahre der befragten Stadtwerkechefs -
Für Vollbild bitte auf die Grafik klicken
Quelle: EY

Fachkräftemangel verschärft Umsetzungslücke

Auch der Mangel an qualifizierten Fachkräften bleibt ein wesentliches Problem für die Branche. Besonders betroffen seien technische und kaufmännische Bereiche, in denen Fachpersonal für Planung und Umsetzung fehlt. Zusätzliche Dokumentationspflichten verschärfen diese Lage, indem sie vorhandene Ressourcen zusätzlich binden.

Die Stadtwerkestudie 2025 basiert auf computergestützten Telefoninterviews mit den Geschäftsführungen von rund 100 Stadtwerken. Die Gespräche fanden zwischen Januar und Mitte März 2025 statt. Zusätzlich wurden fünf qualitative Tiefeninterviews mit Branchenvertreterinnen und -vertretern geführt, im Einzelnen mit Kerstin Andreae (BDEW), Aurelie Alemany (Enercity), Elke Temme (Stadtwerke Bochum), Roland Warner (Eins Energie in Sachsen) und Gerhard Ammon (Stadtwerke Fellbach). 

Die Autorinnen und Autoren der Studie fordern einen engeren Austausch zwischen Gesetzgeber, Regulierungsbehörden und Praxis. Nur wenn politische Regelungen stärker an der Realität der Versorgungsunternehmen ausgerichtet werden, könnten Transformation und Versorgungssicherheit gleichzeitig gelingen. „Die wirtschaftlich-technische Realität der Stadtwerke muss stärker berücksichtigt werden, um Regelungen wirksam, realistisch und effizient zu gestalten“, fordert die Studie. 

Die BDEW-Stadtwerkestudie 2025  steht im Internet bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Dienstag, 03.06.2025, 12:38 Uhr

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