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Enerige & Management > Veranstaltung - Strom soll flexibler und billiger werden
Minister Robert Habeck (links) im Gespräch mit Robert Busch (BNE). Quelle: E&M / Susanne Harmsen
VERANSTALTUNG:
Strom soll flexibler und billiger werden
Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) begrüßte zum Sommerfest Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Diskutiert wurde das neue Strommarktdesign.
 
Am 26. September lud der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) wichtige Akteure der Energiewirtschaft in Berlin zum Sommerfest. Zu den rund 400 Gästen aus Politik, Energiewirtschaft und Verbänden gehörten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Habeck dankte in seiner kurzen Ansprache der Branche für ihren Beitrag zum beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien in den vergangenen drei Jahren.

Im Namen der Unternehmen lobte BNE-Geschäftsführer Robert Busch die wirksamen Beschleunigungsmaßnahmen der Ampelkoalition sowohl für den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik wie für die Stromnetze und ihre Digitalisierung.

Zugleich äußerte er Wünsche:
  • So sollten die Neubauten nach dem Kraftwerkssicherheitsgesetz (KWSG) nicht zu neuen zentralen Erzeugungsstrukturen führen, die dezentrale Anlagen ausbremsen.
  • Eine beschleunigte Digitalisierung auch in den Verteilnetzen mit dem Ausrollen von Smart Metern solle vielmehr dafür sorgen, dass ein regionaler Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch flexibel das Stromnetz entlastet, forderte Busch.
  • Kapazitäten für Speicher und andere flexible Verbraucher sollten über einen Kapazitätsmarkt gefördert werden.
  • Und schließlich solle das neue Strommarktdesign möglichst wenig zentrale Lenkung enthalten und viel marktliche Initiative zulassen, sagte der BNE-Chef zu Habeck.
Strommarktdesign und Kraftwerksstrategie hängen zusammen

Der Minister antwortete, dass der neue Strommarkt bei aller marktlichen Freiheit in erster Linie weiterhin eine jederzeit abgesicherte Versorgung gewährleisten müsse. Die Kraftwerksstrategie werde bald Gesetz und gehe Anfang 2025 in die Ausschreibung, versprach er. Sie werde bei Weitem keine Überkapazitäten errichten, sondern sei die Bedingung für den Kohleausstieg, versicherte er. Bisher seien nur 12.000 MW Zubau von der EU-Kommission genehmigt. Alles andere hänge davon ab, ob Deutschland bis 2030 wirklich eine Stromknappheit bekäme.

Dies hänge auch davon ab, ob das Strommarktdesign die regionale Gestaltung des Ausgleichs von Erzeugung, Verbrauch und Speicherung von Energie anrege. Habeck sprach sich durchaus für das Wirken von Marktkräften in den Regionen aus: „Das kann keine zentrale Stelle regeln“, sagte er. Das Ministerium (BMWK) schlägt aktuell für Ausbau und Nutzung der Kapazitäten einen Mix von zentralen und dezentralen Elementen vor.

Im „Optionenpapier“ schlägt das BMWK vor, neue steuerbare Kapazitäten zu fördern, lokale Signale in eine einheitliche Gebotszone einzuführen und Flexibilitäten besser in den Markt einzubinden. Allerdings überlasse es zu viel der Bundesnetzagentur und gebe noch zu wenig Antworten, monierten Energieverbände wie der BNE. Absolut dringend sei zunächst eine schnelle Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) und ein zeitnaher Start der Kraftwerksausschreibungen (KWSG), forderte der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU).

Habeck will Redispatchkosten senken

Der Minister nannte die steigenden Netzentgelte eine politische Herausforderung. Er schlug vor, sie über längere Zeit zu strecken, da die heutigen Investitionen für Jahrzehnte wirken. Er sprach sich für weiterhin beschleunigten Netzausbau aus, um die Redispatchkosten zu senken, die schon im ersten Halbjahr auf 556 Millionen Euro zurückgegangen sind. Das Amortisationskonto für das Wasserstoff-Kernnetz, meinte Habeck, könne dafür ein Modell sein. „Der Staat garantiert die Investitionen in die Netze oder streckt Geld vor, es wird über die Jahrzehnte refinanziert, in denen sie genutzt werden“, schlug er vor. Diese Debatte müsse jetzt geführt werden, forderte er an die Adresse der Koalitionspartner SPD und FDP in der Ampelregierung.

Der Minister appellierte an Politik und Branche, die erreichten Erfolge sichtbar zu machen. „Wir müssen jetzt die Vorteile der Energiewende nahe an die Bürger bringen und deutlich machen, dass es damit auch preiswerter wird“, sagte Habeck. Auf keinen Fall solle das erreichte Planungs- und Genehmigungstempo von der nächsten Bundesregierung wieder aufgegeben werden. Er wünsche sich die Energiewende als „Bürgerbewegung“, an der alle teilnehmen und Vorteile davon haben, sagte er.

Vom nächsten Jahr an muss jeder Energieanbieter mindestens einen variablen Tarif anbieten. Dies solle aktiv beworben werden, wünschte sich Habeck von der Branche. Ebenso sollten deren Vertreter die Vorteile der Digitalisierung und des flexiblen Verbrauchs propagieren. Sein Haus arbeite intensiv daran, das bidirektionale Laden für Elektrofahrzeuge von Hindernissen zu befreien, kündigte er an. Das könne für die Besitzer Kosten senken und die lokalen Netze entlasten. 
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Freitag, 27.09.2024, 11:10 Uhr

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