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Enerige & Management > Stromnetz - RLI testet digitalen Marktplatz für Regionalstrom
Quelle: E&M / Davina Spohn
STROMNETZ:
RLI testet digitalen Marktplatz für Regionalstrom
Mit einer eigens entwickelten Software erprobt ein Konsortium in Euskirchen (NRW) den regionalen Stromhandel. Die Projektpartner sehen großes Potenzial. Die örtliche E-Regio ist dabei.
 
 
Noch bis zum 30. September 2024 testet ein Konsortium unter der Leitung des Berliner Reiner Lemoine Instituts (RLI) im Raum Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) ein digitales Stromhandelssystem. Das Ziel des Projektes „BEST“: den regional erzeugten Strom regional zu günstigen Preisen genau dann verbrauchen, wenn er entsteht, und so das Energiesystem stabilisieren. Das soll Bedarf und Kosten für den Netzausbau reduzieren und die Energiewende günstiger machen.

Aktuell werden, wie es in einer Mitteilung des RLI heißt, im Testgebiet pro Jahr rund 1 Million kWh Strom aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt, die sich regional handeln lassen würden. Dabei können die Projektteilnehmer Gemeinschaften (Pools) bilden, in denen Erzeuger und Verbraucher untereinander Strom verkaufen beziehungsweise kaufen können (peer to peer) - direkt und ohne Zwischenhändler. Ein Pool könne beispielsweise auch aus unterschiedlichen Standorten ein und desselben Unternehmens bestehen.

Der Strom, der nicht auf diese Weise gehandelt wird, kann auf einem Marktplatz angeboten werden. Dieser, so das RLI, funktioniere wie die deutsche Strom-Spotbörse: Angebot und Nachfrage werden sortiert und viertelstündlich wird ein einheitlicher Marktpreis gebildet.

Die Vorhersage von Stromverbrauch und -erzeugung, die Betriebssteuerung unter Berücksichtigung von individuellen Vorgaben sowie das Erstellen und Senden von Geboten übernimmt eine im Projekt entwickelte Software. Sie verwendet Algorithmen, die zunächst teilweise als Open Source zugänglich sind und zum Projektabschluss komplett auf der Codehosting-Plattform Github. Zur sicheren Übermittlung der abrechnungsrelevanten Daten werde auch die Anwendung von Smart Meter Gateways im Kontext des Projekts getestet, so das RLI.

Die Reststrom-Mengen, die regional nicht verfügbar sind, werden von einem Energiedienstleister – im Euskirchener Projekt übernimmt dies die E-Regio – beschafft, der umgekehrt überschüssigen Strom an der Strombörse verkauft.

Durch die lokale Verknüpfung von Erzeugung und Verbrauch, so die Projektpartner, werden verstärkt die unteren Spannungsebenen genutzt. Das vorgelagerte Netz wird entlastet, zumal im Best-Projekt neben dem Stromangebot auch die Netzkapazitäten berücksichtigt werden. Netzengpässe ließen sich so mithilfe von monetären Anreizen reduzieren oder ganz vermeiden, heißt es.

RLI: Kosten „verursachungsgerechter“ verteilen

„Regionale Strommärkte werden unter anderem finanziell attraktiv, wenn Netzentgelte sich durch den regionalen und netzdienlichen Handel reduzieren lassen“, sagt Friederike Reisch, Leiterin des Forschungsprojekts und stellvertretende Leiterin des Forschungsbereichs „Mobilität mit erneuerbaren Energien“ am RLI. „Das kann helfen, Engpässe zu vermeiden, als zusätzlicher Anreiz zum zielgerichteten Bau von EE-Anlagen dienen und die Energiewende beschleunigen. Die Bundesnetzagentur hat mit der Novelle des Paragrafen 14a EnWG wichtige Entwicklungen im Bereich preislicher Anreize für netzdienliches Verhalten angestoßen.“ In Zukunft werde man noch mehr Dynamik und eine „verursachungsgerechtere Kostenverteilung“ benötigen.

​Die Projektpartner von Best

Das Projekt läuft bereits seit Frühjahr 2024. Daran sind verschiedene Akteure aus dem Versorgungsgebiet von E-regio im Kreis Euskirchen beteiligt. Das RLI arbeitet darüber hinaus zusammen mit Expertinnen und Experten des Fraunhofer-Instituts für offene Kommunikationssysteme (FOKUS), des Digitalunternehmens OLI Systems, des Forschungsinstituts Fortiss, der Hochschule Weserbergland in Hameln (NRW), der E-regio und der „Energieforen Leipzig für Wissenstransfer in der Energiewirtschaft“.
 

Katia Meyer-Tien
Redakteurin
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