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Enerige & Management > Bilanz - Rekordverlust bei Uniper
Quelle: Pixabay / Bruno Germany
BILANZ:
Rekordverlust bei Uniper
Mehr als 40 Milliarden Euro Minus verzeichnet der angeschlagene Gasimporteur. Das Unternehmen will jetzt auf Umstrukturierung und Diversifizierung der Gaslieferungen setzen.
 
Mit 10 Milliarden Euro schlagen allein die Kosten für die Ersatzbeschaffungen von Gas nach dem Ausfall der Lieferungen aus Russland zu Buche, weitere 31 Milliarden Euro Verluste erwartet Uniper aus Bewertungseffekten bei Derivaten und Rückstellungsbildungen im Zusammenhang mit den russischen Gaskürzungen: Die Kennzahlen für den Zeitraum von Januar bis September 2022, die das Energieunternehmen am 3. November 2022 vorstellte, sind kein Grund für knallende Sektkorken. Von einem der größten Nettoverluste, die ein börsennotiertes Unternehmen jemals weltweit zu verzeichnen hatte, ist in den Medien die Rede.

Die Ursache der Misere des vor der Verstaatlichung stehenden Unternehmens liegt in den zunächst reduzierten und dann ganz eingestellten Gaslieferungen aus Russland über die Pipeline Nord Stream 1. Das Gas-Midstream-Geschäft von Uniper umfasst dem nun vorgelegten Bericht zufolge ein Portfolio von rund 370 Milliarden kWh pro Jahr an langfristigen Gaslieferverträgen. Davon stammten rund 200 Milliarden kWh aus Russland. Um die ausgebliebenen Liefermengen über den Spotmarkt ersetzen zu können, habe Uniper bis zum 30. September tägliche Kosten im zweistelligen „bis hin zum geringen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ tragen müssen. Da die Spotpreise für Gas im Oktober 2022 deutlich nachgaben, seien die täglichen Kosten bis Ende Oktober 2022 auf einen einstelligen Millionen-Euro Betrag gesunken.

Dem Konzernergebnis hilft das nicht mehr: Mit minus 4,755 Milliarden Euro liegt das in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres erzielte bereinigte Ebit Welten entfernt von den 614 Millionen Euro des Vorjahreszeitraumes. Dem folgt der bereinigte Konzernüberschuss, der mit minus 3,2 Millionen Euro ebenfalls weit unter dem Vorjahresergebnis von 487 Millionen Euro liegt.

Außerordentliche Hauptversammlung für Dezember geplant

Gestiegen dagegen ist die wirtschaftliche Nettoverschuldung, die sich von 324 Millionen Euro auf 10.906 Millionen Euro verdreifacht hat. Hauptgrund hierfür seien ebenfalls die russischen Gaslieferkürzungen in Verbindung mit dem Aufbau von Gasspeichervorräten bei hohen Gaspreisen. Der operative Cashflow sei außerdem durch Maßnahmen zur Liquiditätsoptimierung, die im Jahr 2021 ergriffen wurden, negativ beeinflusst worden.

Die Ergebnisentwicklung wirkt sich wie bereits berichtet auch auf das bilanzielle Eigenkapital der Uniper SE aus: Der Verlust zum Stichtag Ende September betrug mehr als die Hälfte des Grundkapitals der Gesellschaft. Der Vorstand von Uniper werde daher gemäß seiner Verpflichtung eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, die in der zweiten Dezemberhälfte 2022 stattfinden soll, um über den Verlust zu berichten und den Aktionären die daraus resultierenden Maßnahmen zu erläutern, hieß es.

Den Geschäftsbericht für das gesamte Jahr 2022 will Uniper am 17. Februar 2022 vorlegen. Man erwarte „ein deutlich unter dem Vorjahr liegendes, deutlich negatives Adjusted EBIT und Adjusted Net Income“. Eine konkretere Ergebnisprognose sei angesichts der hohen Unsicherheit bezüglich der künftig tatsächlich erhaltenen Gasliefermengen und des für Ersatzbeschaffungen relevanten Preisniveaus „derzeit und bis auf Weiteres nicht möglich“, hieß es weiter.

Stabilisierungspaket ist in der "finalen Abstimmung"

Bis dahin dürfte aber immerhin etwas klarer sein, wie die Zukunft des Unternehmens aussehen wird. Noch steht – ebenfalls für die zweite Dezemberhälfte geplant – eine weitere außerordentliche Hauptversammlung an, auf der die Aktionäre den Maßnahmen des Stabilisierungspaketes zustimmen sollen, auf das sich die deutsche Bundesregierung, Uniper und Unipers Mutterkonzern Fortum im September geeinigt hatten. Es sieht vor, dass sich die Bundesregierung mit 98,6 Prozent an Uniper beteiligt, indem sie acht Milliarden Euro Eigenkapital in Form von neu ausgegebenen Aktien zu einem Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie bereitstellt und die derzeit von Fortum gehaltenen Uniper-Aktien erwirbt.

Die Liquidität von Uniper soll durch Kreditlinien der KfW-Bank gesichert werden. Diese belaufen sich aktuell auf 18 Milliarden Euro, von denen Uniper 14 Milliarden Euro Ende Oktober 2022 in Anspruch genommen hat. Weitere Unterstützungsmaßnahmen, heißt es, würden derzeit zwischen der Bundesregierung und Uniper final abgestimmt.

Darüber hinaus will Uniper dem Quartalsbericht zufolge sein Gas-Portfolio grundlegend umstrukturieren und ganz aus der russischen Stromerzeugung aussteigen. Bislang betreibt Uniper in Russland unter dem Namen Unipro fünf Gas- und Kohlekraftwerke. Für Versorgungssicherheit wolle man zum einen mit dem Bau des Wilhelmshavener LNG-Terminals, zum anderen durch das Erschließen zusätzlicher LNG-Liefermengen für Deutschland und Europa sorgen.
 
Bilanzzahlen Uniper SE Q1-3 (in Millionen Euro)
  2022 2021
Adjusted Ebit - 4.755 614
Konzernüberschuss - 40.374 - 4.768
Adjusted Net Income - 3.220 487
Umsatzerlöse 213.303 78.498
Wirtschaftliche Nettoverschuldung 10.906 324
Quelle: Uniper
 

Katia Meyer-Tien
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Donnerstag, 03.11.2022, 15:09 Uhr

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