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Enerige & Management > Stromnetz - Netzentgelte sinken 2026 dank Staatszuschuss
Quelle: Katia Meyer-Tien
STROMNETZ:
Netzentgelte sinken 2026 dank Staatszuschuss
Die vier Übertragungsnetzbetreiber haben die vorläufigen Netzentgelte für 2026 veröffentlicht. Grundlage für die Halbierung ist ein geplanter Staatszuschuss von 6,5 Milliarden Euro.
 
Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50 Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW haben am 1. Oktober 2025 die vorläufigen bundeseinheitlichen Netzentgelte für das Jahr 2026 bekanntgegeben. Diese beruhen auf der Annahme eines staatlichen Zuschusses von 6,5 Milliarden Euro, der aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) finanziert und im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) durch einen neuen Paragrafen 24c rechtlich verankert werden soll.

Laut den ÜNB könnten die durchschnittlichen Netzentgelte auf Höchst- und Umspannungsebene durch den Zuschuss um 57 Prozent sinken: von aktuell 6,65 Cent pro kWh auf 2,86 Cent pro kWh. Die Betreiber betonten, dass sie gesetzlich verpflichtet seien, den Zuschuss vollständig an die Netznutzer weiterzugeben. Ihnen selbst entstünden dadurch keine finanziellen Vorteile.

Allerdings ist das zugrunde liegende Gesetz zur Kostenbeteiligung noch nicht verabschiedet. Der Bundestag will den Entwurf in der kommenden Woche in erster Lesung beraten. Sollte bis zum 5. Dezember 2025 keine Rechtssicherheit bestehen, könnten sich die endgültigen Netzentgelte für 2026 entsprechend erhöhen.

Preissenkung für alle Kunden

Die Bundesregierung begründet den Zuschuss mit den hohen Belastungen der Strompreise. Neben den Netzentgelten beeinflussen auch Strombeschaffung, Steuern, Abgaben und Umlagen die Kosten für Endverbraucher. Ziel der geplanten Regelung ist es, die Übertragungsnetzkosten zu senken und die Preisentwicklung im Strommarkt abzufedern.

Die Wirkung der Entlastung auf Kunden in den regionalen Verteilnetzen werde unterschiedlich ausfallen, erklärten die ÜNB. Sie hänge von den jeweiligen Netzcharakteristika ab. Unabhängig davon komme der Zuschuss aber grundsätzlich allen Netznutzern zugute, da er die Übertragungskosten reduziert.

Nach Angaben der Betreiber setzen sich die Netzkosten vor allem aus Ausgaben für Systemstabilität und Investitionen zusammen. Dazu zählen Maßnahmen wie das Engpassmanagement oder der Einsatz von Netzreserven, die Überlastungen vorbeugen sollen. Mit dem Fortschreiten des Netzausbaus erwarten die ÜNB, dass die Kosten für solche Maßnahmen künftig sinken.

Weitere Entlastungen für Unternehmen

Parallel hat die Bundesregierung weitere Entlastungen angekündigt. Ein Gesetzentwurf sieht die Fortführung der Stromsteuersenkung für Unternehmen des produzierenden Gewerbes sowie der Land- und Forstwirtschaft vor. Ohne eine gesetzliche Verlängerung würde diese Entlastung Anfang 2026 auslaufen. Laut Regierung könnte das die Investitionsbedingungen verschlechtern. Außerdem sind steuerliche Vereinfachungen für Elektromobilität und Stromspeicher vorgesehen, etwa um doppelte Belastungen zu vermeiden.

Der Gesetzentwurf wurde Anfang September 2025 als eilbedürftig an den Bundesrat übermittelt. Die Stellungnahme der Länderkammer sowie die Antwort der Bundesregierung stehen noch aus.

Stahlindustrie drängt auf dauerhafte Lösung

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl begrüßt die Strompreissenkungen. „Für die Stahlindustrie ist dies eine dringend notwendige und überfällige Entlastung“, erklärt Hauptgeschäftsführerin Kerstin Maria Rippel. Die in den letzten beiden Jahren explosiv gestiegenen Netzentgelte seien eine massive Belastung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Stahlindustrie in Deutschland. Diese stehe ohnehin existenziell unter Druck aufgrund von globalen Überkapazitäten, daraus folgenden subventionierten Billigimporten sowie einer historisch schwachen Konjunktur.

Seit 2023 musste die Stahlindustrie in Deutschland laut Rippel mit einem Anstieg der Übertragungsnetzentgelte um 130 Prozent und Mehrkosten von 300 Millionen Euro im Jahr fertig werden. „Deshalb kommt es nun darauf an, den staatlichen Zuschuss von 6,5 Milliarden Euro im Haushalt 2026 nicht nur wie geplant zu beschließen, sondern auch verlässlich für die Zukunft abzusichern“, fordert die die Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Der Gesetzentwurf zur Bezuschussung der Übertragungsnetzkosten bezieht sich derzeit lediglich auf das Jahr 2026. „Wir rufen die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf, hier Klarheit darüber zu schaffen, dass die Netzkostenentlastungen auch über 2026 hinaus und für die Folgejahre gelten“, fordert Rippel. Am Ende brauche die Industrie eine langfristige Lösung für einen planbaren, international wettbewerbsfähigen Industriestrompreis, forderte sie.

Der Gesetzentwurf zum Staatszuschuss zu den Netzentgelten  steht im Internet bereit. 
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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