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Enerige & Management > Politik - Monitoringbericht gibt keinen Grund zur Ausbremsung Erneuerbarer
Quelle: Shutterstock / nitpicker
POLITIK:
Monitoringbericht gibt keinen Grund zur Ausbremsung Erneuerbarer
Nach dem vorgestellten Monitoringericht zum Energiesystem des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWE) geht eine heftige Debatte um die Schlussfolgerungen daraus weiter.
 
Am 15. September hatte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) das Monitoring von BET Consulting und dem Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) vorgestellt (wir berichteten). Verschiedene Verbände bewerten die daraus abgeleiteten Maßnahmen äußerst unterschiedlich.

„Die Energiewende bedarf keiner Neuausrichtung“, sagte BEE-Präsidentin Simone Peter. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) fordert, den Ausbau der Erneuerbaren und den Netzausbau ambitioniert fortzusetzen und mit einem Gesamtsystem mit Flexibilisierung, Digitalisierung und mehr regionaler Steuerung zu ergänzen. 

Reiche hatte angekündigt, die Förderung für PV-Dachanlagen und Speicher zu beenden, weil diese sich schon wirtschaftlich allein tragen. Der Kapazitätsmarkt für flexible Erzeugung und Verbrauch soll erst 2027 kommen. „Das Gutachten stellt auch klar, dass nur bei einem starken Anstieg des Strombedarfs der vollständige Erhalt der gegenwärtigen Industriestruktur gesichert, die Sektorenkopplung umgesetzt und der Bedarf von neuen (KI-)Rechenzentren gedeckt werden kann“, erinnert Peter. Es gehe daher nicht um das „Ob“, sondern um das „Wie“ der weiteren Umsetzung der Energiewende.

Konzept wird vermisst
 
Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Windkraftverbandes VDMA, warnt davor, die Kostenfrage allein in den Fokus zu rücken. „Nur wer die Technologieentwicklungen und die heimische Wertschöpfung durch Transformationstechnologien im Blick hat, kann erfolgreich sein“, sagt Rauen. „Weder die Studie noch die zehn Schlüsselmaßnahmen des Ministeriums ergeben aber ein klares Konzept für die Zukunft“, bedauert er.

Für die Gewerkschaft IG Metall erklärt der zweite Vorsitzender Jürgen Kerner Zweifel, ob tatsächlich mit einem geringeren Stromverbrauch gerechnet werden sollte. „Wir dürfen nicht jetzt die Potenziale für die zukünftige Entwicklung der Industrie - wie zum Beispiel Wasserstoff und Künstliche Intelligenz (KI) – beschneiden“, mahnt er. Wir brauchen dringend Planungssicherheit für die Unternehmen und Beschäftigten im Bereich des Energieanlagenbaus. 

Kostensenkung im Fokus

Adrian Willig, Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), dagegen sagt: „Die Bundesregierung hat die richtigen Schlüsse gezogen“. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien müsse die Bezahlbarkeit im Zentrum stehen, wenn Deutschland als Industriestandort bestehen will. „Nur wenn Netzausbau, Speicher und Erzeugung zusammenpassen, vermeiden wir Engpässe und Akzeptanzprobleme“, so Willig.

Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, fordert: „Entscheidend ist jetzt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das Energiesystem effizienter zu machen und die Systemkosten zu senken.“ Dazu gehörten dringend auch wirksame Entlastungen für die energieintensiven Industrien. Die Strompreise seien im internationalen Vergleich viel zu hoch – ohne Korrektur verliert unser Industriestandort den Anschluss. Zudem müsse beim Wasserstoffhochlauf endlich Fahrt aufgenommen werden, der für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie von zentraler Bedeutung ist. 

Effizienz vernachlässigt

Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) vermisst im Bericht Energieeffizienz, die als zentraler Hebel die Energiewende tatsächlich kosteneffizient gestalten könnte. „Solange Energieeffizienz im Monitoring nur als Black Box behandelt wird, fehlt ein zentrales Puzzlestück. Genau genommen zeigt der Bericht selbst, dass die Bundesregierung die Effizienzfrage viel stärker in den Blick nehmen muss“, sagt Henning Ellermann, geschäftsführender Vorstand der Deneff.

Das Leitprinzip Efficiency First könne die Erneuerbaren-Ziele schneller, günstiger und sicherer erreichbar macht. „Politikentscheidungen, vom Bundeshaushalt bis zu den anstehenden Novellen des Gebäudeenergiegesetzes und des Energieeffizienzgesetzes, müssen endlich daran ausgerichtet werden“, fordert er.

Markus Meyer, Vizepräsident Politik bei Enpal, bedauert, dass die Maßnahmen des BMWE teilweise entgegengesetzt zu den Empfehlungen der Gutachter laufen. „Das sorgt für neue Unsicherheit im Markt. Dabei wären gerade mehr Markt und mehr Wettbewerb die entscheidenden Hebel für eine kosteneffiziente und erfolgreiche Energiewende“, so Meyer aus Sicht eines Anlagenbauers und Dienstleisters. 
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Dienstag, 16.09.2025, 13:38 Uhr

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