• Russland stemmt sich gegen Sanktionswelle
  • Streit über PV-Selbstversorgung
  • Stromerzeugung aus Kohle weltweit bis 2023
  • Preisanstieg aufgrund geringerer Erneuerbaren-Einspeisung
  • Smart Meter sind für Verbraucher eine Unbekannte
  • Elektrolyse-Stacks gehen in Hamburg in Serie
  • Wien: Digitaler Zwilling seit 30 Jahren
  • Millionendefizit in Sigmaringen
  • Wasserstoff für die Energiewende im Sauerland
  • Technisch machbar, regulatorisch kompliziert
Enerige & Management > Veranstaltung - Ministeriumsvertreter nennt Bioenergie „Übergangstechnologie“
Quelle: BBE Parlamentarischer Abend
VERANSTALTUNG:
Ministeriumsvertreter nennt Bioenergie „Übergangstechnologie“
Beim Parlamentarischen Abend des Bundesverbandes Bioenergie (BBE) hoffte die Branche auf konkrete Zusagen der Politik. Biogasanlagen droht die Abschaltung wegen Unwirtschaftlichkeit.
 
Am 5. Juni lud die Brasilianische Botschaft in Berlin zu einem Abend für die Biomasse. Zuletzt kamen fast 10 Prozent der deutschen Stromerzeugung aus Biomasse-Anlagen. Sie vergären Substrate aus Landwirtschaft, Gastronomie und Haushalten zu Biogas und erzeugen daraus Strom und vielfach auch Wärme für die lokale Versorgung.

Seit über einem Jahr verspricht die Bundesregierung eine Biomasseverordnung, die regeln soll, welche Stoffe künftig genutzt werden dürfen. Für den Bundesverband Bioenergie (BBE) sagte deren Vorstandsvorsitzender Artur Auernhammer jetzt, ein solches „Papiermonster“ sei unnötig.

Stattdessen solle bei der Umsetzung der EU-Richtlinie RED III auch Holz als Rohstoff eingeschlossen werden, wie dies in Bayern geregelt sei. Von den aktuell 9.000 Biogasanlagen in Deutschland drohten aktuell viele außer Betrieb zu gehen, wenn ihre Förderung nach dem EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) ausläuft. „Gerade in der heutigen Zeit könnten sie aber flexibel Strom liefern, wenn Sonne und Wind fehlen“, gab Auernhammer zu bedenken.

Es fehle an einem ausreichenden Förderprogramm, das die Umrüstung der Anlagen für einen flexiblen Betrieb ermöglicht. Zudem müssten die Ausschreibungsmengen im EEG für neue Anlagen - in diesem Jahr zwei Mal 250 MW für Biomasse und zwei Mal 300 MW für Biomethan - erhöht werden, forderte er. „Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung muss das Potenzial der Bioenergieanlagen nutzen“, forderte Auernhammer.

Zuletzt gab es Biodiesel-Importe mit betrügerischen Zertifikaten in die EU, erinnerte er. Diese müssten unterbunden werden, da dies einheimische Erzeuger kaputt mache und die Akzeptanz der Bioenergie gefährde.
  Podium mit Parlamentariern

Vertreter aller drei Bundestags-Fraktionen der Ampel sowie von der CDU/CSU waren gekommen. Sie erwähnten Maßnahmen in den restlichen Monaten der Legislatur, die Bioenergie zukunftsfähig machen sollen. Carina Konrad von der FDP nannte „Biomasse ein wichtiges Element in unserem Energiesystem“. Neue Impulse sieht sie durch die kommunale Wärmeplanung.

Ihre Fraktion setze sich dafür ein, künftig auch Kraftstoffen aus Biomasse einen Platz zu verschaffen. Bis dies umgesetzt sei, gelte es, eine zeitliche Lücke zu füllen, damit nichts von Netz geht, was noch benötigt wird, gestand Konrad ein. Die FDP halte Waldnutzung und Forstwirtschaft weiter für nötig, stehe dabei aber in einem Dissens mit den Grünen.

Für die Grünen hob Lisa Badum ins Gedächtnis, dass Biomasse besonders im Wald ein Kohlenstoffspeicher sei, der in den Klimaschutz einzahlt. Daher habe man Holzheizungen im Gebäudeenergiegesetz (GEG) vorgesehen. Sie müssten aber mit Augenmaß an passender Stelle eingesetzt werden, weil kein Überschuss existiert. Die Biomasse-Förderung solle an die regionalen Gegebenheiten angepasst werden, um keine existierenden Nahwärme-Netze und Anlagen zu verlieren, sagte Badum.

Holz nur als Reststoff nutzen

Markus Hümpfert von der SPD verwies auf die leichte Erhöhung der Ausschreibungsmengen für Bioenergie im gerade beschlossenen Solarpaket I. Bioenergie sei auch im Rahmen der Kraftwerksstrategie Thema, versicherte er den etwa 100 Branchenvertreterinnen und -vertretern.

Aus Oppositionssicht sagte Maria-Lena Weiss (CDU/CSU), die Aufnahme der Bioenergie ins GEG sei erst dem Kampf ihrer Fraktion zu verdanken gewesen. Sie forderte von der Ampel Bedingungen, um die Bestandsanlagen auch nach der EEG-Förderung zu erhalten und ihren Umbau für einen flexiblen, netzdienlichen Betrieb anzureizen: „Wir sind für technologieoffene Lösungen, die nur den CO2-Ausstoß einer Technik bewerten.“
 
Sandra Rostek (Hauptstadtbüro Bioenergie) im Gespräch mit Berthold Göke (BMWK) Quelle: E&M/S.Harmsen

Der Abteilungsleiter und die „Übergangstechnologie“

Das Wirtschaftsministerium (BMWK) vertrat der Abteilungsleiter Klimaschutz, Berthold Göke. Er gab zu, dass die Biomassestrategie auf sich warten lässt, sie solle aber „in Kürze in den Stakeholderprozess gehen“. Zuvor müsse die Ressortabstimmung abgeschlossen werden. Mit Verweis auf den Klimaschutzbericht dämpfte Göke Hoffnungen der Branche auf großen Zuwachs. Biomasse-Ressourcen seien begrenzt und müssten bedacht eingesetzt werden. Die energetische Nutzung von Holz solle erst am Ende einer Nutzungskaskade stehen.
  „Biomasse spielt eine wichtige Rolle nicht nur für die Systemsicherheit Strom, sondern auch für Wärmenetze und als Energie- und Rohstoffquelle für die Industrie“, sagte Göke. Daher müsse die Zukunft von Bioenergieanlagen, besonders für die Nahwärme, geklärt werden. „Wir sind dran“, versprach er den Branchenvertretern. Zugleich nannte er Bioenergie eine „Übergangstechnologie“ in die klimaneutrale Zukunft, sehr zum Verdruss der Branchenvertreter.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
+49 (0) 151 28207503
eMail
facebook
© 2024 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 06.06.2024, 15:05 Uhr

Mehr zum Thema