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Enerige & Management > Strom - Mehr Lieferantenwechsel, hohe Ersparnis
Quelle: Fotolia / galaxy67
STROM:
Mehr Lieferantenwechsel, hohe Ersparnis
Die Bundesnetzagentur meldet 2024 mehr als zehn Millionen Strom- und über drei Millionen Gaswechsel, wodurch Verbraucher laut Behörde rund 2,2 Milliarden Euro sparten.
 
Die Bundesnetzagentur hat aktuelle Kennzahlen zum Lieferantenwechsel im Jahr 2024 vorgelegt. Demnach wechselten im Strombereich mehr als zehn Millionen Haushaltskunden entweder ihren Anbieter oder ihren bestehenden Vertrag. Im Vergleich zu 2023, als es nur sechs Millionen solcher Wechsel gab, bedeutet dies eine deutliche Zunahme der Wechselaktivität. Auch im Gasbereich stieg die Zahl der Wechsel, von 1,8 Millionen im Jahr 2023 auf mehr als drei Millionen.

Der Präsident der Bonner Behörde, Klaus Müller, erklärte: „Die hohe Zahl an Lieferantenwechseln im Jahr 2024 zeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nach besseren Konditionen suchen. Das ist ein gutes Zeichen für Wettbewerb und Energiewende.“ Laut Müller sparten deutsche Haushalte allein 2024 durch Vertrags- und Lieferantenwechsel 2,2 Milliarden Euro bei den Energiekosten ein.

Grundversorgung am teuersten

Die Daten der Bundesnetzagentur belegen auch, dass sich durch den Wechsel von der Grundversorgung zu alternativen Anbietern teils erhebliche Einsparungen ergeben. Zum Stichtag 1. April 2025 lag der durchschnittliche Strompreis in der Grundversorgung bei 40,1 Cent/kWh. Wettbewerbliche Anbieter boten im Schnitt einen Preis von 38,2 Cent/kWh an.

Besonders deutlich waren die Unterschiede im Gasbereich: Hier kostete die Kilowattstunde bei alternativen Anbietern im Durchschnitt 11,6 Cent.

Die Grundversorgung ist die gesetzlich geregelte Standardbelieferung mit Strom oder Gas, die automatisch greift, wenn ein Haushalt keinen anderen Vertrag abschließt oder wenn ein Lieferant aufhört und der Kunde sich nicht um einen Nachfolger kümmert. Sie gilt in der Regel als teurer als Wettbewerbstarife. Im Jahr 2024 sank der Anteil der Haushalte in der Grundversorgung erneut: Bei Strom lag er bei rund 23 Prozent (2023: 25 Prozent), bei Gas bei etwa 16 Prozent (2023: 19 Prozent).

Hohes Einsparpotenzial

Nach Angaben von Lundquist Neubauer, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox, war das Einsparpotenzial bei einem Anbieterwechsel 2024 so hoch wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung durch Verivox im Jahr 2004. Grund dafür seien noch immer Nachwirkungen der Energiekrise von 2022. „Viele Grundversorger haben hohe Beschaffungskosten an ihre Kunden weitergegeben“, begründet er. Während der Strom in der Grundversorgung 2024 im Durchschnitt 44,2 Cent/kWh kostete, lag der Preis in Neukunden-Tarifen laut Verivox nur bei 24,6 Cent/kWh.

Deutlich mehr Sperren

Trotz dieser Entwicklungen sieht die Bundesnetzagentur weiterhin Herausforderungen. So stieg die Zahl der Versorgungssperren im Jahr 2024 deutlich. Bei Strom gab es etwa 245.000 Sperrungen, ein Zuwachs von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Im Gasbereich erhöhte sich die Zahl der Sperrungen ebenfalls um etwa ein Fünftel auf 33.700 Fälle. Als Ursachen nennt die Behörde unter anderem gestiegene Energiepreise sowie Nachholeffekte, da viele Anbieter in den Vorjahren pandemiebedingt auf Sperrungen verzichtet hätten.

Energiearmut wächst

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, äußerte sich besorgt über die Entwicklung. „Immer mehr Haushalte können sich kaum noch ein warmes Zuhause oder grundlegende Versorgung leisten“, erklärte Bentele. Diese Situation zeige, dass Armut wachse und immer mehr Menschen sozial abgehängt würden. Ihrer Ansicht nach seien politische Maßnahmen erforderlich, um Energiearmut wirksam zu bekämpfen. Bentele forderte vor allem die von der Koalition verschobene Senkung der Stromsteuer sowie eine angemessene Berücksichtigung der Wohnnebenkosten in den Sozialleistungen.

Die vollständigen Daten will die Bundesnetzagentur im November 2025 gemeinsam mit dem Bundeskartellamt im „Monitoringbericht Energie“ veröffentlichen. Die Behörde kündigte an, darin vertieft auf Preisentwicklungen, Wechselverhalten und die Situation von Haushalten einzugehen, die von Versorgungsunterbrechungen betroffen sind.

Weitere Informationen stehen auf der Energiemarktdatenplattform Smard  bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Montag, 14.07.2025, 12:20 Uhr

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