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Der Gesamtvorstand der Mainova. Quelle: Mainova AG
BILANZ:
Mainova plant Milliardeninvestitionen
Der Frankfurter Versorger Mainova hat seine Zahlen für 2022 vorgelegt. Für die Zukunft haben die Frankfurter große Pläne − allerdings noch keinen neuen Chef in Aussicht.
 
"Das ist ein Ergebnis, das der Vorstand als 'zufriedenstellend' bezeichnet", sagte der Vorstandsvorsitzende Constantin Alsheimer angesichts des Mainova-Konzernergebnisses (EBIT) von 125,4 Millionen Euro für 2022. Dass das Ergebnis rund 40,4 Millionen Euro unter den Zahlen des Vorjahrs liegt, trübt die Laune in Frankfurt etwas. Angesichts der "enormen Herausforderungen" – dramatische Preissprünge auf den Energiemärkten, "exorbitante" und extrem volatile Beschaffungspreise – habe die Mainova sich aber "gut behauptet", so Alsheimer, zumal das Vorjahresergebnis von rund 166 Millionen Euro ein Rekordergebnis gewesen sei.

In den beiden Kernsegmenten Strom und Gas verlief das Jahr 2022 für die Mainova allen Turbulenzen zum Trotz "operativ im Grunde stabil", wie Alsheimer es etwas verklausuliert formulierte. Konkret habe in der Stromversorgung ein Einmaleffekt aus der Veräußerung von Rückstellungen zu einem Anstieg des Ergebnisses um 13,8 Millionen Euro auf 41,9 Millionen Euro geführt. In der Gassparte hingegen musste der Energieversorger inflationsbedingt höhere Rückstellungen für Umweltrisiken und Altlasten verbuchen und verzeichnete daher mit einem Minus von 13,9 Millionen Euro ein Ergebnis von 31,3 Millionen Euro.

"Die Energiewende besteht aus Gasen"

Das "Zukunftssegment" Fernwärme verzeichnete mit einem Minus von 16,6 Millionen Euro die deutlichsten Verluste und lag letztlich mit 5,4 Millionen Euro gerade einmal bei einem Viertel des Vorjahres. Eine Entwicklung, die der Preissteigerung auf dem CO2-Zertifikatemarkt geschuldet sei, erklärte Alsheimer. "Wir halten das aber für richtig", so der Vorstandsvorsitzende, schließlich schüfen hohe Preise für die Emissionszertifikate Anreize dafür, die Wärme emissionsfrei zu erzeugen. Ein Weg, den die Frankfurter mit der geplanten Anbindung des Biomassekraftwerks an das Fernwärmenetz wie auch mit der Erschließung von Abwärme aus den Rechenzentren bereits eingeschlagen hätten.

Gerade zur Entwicklung der Fernwärmenetze brauche es einen "Paradigmenwechsel", mahnte Alsheimer. Die Wärmeplanung müsse lokal erfolgen, die Entscheidung, welche Bereiche ans Fernwärmenetz angeschlossen würden und wo andere Systeme installiert werden sollten, sei eine stadtplanerische. "Wir brauchen eine Führung der Wärmepläne der Kommunen und Kreise, keine pauschalen Lösungen".

Ohnehin ließ Alsheimer keinen Zweifel daran, wo für ihn die Zukunft liegt. Nicht in der Kohle, das machte er gleich zu Beginn der Pressekonferenz klar – auch nicht, um das "strukturelle Defizit" auf dem Strommarkt zu decken. "Unsere Energiewende besteht aus Gasen", sagte er und verwies auf das derzeit im Umbau befindliche Heizkraft West, das 2026 H2-ready in Betrieb gehen soll. Bis 2040 will der Konzern klimaneutral wirtschaften.

Schon jetzt entwickelte sich das Segment Erneuerbare Energien auch bei der Mainova sehr deutlich positiv und lag mit einem satten Plus von 24,2 Millionen Euro, mit insgesamt 32,9 Millionen Euro deutlich über den Erwartungen. Vor allem das Biomassekraftwerk Fechenheim, die Windparks der Mainova und die neu erworbene "mobiheat GmbH" hätten dieses Ergebnis ermöglicht, so Alsheimer.

Nachfolger gesucht

"Sie erleben uns alles andere als niedergeschlagen", kommentiert er die Zahlen, "sondern voller Zuversicht" − auch, wenn die volatilen Preise mit Sicherheit weiterhin für ein schwieriges Marktumfeld sorgen würden. "Wir wissen, dass die Risiken bleiben."

Investieren wollen die Frankfurter trotzdem, und das deutlich: 2 Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren, kündigte Alsheimer an. Schon 2022 hatten die Frankfurter ihre Investitionssumme mit 340 Millionen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, für 2023 will der Konzern mit 604,6 Millionen Euro noch einmal fast doppelt so viel Geld in die Hand nehmen. Insbesondere die Erneuerbaren-Projekte und der Netzausbau sollen dabei im Fokus stehen.

Die Ergebnisse dieser Investitionen wird dann aber wohl nicht mehr Constantin Alsheimer verkünden. Bereits im Juli 2022 war bekannt geworden, dass der Manager spätestens zum 1. Januar 2024 als Vorstandschef zum Stadtwerkeverbund Thüga wechseln will (wir berichteten). Sein Vertrag bei der Mainova laufe noch bis Ende 2023, bestätigte Alsheimer nun, der Aufsichtsrat sei aber mit der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger befasst. "Wenn daraus etwas Fruchtbares erwachsen ist, dann kann die Vertragsaufhebung auch vor Jahresende geschehen."

Kennzahlen der Mainova (in Millionen Euro)
  2022 2021
EBT insgesamt 125,4 165,8
Stromversorgung 41,9 28,1
Gasversorgung 31,3 45,2
Erzeugung und Fernwärme 5,4 22,0
Erneuerbare Energien / Energiedienstleistungen 32,9 8,7
Wasserversorgung 1,9 3,5
Beteiligungen 37,6 76,8
Quelle: Mainova AG
 

Katia Meyer-Tien
Redakteurin
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