
Quelle: E&M
AUS DER AKTUELLEN AUSGABE:
Kooperation, Innovation und Unabhängigkeit
Angesichts geopolitischer Verwerfungen und Herausforderungen mahnen Branchenvertreter auf der Energiemesse Volta-X zur Kooperation. Und zur Besinnung auf eigene Stärken und Lösungen.
485 Aussteller, 26.000 Besucher: Vom 25. bis zum 27. März 2025 fand in Stuttgart die zweite Ausgabe der Energiemesse Volta-X
statt, diesmal im Verbund mit der Elektrotechnik- und Elektronikmesse Eltefa. Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Messe
Stuttgart, zeigte sich zufrieden: „Die Volta-X 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig der Austausch über innovative Energielösungen
ist. Als Plattform für Technologie, Praxis und Vernetzung bringt sie die relevanten Akteurinnen und Akteure zusammen.“
Die Bedeutung von Austausch und Kooperation gerade angesichts der Umbrüche in der Branche hatten schon die Redner der Eröffnungsveranstaltung deutlich gemacht. „Wir müssen bereit sein, die Perspektiven der anderen mitzudenken und Vertrauen ineinander zu haben“, sagte Michael Münter, Ministerialdirektor und Amtschef des baden-württembergischen Umweltministeriums.
Es gehe darum, die Energiewende gemeinsam zu bewältigen, ergänzte Thomas Speidel, CEO der ADS-Tec Energy GmbH und Präsident des Bundesverbands Energiespeicher Systeme (BVES). Denn auch wenn es aus den USA jetzt wieder heiße „Drill, baby, drill“: Am Ende werde die Physik siegen. Dass die Energiewende kommen müsse, sei längst entschieden.
„Wir haben eine gewaltige Transformation vor uns“, sagte er. Dabei zeige der Blick nach Asien, wie sehr Deutschland bereits hintenan sei, obwohl man hierzulande das Thema bereits vor 15 Jahren auf der Agenda gehabt habe. Jetzt sei die Solarindustrie mit ihrer Wertschöpfung abgewandert, im Bereich Speicher gehe es in eine ähnliche Richtung, als Nächstes sei die Automobilindustrie dran. „Die Kernfrage ist jetzt: Wollen wir Gestalter sein? Oder wollen wir am Ende nur noch Konsument sein?“

Ideen dafür, wie sich die Energiewende gestalten lässt, gab es auf der Messe zur Genüge: an den Ständen der Aussteller, auf der begleitenden Fachkonferenz Volta-Xchange, aber auch im E&M-Innovationsforum, in dem unter Moderation von E&M-Chefredakteur Stefan Sagmeister an allen drei Messetagen hochkarätige Experten aus Politik und Energiewirtschaft zu Wort kamen.
Skalierung durch Innovation
Hier stellte beispielsweise Stefan Michaelis, Geschäftsführer im Stadtwerkekonsortium K.Lab, unter dem Stichwort „Skalierung durch Innovation“ eine ganze Reihe von Lösungsansätzen zur Gestaltung der Wärmewende vor. Lösungsansätze, die auch in Stadtwerken und Kommunen mit knappen Ressourcen umsetzbar sein könnten. So könne zum Beispiel ein digitaler Energieberater Sanierungsprojekte unterstützen, indem er Schwachstellen erkennt, Lösungsansätze aufzeigt und eine digitale Gesamtplanung über alle Gewerke hinweg erstellt. Auf diesem Wege erreiche man eine zwei- bis dreimal schnellere Sanierung von Gebäuden bei deutlich geringeren Kosten.
Für den Bau moderner Wärmenetze seien neue Netz- und Finanzierungsstrukturen denkbar, um eine dezentrale Entwicklung zu fördern und neue Wärmequellen zu erschließen. Möglich seien auch Plattformmodelle, also offene Wärmenetze, die ähnliche wie Strommärkte eine flexible Einspeisung und Nutzung ermöglichen.
Kooperationen zwischen Industrie, Hausbesitzern und Nachbarkommunen könnten darüber hinaus Investitionskosten besser verteilen und Skaleneffekte nutzbar machen. Und: Fernwärmeanschlüsse könnten − statt langwieriger Planungs- und Realisierungsphasen − basierend auf Standardmodellen durch automatisierte, KI-gestützte Lösungen geplant und in Partnerschaft mit lokalen Handwerkern realisiert werden. Digitale Zwillinge könnten zu besseren Entscheidungen in der Wärmenetzplanung und im -betrieb beitragen, ein Modell, dass die Wien Energie derzeit erfolgversprechend teste.
Beschleunigung durch Standardlösungen
Schwerpunkt der diesjährigen Volta-X waren technologische Lösungen für Energiespeicher, Sektorenkopplung und intelligente Netze. Mit dem Sonderbereich Pumpspeicher rückten die Veranstalter auch etablierte Technologien neu in den Fokus. Dass die Branche insgesamt in allen Bereichen neue Wege denken und dann auch gehen muss, betonte auch Norbert Neuhaus, Leiter des Vertriebskanals beim Energielösungsanbieter Viessmann Climate Solutions. Neuhaus plädierte im E&M-Innovationsforum dafür, beispielsweise standardisierte Wärmelösungen für eine Vielzahl unterschiedlicher Gebäudetypen zu entwickeln und anzubieten, um die Wärmewende zu vereinfachen und zu beschleunigen.
„Wir müssen systemisch denken“, sagte Neuhaus, „von klassisch bis alternativ, von der Sektorkopplung bis zur Renaissance der Solarthermie.“ Gemeint ist eine Art Baukastenprinzip, in dem für jeden Gebäudetyp die richtige Lösung zu finden ist. Viessmann könne so bereits 90 Prozent aller Gebäudetypen abbilden. Umgesetzt werden müsse das in engem Schulterschluss mit dem Handwerk, dessen Aufgaben sich mit dem Wandel der Branche ebenfalls radikal verändert hätten: „Heizungstausch heute heißt Beratung, Beratung, Beratung.“
Keine neuen Abhängigkeiten schaffen
Der Staat solle sich bei der privaten Energiewende weitestmöglich zurückhalten und nur das regulieren, was auch tatsächlich reguliert werden müsse, plädierte BVES-Präsident Thomas Speidel. Man müsse den Menschen mehr zutrauen, das Geld und die Technologie seien da. „Sie werden sehen, die Energiewende geht durch die Decke, wenn Sie den Leuten die Freiheit lassen, ihre Dächer zu belegen und den Strom zu verbrauchen.“ Im Hinblick auf den globalen Kontext sei die Kooperation aller Akteure aus Wirtschaft, Forschung und Politik essenziell, betonte Speidel.
Er warnte dabei insbesondere vor neuen Abhängigkeiten. Und vor Gefahren, die beim Bau kritischer Infrastruktur mit Technologien aus dem Ausland entstehen könnten. „Wir beklagen uns zu Recht über Abhängigkeiten von Russland, die bei Gas und Öl entstanden sind. Nun tauschen wir diese Abhängigkeiten beim Bau der Erneuerbaren gegen Lieferketten, die wir nicht mehr kontrollieren können!“
Angesichts geopolitischer Unsicherheiten, steigender Energiebedarfe und des Klimawandels, sagte auch Messe-Geschäftsführer Roland Bleinroth, seien die Themen Energie und Energieversorgung in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Und würden immer relevanter: „Lösungen sind gefordert“, sagte er. Und das schnell: „Geschwindigkeit ist ein Gebot der Stunde, neuerdings nicht mehr nur beim Blick nach Osten, sondern auch nach Westen.“
Die nächste Ausgabe der Volta-X findet vom 2. bis 4. März 2027 auf dem Stuttgarter Messegelände statt.
Die Bedeutung von Austausch und Kooperation gerade angesichts der Umbrüche in der Branche hatten schon die Redner der Eröffnungsveranstaltung deutlich gemacht. „Wir müssen bereit sein, die Perspektiven der anderen mitzudenken und Vertrauen ineinander zu haben“, sagte Michael Münter, Ministerialdirektor und Amtschef des baden-württembergischen Umweltministeriums.
Es gehe darum, die Energiewende gemeinsam zu bewältigen, ergänzte Thomas Speidel, CEO der ADS-Tec Energy GmbH und Präsident des Bundesverbands Energiespeicher Systeme (BVES). Denn auch wenn es aus den USA jetzt wieder heiße „Drill, baby, drill“: Am Ende werde die Physik siegen. Dass die Energiewende kommen müsse, sei längst entschieden.
„Wir haben eine gewaltige Transformation vor uns“, sagte er. Dabei zeige der Blick nach Asien, wie sehr Deutschland bereits hintenan sei, obwohl man hierzulande das Thema bereits vor 15 Jahren auf der Agenda gehabt habe. Jetzt sei die Solarindustrie mit ihrer Wertschöpfung abgewandert, im Bereich Speicher gehe es in eine ähnliche Richtung, als Nächstes sei die Automobilindustrie dran. „Die Kernfrage ist jetzt: Wollen wir Gestalter sein? Oder wollen wir am Ende nur noch Konsument sein?“

Stefan Sagmeister, Roland Bleinroth, Thomas Speidel und Michael Münter (v.l.) bei der Eröffnung der Volta-X
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Ideen dafür, wie sich die Energiewende gestalten lässt, gab es auf der Messe zur Genüge: an den Ständen der Aussteller, auf der begleitenden Fachkonferenz Volta-Xchange, aber auch im E&M-Innovationsforum, in dem unter Moderation von E&M-Chefredakteur Stefan Sagmeister an allen drei Messetagen hochkarätige Experten aus Politik und Energiewirtschaft zu Wort kamen.
Skalierung durch Innovation
Hier stellte beispielsweise Stefan Michaelis, Geschäftsführer im Stadtwerkekonsortium K.Lab, unter dem Stichwort „Skalierung durch Innovation“ eine ganze Reihe von Lösungsansätzen zur Gestaltung der Wärmewende vor. Lösungsansätze, die auch in Stadtwerken und Kommunen mit knappen Ressourcen umsetzbar sein könnten. So könne zum Beispiel ein digitaler Energieberater Sanierungsprojekte unterstützen, indem er Schwachstellen erkennt, Lösungsansätze aufzeigt und eine digitale Gesamtplanung über alle Gewerke hinweg erstellt. Auf diesem Wege erreiche man eine zwei- bis dreimal schnellere Sanierung von Gebäuden bei deutlich geringeren Kosten.
Für den Bau moderner Wärmenetze seien neue Netz- und Finanzierungsstrukturen denkbar, um eine dezentrale Entwicklung zu fördern und neue Wärmequellen zu erschließen. Möglich seien auch Plattformmodelle, also offene Wärmenetze, die ähnliche wie Strommärkte eine flexible Einspeisung und Nutzung ermöglichen.
Kooperationen zwischen Industrie, Hausbesitzern und Nachbarkommunen könnten darüber hinaus Investitionskosten besser verteilen und Skaleneffekte nutzbar machen. Und: Fernwärmeanschlüsse könnten − statt langwieriger Planungs- und Realisierungsphasen − basierend auf Standardmodellen durch automatisierte, KI-gestützte Lösungen geplant und in Partnerschaft mit lokalen Handwerkern realisiert werden. Digitale Zwillinge könnten zu besseren Entscheidungen in der Wärmenetzplanung und im -betrieb beitragen, ein Modell, dass die Wien Energie derzeit erfolgversprechend teste.
Beschleunigung durch Standardlösungen
Schwerpunkt der diesjährigen Volta-X waren technologische Lösungen für Energiespeicher, Sektorenkopplung und intelligente Netze. Mit dem Sonderbereich Pumpspeicher rückten die Veranstalter auch etablierte Technologien neu in den Fokus. Dass die Branche insgesamt in allen Bereichen neue Wege denken und dann auch gehen muss, betonte auch Norbert Neuhaus, Leiter des Vertriebskanals beim Energielösungsanbieter Viessmann Climate Solutions. Neuhaus plädierte im E&M-Innovationsforum dafür, beispielsweise standardisierte Wärmelösungen für eine Vielzahl unterschiedlicher Gebäudetypen zu entwickeln und anzubieten, um die Wärmewende zu vereinfachen und zu beschleunigen.
„Wir müssen systemisch denken“, sagte Neuhaus, „von klassisch bis alternativ, von der Sektorkopplung bis zur Renaissance der Solarthermie.“ Gemeint ist eine Art Baukastenprinzip, in dem für jeden Gebäudetyp die richtige Lösung zu finden ist. Viessmann könne so bereits 90 Prozent aller Gebäudetypen abbilden. Umgesetzt werden müsse das in engem Schulterschluss mit dem Handwerk, dessen Aufgaben sich mit dem Wandel der Branche ebenfalls radikal verändert hätten: „Heizungstausch heute heißt Beratung, Beratung, Beratung.“
Keine neuen Abhängigkeiten schaffen
Der Staat solle sich bei der privaten Energiewende weitestmöglich zurückhalten und nur das regulieren, was auch tatsächlich reguliert werden müsse, plädierte BVES-Präsident Thomas Speidel. Man müsse den Menschen mehr zutrauen, das Geld und die Technologie seien da. „Sie werden sehen, die Energiewende geht durch die Decke, wenn Sie den Leuten die Freiheit lassen, ihre Dächer zu belegen und den Strom zu verbrauchen.“ Im Hinblick auf den globalen Kontext sei die Kooperation aller Akteure aus Wirtschaft, Forschung und Politik essenziell, betonte Speidel.
Er warnte dabei insbesondere vor neuen Abhängigkeiten. Und vor Gefahren, die beim Bau kritischer Infrastruktur mit Technologien aus dem Ausland entstehen könnten. „Wir beklagen uns zu Recht über Abhängigkeiten von Russland, die bei Gas und Öl entstanden sind. Nun tauschen wir diese Abhängigkeiten beim Bau der Erneuerbaren gegen Lieferketten, die wir nicht mehr kontrollieren können!“
Angesichts geopolitischer Unsicherheiten, steigender Energiebedarfe und des Klimawandels, sagte auch Messe-Geschäftsführer Roland Bleinroth, seien die Themen Energie und Energieversorgung in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Und würden immer relevanter: „Lösungen sind gefordert“, sagte er. Und das schnell: „Geschwindigkeit ist ein Gebot der Stunde, neuerdings nicht mehr nur beim Blick nach Osten, sondern auch nach Westen.“
Die nächste Ausgabe der Volta-X findet vom 2. bis 4. März 2027 auf dem Stuttgarter Messegelände statt.

© 2025 Energie & Management GmbH
Mittwoch, 14.05.2025, 08:58 Uhr
Mittwoch, 14.05.2025, 08:58 Uhr
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