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Enerige & Management > Energiegipfel 2024 - Kapferer: Freileitungen sparen 20 Milliarden Euro beim Netzausbau
Diskussion auf dem Energiegipfel: (2.v.li.) Leonhard Birnbaum (CEO Eon), daneben Miguel Ángel López Borrego (CEO von Thyssen Krupp), außen Moderatoren. Quelle: E&M/S.Harmsen
ENERGIEGIPFEL 2024:
Kapferer: Freileitungen sparen 20 Milliarden Euro beim Netzausbau
Auf einer Konferenz in Berlin wurde die Rolle des Netzausbaus diskutiert. Hochrangige CEO und der Chef der Bundesnetzagentur sprachen sich für Kosteneffizienz aus.
 
Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat in Europa Fahrt aufgenommen, stellte Jörg Kubitza, Geschäftsführer von Orsted Germany, auf dem Energiegipfel in Berlin fest. Manon van Beek, CEO des deutsch-niederländischen Übertragungsnetzbetreibers Tennet, unterstrich, wie wichtig der Ausbau der Stromnetze ist, um die Energie auch zu den Verbrauchern zu bringen. Dieser Netzausbau koste viel Geld und müsste auch durch staatliche Garantien unterstützt werden. Dem stimmte Stefan Kapferer, Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz zu.

Zugleich nannte Kapferer Möglichkeiten, den Netzausbau kostengünstiger zu gestalten. So sei es möglich, 20 Milliarden Euro zu sparen, wenn nicht überall die aufwendige Erdverkabelung eingesetzt wird. Freileitungen seien zudem leichter zu warten und zu reparieren, gab er zu bedenken. Er appellierte auch, Auflagen für archäologische Bodenuntersuchung zu reduzieren, was Millionen Euro sparen könnte. Er wünschte sich von der Bundesnetzagentur, auch beim Netzausbau einen so guten Austausch wie für den Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) zur Steuerung von Lasten.

Redispatchkosten senken

„Die Netzertüchtigung mit technischen Installationen kann zum Teil schon nach einem halben Jahr über ersparte Redispatchkosten refinanziert werden“, sagte Kapferer. Das sei nicht überall möglich. Aber generell seien Investitionen ins Netz nicht nur Kostentreiber, sondern entlasteten auch den Strompreis, weil dafür Redispatchkosten entfallen. „Die Stromgestehungskosten werden sinken durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, aber die Systemkosten werden durch den Ausbau für die Energiewende steigen“, sagte Kapferer. Daher solle noch überlegt werden, ob wirklich die Endverbraucher für die vollen Kosten aufkommen müssten, wenn dies steigende Strompreise bedeuten würde.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, erwiderte, dass die Netzkosten ihm durchaus Sorgen bereiten. Daher werde in einem engen Dialog mit Branche, Wissenschaft und Politik ein interaktiver Prozess der Netzplanung geführt, der sich an die Realität anpasst. Das Vorhaben der Bundesregierung, die Investitionskosten von 5,5 Milliarden Euro der Übertragungsnetzbetreiber im Haushalt 2024 zu übernehmen, habe er sehr begrüßt. Nachdem dieser Zuschuss dem geänderten Haushalt zum Opfer gefallen war, rechnet er mit neuen Diskussionen im Frühjahr mit Industrie und Verbrauchern, wenn die höheren Netzentgelte durchschlagen. Darauf bereite man sich vor und versuche Sparpotentiale zu ermitteln.

Integriertes Gas- und Wasserstoffnetz in Planung

Es ging zugleich auch um die Gasnetze. Jörg Bergmann, Sprecher der Geschäftsführung der Open Grid Europe, hofft auf Verbesserungen im Prozess der Netzausschreibung für das Wasserstoffkernnetz. „24 Prozent Selbstbehalt sind zu viel“, so Bergmann. Der Bund könne sich auch wieder aus den Zusagen zurückziehen, dagegen müsse mehr rechtliche Sicherheit eingearbeitet werden. „Wir sind offen für eine Flexibilität, die die Kosten der Gasnetzbetreiber und der Netzausbauer berücksichtigt“, antwortete Behördenchef Müller. Daher sei die Bundesregierung mit dem Instrument des Amortisationskontos diesen Notwendigkeiten entgegengekommen.

Außer den Niederlanden sei kein europäischer Nachbar so weit wie Deutschland mit dem Wasserstoffkernnetz, unterstrich Müller. Er dankte den Gasnetzbetreibern, für die „tolle Vorarbeit“ für den integrative Gas- und Wasserstoffnetzplan. Dieser werde Mitte dieses Jahres „einen Stempel“ bekommen, kündigte er an.

Grüne Vorgaben verzögern Wasserstoffhochlauf

In Bezug auf die Befüllung der Wasserstoffnetze zeigte sich Leonhard Birnbaum, CEO von Eon skeptisch. Er nannte es „dumm“ von der EU erst aufwendig die Bedingungen für klimaneutralen „grünen“ Wasserstoff zu definieren. Dadurch bekomme man wenig und teuren Wasserstoff. Er plädierte dafür, zuerst Wasserstoff aller Herkünfte, also auch aus fossilen Quellen, hochlaufen zu lassen. Dadurch gäbe es schnell einen liquiden Markt in allen Farben, in dem man später grünen Wasserstoff ordern könne.

Diese Meinung vertrat auch Mike Lewis, CEO des Gasunternehmens Uniper. Für die benötigten neuen Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 25.000 MW stehe nicht gleich genug grüner Wasserstoff zur Verfügung, erläuterte er. Sein Unternehmen stehe aber zum Klimaschutz und habe sich verpflichtet, ab 2040 kein fossiles Gas mehr einzukaufen oder zu verkaufen.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Dienstag, 23.01.2024, 14:18 Uhr

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