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Enerige & Management > Klimaschutz - Finnischer Stahlhersteller will Biokohle auf Rügen erzeugen
Der Hafen Mukran auf der Insel Rügen. Quelle: Fährhafen Sassnitz GmbH
KLIMASCHUTZ:
Finnischer Stahlhersteller will Biokohle auf Rügen erzeugen
Der finnische Stahlhersteller Outokumpu errichtet eine Biokoksanlage, um seine direkten Emissionen zu reduzieren. Der Koks soll aus Holzabfällen in Mukran auf Rügen erzeugt werden.
 
Auf dem Gelände des Hafens von Mukran auf der Insel Rügen wird Outokumpu eine Anlage zur Herstellung von Biokohlenstoff errichten. Der finnische Stahlhersteller will dort aus Alt- und Restholz Biokohlenstoff herstellen, der in seiner Produktion fossile Brennstoffe ersetzen soll. Das finnische Unternehmen werde in den kommenden Jahren am Mukran Port rund 40 Millionen Euro investieren und bis zu 25 qualifizierte und dauerhafte Arbeitsplätze schaffen. Dies kündigten die Partner am 9. Dezember an.

Outokumpu bezeichnet sich selbst als weltweit führenden Anbieter von nachhaltigem Edelstahl, der die Klimafolgen entlang der Wertschöpfungskette weiter zu reduzieren versucht. Die Anlage werde in der Stadt Sassnitz im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern im Nordosten Deutschlands errichtet und nutzt vorhandene Infrastruktur und Gebäude im Hafen Mukran. Die geplante jährliche Produktionskapazität der Anlage beträgt 15.000 Tonnen Biokohlenstoff unter Verwendung von Abfallholz als Rohstoff. Im ersten Halbjahr 2026 soll die Anlage in Betrieb gehen.

Die neue Biokohlenstoffanlage werde Rohmaterial zur Weiterverarbeitung in Biokoks für die Pelletieranlage von Outokumpu im finnischen Tornio zuführen. Die Anlage in Tornio wird voraussichtlich Mitte 2025 fertiggestellt werden. Biokoks findet als Reduktionsmittel in der Ferrochromproduktion von Outokumpu Verwendung. Der Transport nach Finnland kann über den Ostseehafen Mukran erfolgen. Etwa 50 Prozent der direkten Emissionen von Outokumpu könnten durch den Einsatz von Biokoks reduziert werden.

Emissionsarmer Edelstahl
 
„Edelstahl von Outokumpu weist im Vergleich zum Branchendurchschnitt den niedrigsten CO2-Fußabdruck aus, worauf wir stolz sein können“, erläuterte Stefan Erdmann, Chief Technology Officer (CTO) bei Outokumpu. Ziel des Unternehmens sei es, seine Emissionsintensität der direkten, indirekten und Lieferkettenemissionen bis 2030 um 42 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2016 zu reduzieren. „Derzeit stellt Biokoks für uns die beste verfügbare Technologie dar, um die direkten Emissionen zu verringern“, sagte Erdmann. Daneben würden auch andere Innovationen sowie der Einsatz von CO2-Abscheidungstechnologien untersucht, um weitere Reduktionspotentiale auszuschöpfen.
 
„Mukran Port hat uns durch die Kombination aus vorhandenen Industrieflächen, moderner Infrastruktur und einer ausgezeichneten Hinterlandanbindung überzeugt“, berichtete der CTO. Die kurzen Seewege nach Finnland ermögliche zudem eine effiziente und umweltfreundlichere Logistik. „Wir freuen uns darauf, diesen Standort gemeinsam weiterzuentwickeln“, so Erdmann weiter.

Vorteile für Mukran und Rügen
 
Fridjof Ostenberg, Geschäftsführer des Mukran Ports, betonte die strategische Bedeutung der Ansiedlung: „Die Anlieferung des Rohmaterials per Schiene sowie der Versand des Endprodukts per Schiff stärken die Logistikvielfalt des Standorts.“ Mit Outokumpu erhöhe der Hafen auch die Attraktivität für weitere potenzielle Industriekunden, hofft er. Die Nebenprodukte aus dem Produktionsprozess, insbesondere die entstehende Abwärme, sollen in das Fernwärmenetz der Insel Rügen eingespeist werden.

Auch der Sassnitzer Bürgermeister, Leon Kräusche, begrüßte diese Nutzung: „Mit der Einspeisung von Abwärme in das Fernwärmenetz leisten wir nicht nur einen Beitrag zur ökologischen Energieversorgung, sondern bieten den Bürgerinnen und Bürgern der Insel Rügen stabile bis hin zu günstigeren Energiepreisen.“

Biokohlenstoff und Biokoks
 
Rohstoffe, die aus Biomasse wie recyceltem Holz hergestellt werden, umfassen Biokohlenstoff und Biokoks. In der ersten Stufe wird die Biomasse in einem Pyrolyseprozess zu Biokohlenstoff umgesetzt verbrannt, und in der zweiten Stufe kann sie zu Biokoks (verdichtetem Biokohlenstoff) pelletiert werden. Biokohlenstoff kann verwendet werden, um konventionelle Kohle oder fossile Energiequellen in verschiedenen Phasen der Edelstahlproduktion zu ersetzen, während Biokoks speziell als Reduktionsmittel bei der Ferrochromschmelze eingesetzt wird. Ferrochrom wird für die Herstellung von Edelstahl benötigt, um Stahl rostfrei zu machen.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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