
Quelle: Enervis
POLITIK:
Experten kritisieren Markteingriff durch bisherige Netzreserve
Eine Studie von Enervis warnt vor höheren Kosten und Marktverwerfungen durch den geplanten Einsatz der Netzreserve. Eigentliches Ziel: den Strompreis zu stabilisieren.
Die Berliner Energiewirtschaftsberatung Enervis Energy Advisors sieht erhebliche Risiken durch Pläne der Bundesregierung,
Reservekraftwerke künftig auch zur Stabilisierung der Strompreise einzusetzen. Laut einer aktuellen Studie, die am 11. Juli offiziell veröffentlicht werden soll, drohen durch diese Maßnahme Marktverwerfungen, höhere Strompreise und Einbußen
für Anbieter flexibler Kapazitäten wie Batteriespeicher oder Gaskraftwerke. Die Studie „Der Einsatz der Netzreserve zur Strompreisstabilisierung
– Auswirkungen auf das Stromversorgungssystem“ wurde am 9. Juli online vorab präsentiert.
Grundsätzlich halten es die Enervis-Experten für eine gute Idee des Koalitionsvertrages, die Strompreise zu senken mit Maßnahmen wie Mitfinanzierung der Netzentgelte aus dem Staatshaushalt, Industriestrompreis und Senkung der Stromsteuer.
Die Maßnahme, Reservekraftwerke nicht mehr nur zur Versorgungssicherheit, sondern auch zur Preisstabilisierung einzusetzen, sei allerdings ein Fehler. Die Idee stammt ursprünglich vom Essener Energieunternehmen Steag. Demnach soll die Netzreserve bei einem Day-Ahead-Preis oberhalb von 200 Euro/MWh temporär zwischen 2026 und 2030 am Strommarkt teilnehmen dürfen. Damit soll laut Koalitionsvertrag ein größeres Stromangebot geschaffen und sollen Preisspitzen gekappt werden.
Preissignale für Flexibilität gestört
Doch laut der Untersuchung von Enervis untergräbt der staatliche Eingriff wichtige Preissignale am Markt. „Zwar könnte er Verbraucher kurzfristig entlasten, doch unsere Analysen zeigen klare Risiken für den Strommarkt – insbesondere für Gaskraftwerke, Speicher und flexible Lasten“, sagte Markus Peek, Mitarbeiter Strategy und Policy bei Enervis. Investitionsanreize würden schwinden, während Unsicherheiten zunähmen.
Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender des Stadtwerke-Netzwerks Thüga, sprach sich ebenfalls dagegen aus. „Ein solcher staatlicher Eingriff in den Markt schafft Unsicherheit. Er schadet Bestandskraftwerken, die sich im Markt behaupten, und hemmt den Zubau neuer Kraftwerkskapazitäten“, erklärte Alsheimer anlässlich der Vorstellung der Enervis-Studie. Nach seinen Angaben drohen mittelfristig Strompreiserhöhungen von bis zu 9 Prozent. Zudem könnten pro Jahr 2 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich ausgestoßen werden, da die Reservekraftwerke Kohle nutzen.
Rückschritt für die Energiewende
Die Netzreserve ist seit 2020 nicht von der EU-Kommission genehmigt, wird jedoch benötigt, um die einheitliche deutsche Strompreiszone aufrechtzuerhalten, sagte Peek weiter. Die Studie rechnet vor, dass Preisspitzen, die für Anbieter flexibler Kapazitäten wie Batteriespeicher oder industrielle Lastverschiebung wichtig seien, durch den Einsatz der Netzreserve geglättet würden. Damit gingen jedoch zentrale Einnahmequellen für diese Marktakteure verloren.
So seien Erlösverluste für ineffiziente Gasturbinen von bis zu 45 Prozent und für moderne Gas- und Dampfkraftwerke (GuD-Anlagen) von bis zu 25 Prozent zu erwarten, berechnete Julian Grinschgl von Enervis. Batteriespeicher könnten Deckungsbeitrags-Verluste von bis zu 7 Prozent erleiden. In einer rückblickenden Analyse für 2023, 2024 und das erste Quartal 2025 hätten diese Verluste sogar bis zu 15 Prozent betragen, sagte er.
„Durch den Einsatz der Netzreserve werden erforderliche Preise, um Lastverzicht anzureizen, zumeist nicht mehr erreicht. Daher liegt der Deckungsbeitrags-Verlust gegenüber dem Referenzszenario zumeist bei 100 Prozent, da eine Nutzung gar nicht stattfindet“, prognostiziert Grinschgl.

Kurzfristige Strompreissenkung schlägt zurück
Enervis beziffert die preisdämpfende Wirkung der Netzreserve als kurzfristig gering. Zwar könnten die Jahres-Basepreise zwischen 2026 und 2030 um etwa 1,20 Euro/MWh unter dem Referenzszenario liegen. Von 2031 an drohten jedoch stärkere Preissteigerungen, weil dann weniger gesicherte Kraftwerkskapazitäten und Flexibilitäten zur Verfügung stünden. Im Durchschnitt könnten die Strom-Großhandelspreise über einen längeren Zeitraum sogar höher ausfallen als ohne die Maßnahme. Damit erreiche der Einsatz der Netzreserve das Gegenteil des beabsichtigten Effekts.
Die Autoren der Studie empfehlen daher, auf die geplante Marktöffnung für die Netzreserve zu verzichten. Stattdessen brauche es mehr Rechts- und Planungssicherheit für Investitionen in neue Gaskraftwerke sowie weniger Detailvorgaben für die Umsetzung der lokalen Energiewende, forderte Alsheimer aus Sicht der Wirtschaft.
Grundsätzlich halten es die Enervis-Experten für eine gute Idee des Koalitionsvertrages, die Strompreise zu senken mit Maßnahmen wie Mitfinanzierung der Netzentgelte aus dem Staatshaushalt, Industriestrompreis und Senkung der Stromsteuer.
Die Maßnahme, Reservekraftwerke nicht mehr nur zur Versorgungssicherheit, sondern auch zur Preisstabilisierung einzusetzen, sei allerdings ein Fehler. Die Idee stammt ursprünglich vom Essener Energieunternehmen Steag. Demnach soll die Netzreserve bei einem Day-Ahead-Preis oberhalb von 200 Euro/MWh temporär zwischen 2026 und 2030 am Strommarkt teilnehmen dürfen. Damit soll laut Koalitionsvertrag ein größeres Stromangebot geschaffen und sollen Preisspitzen gekappt werden.
Preissignale für Flexibilität gestört
Doch laut der Untersuchung von Enervis untergräbt der staatliche Eingriff wichtige Preissignale am Markt. „Zwar könnte er Verbraucher kurzfristig entlasten, doch unsere Analysen zeigen klare Risiken für den Strommarkt – insbesondere für Gaskraftwerke, Speicher und flexible Lasten“, sagte Markus Peek, Mitarbeiter Strategy und Policy bei Enervis. Investitionsanreize würden schwinden, während Unsicherheiten zunähmen.
Constantin Alsheimer, Vorstandsvorsitzender des Stadtwerke-Netzwerks Thüga, sprach sich ebenfalls dagegen aus. „Ein solcher staatlicher Eingriff in den Markt schafft Unsicherheit. Er schadet Bestandskraftwerken, die sich im Markt behaupten, und hemmt den Zubau neuer Kraftwerkskapazitäten“, erklärte Alsheimer anlässlich der Vorstellung der Enervis-Studie. Nach seinen Angaben drohen mittelfristig Strompreiserhöhungen von bis zu 9 Prozent. Zudem könnten pro Jahr 2 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich ausgestoßen werden, da die Reservekraftwerke Kohle nutzen.
Rückschritt für die Energiewende
Die Netzreserve ist seit 2020 nicht von der EU-Kommission genehmigt, wird jedoch benötigt, um die einheitliche deutsche Strompreiszone aufrechtzuerhalten, sagte Peek weiter. Die Studie rechnet vor, dass Preisspitzen, die für Anbieter flexibler Kapazitäten wie Batteriespeicher oder industrielle Lastverschiebung wichtig seien, durch den Einsatz der Netzreserve geglättet würden. Damit gingen jedoch zentrale Einnahmequellen für diese Marktakteure verloren.
So seien Erlösverluste für ineffiziente Gasturbinen von bis zu 45 Prozent und für moderne Gas- und Dampfkraftwerke (GuD-Anlagen) von bis zu 25 Prozent zu erwarten, berechnete Julian Grinschgl von Enervis. Batteriespeicher könnten Deckungsbeitrags-Verluste von bis zu 7 Prozent erleiden. In einer rückblickenden Analyse für 2023, 2024 und das erste Quartal 2025 hätten diese Verluste sogar bis zu 15 Prozent betragen, sagte er.
„Durch den Einsatz der Netzreserve werden erforderliche Preise, um Lastverzicht anzureizen, zumeist nicht mehr erreicht. Daher liegt der Deckungsbeitrags-Verlust gegenüber dem Referenzszenario zumeist bei 100 Prozent, da eine Nutzung gar nicht stattfindet“, prognostiziert Grinschgl.

Auswirkungen einer fossilen Netzreserve auf den Strompreis -
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Quelle: Enervis
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Quelle: Enervis
Kurzfristige Strompreissenkung schlägt zurück
Enervis beziffert die preisdämpfende Wirkung der Netzreserve als kurzfristig gering. Zwar könnten die Jahres-Basepreise zwischen 2026 und 2030 um etwa 1,20 Euro/MWh unter dem Referenzszenario liegen. Von 2031 an drohten jedoch stärkere Preissteigerungen, weil dann weniger gesicherte Kraftwerkskapazitäten und Flexibilitäten zur Verfügung stünden. Im Durchschnitt könnten die Strom-Großhandelspreise über einen längeren Zeitraum sogar höher ausfallen als ohne die Maßnahme. Damit erreiche der Einsatz der Netzreserve das Gegenteil des beabsichtigten Effekts.
Die Autoren der Studie empfehlen daher, auf die geplante Marktöffnung für die Netzreserve zu verzichten. Stattdessen brauche es mehr Rechts- und Planungssicherheit für Investitionen in neue Gaskraftwerke sowie weniger Detailvorgaben für die Umsetzung der lokalen Energiewende, forderte Alsheimer aus Sicht der Wirtschaft.

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Mittwoch, 09.07.2025, 16:23 Uhr
Mittwoch, 09.07.2025, 16:23 Uhr
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