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Enerige & Management > Regulierung - Energieverbände warnen vor Milliardenverlusten durch NEST
Gebäude der Bundesnetzagentur in Bonn. Quelle: Bundesnetzagentur
REGULIERUNG:
Energieverbände warnen vor Milliardenverlusten durch NEST
BDEW und VKU legen neue Berechnungen zu NEST vor. Laut den Verbänden drohen Netzbetreibern durch die Pläne der Bundesnetzagentur Erlösrückgänge von fünf Milliarden Euro.
 
Die Energieverbände BDEW und VKU haben anlässlich der Beiratssitzung der Bundesnetzagentur am 17. September neue Berechnungen zu den Folgen der geplanten Neugestaltung der Anreizregulierung (NEST) vorgestellt. Nach Einschätzung der Verbände drohen den Netzbetreibern durch die geplanten Änderungen Erlösrückgänge von insgesamt rund fünf Milliarden Euro.

Die Behörde hatte im Mai mitgeteilt, die geplanten Methodenänderungen im Regulierungsrahmen würden keine Senkung der Erlöse zur Folge haben. Bereits damals war der BDEW jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass für eine Regulierungsperiode ein Rückgang von 2,3 Milliarden Euro zu erwarten sei. Die nun aktualisierten Hochrechnungen der Branche zeichnen ein noch deutlicheres Bild: 3,5 Milliarden Euro Erlösrückgänge bei den Stromnetzen und 1,5 Milliarden Euro bei den Gasnetzen.

In den Berechnungen enthalten ist auch ein Opex-Aufschlag für Stromverteilnetzbetreiber von 2,4 Prozent der Erlösobergrenze, den die Bundesnetzagentur veranschlagt hat. Laut BDEW und VKU sei dieser Wert für die Branche nicht nachvollziehbar. Sollte er sich ändern, würde sich auch die Erlössituation entsprechend verschieben.

Unattraktiv für Kapitalgeber

Der starke Anstieg der prognostizierten Rückgänge erklärt sich laut den Verbänden vor allem durch bislang unzureichend berücksichtigte Effekte der geplanten Methodikänderungen beim Effizienzvergleich und den Wegfall der Korrektur des Wagniszuschlags in der vierten Regulierungsperiode. 

Zudem kritisieren BDEW und VKU die von der Behörde neu vorgeschlagene Methodik bei der Ermittlung des Fremdkapitalzinses. Diese sieht die Umstellung auf einen starren Siebenjahresdurchschnitt vor. Nach Einschätzung der Verbände führt dies allein zu einer zusätzlichen Erlösminderung von rund zwei Milliarden Euro.
Für die Bewertung der Netzregulierung sei die Sicht von Investoren entscheidend, betonten die Verbände.

Investoren bewerteten Netzbetreiber vor allem anhand des kalkulatorischen Anlagevermögens und des regulatorisch zugestandenen Eigenkapitalzinses. Die handelsrechtliche Rendite spiele dabei keine Rolle. Eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen sende ein falsches Signal an Investoren, heißt es in den Stellungnahmen.

Kein Geld für die anstehenden Investitionen

„Die Energiewende braucht eine moderne Netzinfrastruktur, die weit mehr leisten muss als bisher“, sagte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Bis 2035 seien Investitionen von mehr als 200 Milliarden Euro erforderlich. Wenn den Netzbetreibern gleichzeitig weniger Geld zur Verfügung stehe, widerspreche das den Zielen.

Andreae forderte die Agentur auf, gemeinsam mit der Branche eine tragfähige und kosteneffiziente Lösung zu erarbeiten. Dazu gehörten eine neutrale Folgenabschätzung, internationale Vergleichbarkeit bei der Verzinsung des Eigenkapitals, die vollständige Anerkennung von Fremdkapitalzinsen und eine faire Abbildung der Betriebskosten.

Auch VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing kritisierte die Pläne: „Kommunale Netzbetreiber müssen Netze zügig ausbauen und modernisieren, für den Anschluss von Erneuerbaren, für Elektromobilität, für die Wärmewende und für digitale Steuerung.“ Das erfordere Milliardeninvestitionen und verlässliche Rahmenbedingungen. „Die vorgesehenen Maßnahmen der Bundesnetzagentur führen in die entgegengesetzte Richtung“, sagte Liebing. Er appellierte an die Behörde, einen Regulierungsrahmen zu schaffen, der Investitionen ermögliche, statt sie auszubremsen.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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