• Gas schwimmt gegen den Strom
  • Energie senkt überraschend Herstellerpreise
  • Tschechien feiert zweite Unabhängigkeit vom Kreml
  • Klimabewegung verliert Wolf von Fabeck
  • Vattenfall verteuert Berliner Strom-Grundversorgung
  • Messstellenbetreiber darf seinen Zählerschrank verwenden
  • Erkrath verlässt Gründertrio der Neander Energie
  • Pannen-Park geht unter neuer Regie probeweise wieder ans Netz
  • Verspätete Abrechnung verstößt gegen Wettbewerbsrecht
  • Leine-Energie sichert Belieferung von Liegenschaften in Niedersachsen
Enerige & Management > E-World 2025 - Eine Branche wartet auf Antworten
Das Podium der Eröffnungs-Pressekonferenz der E-world 2025. Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
E-WORLD 2025:
Eine Branche wartet auf Antworten
Die Pressekonferenz zur Eröffnung der 24. E-world stand ganz im Zeichen der bevorstehenden Bundestagswahl. Forderungen gibt es viele.
 
„Ich stelle gerade fest, dass ich die Einzige in der Runde bin, die keinen Forderungskatalog an die neue Bundesregierung mitgebracht hat“, sagt Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) auf dem Podium der Eröffnungs-Pressekonferenz der E-world. Denn natürlich prägt angesichts der bevorstehenden Neuwahlen die Diskussion über die politische Zukunft Deutschlands und die der deutschen Energiewirtschaft die Fachmesse, die in diesem Jahr zum 24. Mal stattfindet. Wobei Katherina Reiche, Vorsitzende des Vorstands der Westenergie, eines deutlich klarstellt: „Keine Partei der politischen Mitte hat angekündigt, die Energiewende rückabzuwickeln“.

Für den Weg hin zur Energiewende schrieben die Vertreter der Energiewirtschaft der künftigen Bundesregierung aber einiges ins Aufgabenbuch. „Planungssicherheit ist für die Energiebranche, die außerhalb von Legislaturperioden arbeitet, enorm wichtig“, stellte Kerstin Andreae klar, die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des BDEW: „Unsere Investitionen überdauern Jahrzehnte. Es ist wichtig, dass es eine Verlässlichkeit gibt“. Die grundlegenden Entscheidungen seien getroffen: Erneuerbare im Zentrum des Stromsystems, mit backupfähigen Kraftwerken, einem Fokus auf den Netzen und auf Speicherlösungen.

Wichtig sei nun, Strom- und Energiekosten zu senken, weshalb sich auch in allen Wahlprogrammen zur anstehenden Bundestagswahl die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß finde − was wichtig sei, auch, um die Sektorkopplung voranzubringen. System- und Kosteneffizienz müssten in den Fokus.
Zur Sicherung der Versorgung und der Resilienz brauche es Anreize für Investitionen und den Übergang in den Kapazitätsmarkt. „Und deshalb gehört das neue Kraftwerkssicherheitsgesetz in den 100-Tage-Plan jeder neuen Bundesregierung“, so Andreae.

Grundsätzlich müsse es gelingen, das energiewirtschaftliche Dreieck auszubalancieren, wobei das Ziel der Klimaneutralität für den BDEW nicht in Frage stehe − ebenso wenig, wie die Beibehaltung der einheitlichen Stromgebotszone in Deutschland: „Wir wehren uns mit Händen und Füßen gegen einen Preiszonensplit und Gebotszonen. Wir werden alle Kraft darauf verwenden, das diese Gebotszone bleibt“, gab sich Andreae kämpferisch.

Klare, nachvollziehbare Ziele

Dass für das Erreichen der Klimaziele zunächst auch Wege gefunden werden müssen, die Akzeptanz der Bevölkerung zu steigern, machte Westnetz-Vorstandsvorsitzende Katherina Reiche deutlich und zitierte eine Umfrage des Wuppertal Instituts, demzufolge zwar eine Mehrheit der Befragten die Energiewende befürworte, aber nur wenige das Tempo für ausreichend halten.

Der Wunsch nach klaren, verständlichen Zielen und Zusammenarbeit auf allen Ebenen sei groß − und notwendig. Allein bei der Westenergie müssten bis 2030 PV-Anlagen mit einer Gesamtfläche von mehr als 110 Fußballfeldern sowie 888.000 Wärmepumpen angeschlossen werden. Das entspreche 13 Energiewendeanlagen pro Stunde, die ins Netz integriert werden müssen − was sich in einem Rahmen abspielen müsse, der derartige Investitionen attraktiv mache. „Der Weg, wie wir die Energiewende bislang umsetzen, wird nicht ausreichen“, sagt Reiche.

„Demut vor der Zukunft“

Ebenfalls im Hinblick auf das Erreichen der Klimaziele mahnt Christoph Müller, Vorsitzender der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers Amprion, zur Offenheit. Innovationen und Entwicklungen der kommenden Jahre seien nur schwer absehbar, sagt er, und verweist auf den Boom bei den Speichertechnologien, den noch vor wenigen Jahren niemand vorausgesehen habe. „Ich würde zur Demut vor der Zukunft raten“. Niemand könne derzeit prognostizieren, wie das Stromsystem 2045 aussehe. Wichtig sei es, Szenarien zu entwickeln und den Netzausbau dementsprechend zu planen.

Auch in der Diskussion um die Netzstabilität in einem Netz mit volatilen erneuerbaren Einspeisern zeigt er sich aus der Perspektive des Übertragungsnetzbetreibers entspannt − zumindest, was die sogenannten Hellbrisen angeht. „So viel Strom, dass wir im deutschen System damit nicht umgehen können, sehen wir auf nationaler Ebene auf absehbare Zeit nicht“. Auf lokaler Netzebene müsse das aber durchaus gelöst werden, so gebe es beispielsweise in der Steuerung der Anlagen, die theoretisch bereits gesteuert werden könnten, noch einige Hausaufgaben zu erledigen.

In Bezug auf die Versorgungssicherheit während Dunkelflauten erinnert Müller an das hohe Durchschnittsalter des Reservekraftwerksparks. „Es ist wichtig, dass wir uns Gedanken machen über eine Reservekraftwerksstrategie“, sagt er, „Ich habe ja auch eine Versicherung für mein Haus − auch wenn ich froh bin, wenn es nicht brennt“.

Dass der Start der Energiewende gelingen kann, wenn alle Akteure über alle politischen Ebenen zusammenarbeiten, betonte Mona Neubaur und verwies unter anderem auf die hohen Photovoltaik-Zubauzahlen ihres Bundeslandes. „Jetzt geht es darum, diese Erneuerbaren effizienter ins Gesamtsystem zu integrieren“. Dazu brauche es ein neues Strommarktdesign, den Aufbau der wasserstofffähigen Gaskraftwerke als Backup, die zuverlässige Netzinfrastruktur und den Speicherausbau. Angesichts der enormen Investitionsbedarfe werde die Finanzierung der Energiewende eine der zentralen Fragen der kommenden Jahre. „Wir warten auf Antworten, die die neue Bundesregierung geben muss“.
 

Katia Meyer-Tien
Redakteurin
+49 (0) 8152 9311 21
eMail
facebook
© 2025 Energie & Management GmbH
Dienstag, 11.02.2025, 14:08 Uhr

Mehr zum Thema