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Enerige & Management > Wärmenetz - Duschwasser wärmt Hamburger Heizungen
Michael Beckereit (links, Hamburg Wasser), Katharina Fegebank (Energiesenatorin) und Kirsten Fust (Hamburger Energiewerke) vor einem der Aggregate der Abwasserwärmepumpe. Quelle: Hamburger Energiewerke/Hamburg
WÄRMENETZ:
Duschwasser wärmt Hamburger Heizungen
Hamburg Wasser und die Hamburger Energiewerke bauen am Klärwerk Hamburg eine 60 MW starke Abwasserwärmepumpe, die ab 2026 bis zu 39.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen soll.
 
Am Klärwerk Hamburg errichten Hamburg Wasser und die Hamburger Energiewerke derzeit die nach eigenen Angaben größte Abwasserwärmepumpe Deutschlands. Beide städtischen Unternehmen, die 2022 eine Kooperation zur Erschließung bislang ungenutzter Energiequellen vereinbart haben, wollen mit dem Projekt Wärme aus gereinigtem Abwasser nutzbar machen. Die neue Großwärmepumpe soll künftig über das Fernwärmenetz der Hamburger Energiewerke bis zu 39.000 Haushalte mit Wärme zum Heizen und für Warmwasser versorgen. 

Das Vorhaben ist Teil des sogenannten Energieparks Hafen, mit dem Hamburg verschiedene klimafreundliche Wärmequellen bündeln will. Laut Energiesenatorin Katharina Fegebank ist das Vorhaben ein bedeutender Schritt für die Wärmewende in Hamburg. „Als Wärmequelle wird Abwasser mit dem Projekt zu einer Ressource“, sagte Fegebank bei der Besichtigung des Baufortschritts am 7. Juli.

Zusätzlicher Wärmespeicher 

Das Klärwerk Hamburg sammelt sämtliche Abwasserströme der Stadt und gilt nach Angaben von Hamburg Wasser als idealer Standort für die Wärmepumpe. Dort steht gereinigtes Abwasser mit Temperaturen von mindestens 12  Grad Celsius ganzjährig in großen Mengen zur Verfügung. Diese Ausgangstemperatur liegt deutlich über der winterlichen Außenluft, wodurch Wärmepumpen effizienter arbeiten können.

Die neue Anlage wird das Abwasser auf bis zu 95 Grad Celsius erhitzen. Das heiße Wasser gelangt anschließend in die benachbarte Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) im Energiepark Hafen. Dort kann ein großer Wärmespeicher die Wärme zwischenspeichern. Bei Bedarf hebt die GuD-Anlage die Temperatur der gewonnenen Wärme weiter an, bevor sie in das Hamburger Fernwärmenetz eingespeist wird.

Die installierte Leistung der Wärmepumpen beträgt laut Angaben der Unternehmen insgesamt 60 MW verteilt auf vier Aggregate mit jeweils 15 MW Leistung. Die Aggregate arbeiten mit vierstufigen Turboverdichtern, die von Motoren mit einer Nennleistung von jeweils 6 MW angetrieben werden. Pro Sekunde soll die Wärmepumpe rund 2,67 Kubikmeter Abwasser verarbeiten, was etwa der Menge von 16 Badewannenfüllungen entspricht.

Die Anlage werde jährlich bis zu 5.000 Vollbetriebsstunden leisten und dabei nach Unternehmensangaben bis zu 90.000 Tonnen CO2 einsparen. „Mit der neuen Abwasserwärmepumpe auf dem Klärwerk Hamburg leisten auch wir als städtisches Unternehmen einen Beitrag für die Wärmewende in der Stadt“, erklärte Michael Beckereit, Technischer Geschäftsführer von Hamburg Wasser. Er betonte, dass die bisher ungenutzte Abwasserwärme künftig einen wichtigen Anteil an der klimafreundlichen Energieversorgung der Stadt leisten könne.

Auch andere Wärmequellen im Netz

Die Hamburger Energiewerke finanzieren die neue Wärmepumpenanlage mit gut 60 Millionen Euro. Außerdem zahlen sie eine jährliche Instandhaltungspauschale. Wirtschaftlich betrachtet werden sie damit Eigentümer der Anlage. Planung, Bau und Betrieb liegen bei Hamburg Wasser, während die Hamburger Energiewerke die Steuerung der Anlage übernehmen und die erzeugte Wärme in ihr Fernwärmenetz einspeisen.

 „Großwärmepumpen sind eine Schlüsseltechnologie für die Wärmewende in Hamburg“, erklärte Kirsten Fust, Sprecherin der Geschäftsführung der Hamburger Energiewerke. Sie verwies darauf, dass die Hamburger Energiewerke künftig verschiedene klimafreundliche Wärmequellen im Energiepark Hafen bündeln und die erzeugte Wärme unter der Elbe hindurch ins städtische Netz einspeisen wollen. 

Hintergrund des Projekts ist der geplante Ausstieg der Freien und Hansestadt Hamburg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2030. Ein zentraler Baustein dafür ist der Energiepark Hafen. Dort sollen verschiedene klimafreundliche Wärmequellen wie Abwärme aus Müllverbrennungsanlagen, energieintensiven Industriebetrieben oder eben Klärwerksprozessen in die Wärmeversorgung integriert werden. Zentrum des Energieparks ist die Gas- und Dampfturbinenanlage GuD Dradenau. Sie soll laut den Hamburger Energiewerken Ende 2025 in Betrieb gehen.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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