
Barbara Pompili, Ministerin für ökologischen Wandel, sagte zur Eröffnung, die Welt stehe an einer Weggabelung für die Erreichung der Klimaschutzziele. Dies habe auch die gerade beendete Klimaschutzkonferenz Cop 26 in Glasgow gezeigt. Es gelte jetzt, besonders in den Industrieländern schnell die Wende zu nicht fossilen Energieträgern zu vollziehen. Der Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA) Fatih Birol sagte: "Die nächsten zehn Jahre sind entscheidend für das Erreichen des Klimaschutzziels, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen."
Klimaschutzzusagen einhalten
Die IEA habe berechnet, dass alle aktuellen Zusagen von 90 % der Länder weltweit auf der Klimakonferenz Cop 26 in Glasgow die Erwärmung des Klimas auf 1,8 Grad Celsius begrenzen würden. Das sei ein tolles Ergebnis, allerdings genüge es nicht für das Ziel von 1,5 Grad und natürlich müssten alle Verpflichtungen komplett und termingerecht umgesetzt werden, schränkte Birol ein. Dennoch hält er Glasgow für einen Erfolg auch wegen der Verpflichtungen zur Begrenzung der Methanemissionen.
Im letzten Jahr gingen 90 % der weltweiten Investitionen in Energieerzeugung bereits in erneuerbare Energie und nur noch 10 % in fossile. Das sei die richtige Tendenz, sagte Birol. Europa sei bisher ein Treiber des Klimaschutzes gewesen und innerhalb
Europas besonders Frankreich und Deutschland. Dies müsse so bleiben, insbesondere, wenn Deutschland im kommenden Jahr die
Leitung der G7 übernimmt und Frankreich die EU-Präsidentschaft.
Europa soll Technologieführerschaft behalten
Für diese Zeit sei es wichtig, den Kohleausstieg in Europa und Asien anzuschieben. Frankreich solle daraus lernen, wie der
Photovoltaikmarkt aus Europa abwanderte, nachdem die Technologie dort marktfähig geworden sei. Sieben von zehn Modulen würden
heute außerhalb Europas produziert. Europa solle seine Führerschaft bei Batterien und Wasserstoff diesmal nicht wieder abgeben,
riet Birol. "Wer, wenn nicht Deutschland und Frankreich, könnten Europa anführen, wenn es um die Entwicklung eines nachhaltigen
Energiesystems geht", schloss Birol.
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Quelle: DFBEW
Für das deutsche Auswärtige Amt appellierte Staatssekretär Miguel Berger, man solle auch angesichts aktuell hoher Energiepreise
der Kraft des Marktes vertrauen. "Es gibt keine Marktmanipulationen und auch keine Versorgungsengpässe", sagte Berger. Nationale
Maßnahmen von Ländern seien natürlich möglich, um wirtschaftlich schwache Gruppen zu schützen.
Russland liefere zuverlässig Erdgas, seit dem 8. November sogar mehr als vertraglich vereinbart, unterstrich Berger. Als Gegenmittel
für hohe Energiepreise nannte er den Ausbau erneuerbarer Erzeugung und internationale Zusammenarbeit. Deutschland und Europa
würden künftig weiter Energie importieren müssen, allerdings nun erneuerbar erzeugten Wasserstoff, wofür schon die Partnerschaften
geknüpft wurden, sagte er.
Rahmen für Dekarbonisierung der Wirtschaft setzen
Andreas Feicht, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, sagte: "Die treibhausgasneutrale Welt ist ein fundamentaler Wandel, der alle Länder, Menschen und Unternehmen braucht." Für das neue Energiesystem ohne fossile Rohstoffe sei die Umstellung der Wirtschaft nötig, wofür auch privates Kapital mobilisiert werden müsse. Dafür müsse der eine politische Rahmen entwickelt werden. Der Wandel im Stromsystem wurde erfolgreich begonnen, aber jetzt müssten auch die anderen Energiebedarfe erneuerbar gestaltet werden, umriss Feicht die Herausforderung.
Deutschland versuche das mit den 18 Maßnahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie, sagte der Staatssekretär. Eine Leistung von 5.000 MW Elektrolyse sollten bis 2030 in Deutschland aufgebaut werden. Hinzu kämen die "Wichtigen Projekte Gemeinsamen Interesses"
(IPCEI) innerhalb der EU. Energiepartnerschaften innerhalb Europas und weltweit seien begonnen worden.
Die Allianz, auch mit dem Nahen und Mittleren Osten, sei besonders wichtig, um diesen Ländern neue wirtschaftliche Perspektiven
zu geben, auch nach dem Ende des Erdölzeitalters. "Europa muss mit dem 'Fit for 55' einen verlässlichen Rahmen für die Industrie
schaffen und für die weltweiten Partner, damit sie wissen, wie die Zukunft gestaltet wird", mahnte Feicht.
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Donnerstag, 18.11.2021, 11:34 Uhr