
Gerald Linke auf dem DVGW-Kongress 2024. Quelle: E&M / Susanne Harmsen
VERANSTALTUNG:
Deutschlands Hindernisse beim H2-Markthochlauf
Regulatorische Hemmnisse und die mangelnde Verfügbarkeit von Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen behindern aktuell die schnellere Gaswende in Deutschland, hieß es vom DVGW-Kongress.
Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW präsentierte auf dem Kongress seines Verbandes den aktuellen Wasserstoff-Marktindex.
Laut der jüngsten Umfrage sehen die befragten Unternehmen ihre Pipeline-Infrastruktur um 23 Prozent besser aufgestellt als noch im Jahr zuvor. Der DVGW ist der Verband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft. Einen
großen Anteil daran hatte die Festlegung des Wasserstoffkernnetzes mit einer Länge von 9.700 Kilometern durch die Bundesregierung. Hier werden zu 60 Prozent bereits vorhandenen Erdgasleitungen eingebunden.
Hilfreich war auch die Normungsroadmap, die gemeinsam mit anderen wie dem VDI und DIN erarbeitet wurde, sagte Linke. Sie gebe den Unternehmen auch im Wasserstoffbereich Sicherheit zu den technischen Normen und stelle sicher, dass die Umrüstung von Erdgas auf Wasserstoff möglich ist. Zugleich benannten die Unternehmen Hindernisse für den Markthochlauf. Diese liegen für 55 Prozent der Befragten in den hohen Investitionskosten und für 49 Prozent in den Investitionsrisiken. Fast ebenso viele bemängelten die geringe Verfügbarkeit von Wasserstoff.
Wasserstoffquellen bis 2032 prognostiziert
Frontier Economics hatte im Auftrag des DVGW analysiert, aus welchen Quellen sich Deutschland mit Wasserstoff versorgen kann. Direktor Christoph Gatzen appellierte nach den guten Ansätzen der Politik mit Wasserstoffkernnetz und H2 Global, auch die bereits bestehenden regionalen deutschen Initiativen und Pilotanlagen mit den weltweiten Aktivitäten zu verknüpfen. Dies werde eine effektive Wirtschaft und Versorgung unterstützen, sagte Gatzen.
Timo Bollerhey kümmert sich als CEO der Martplattform Hintco und Co-Founder von H2 Global um den Import von erneuerbar produziertem Wasserstoff. Auch er stellte fest, dass von 1.400 angekündigten Projekte weltweit, erst vier Prozent eine Investitionsentscheidung haben. Daher seien von 400.000 MW angekündigter Elektrolyseleistung global erst 5.000 MW tatsächlich produktiv. Für den Hochlauf fehle laut Bollerhey vor allem eine Preistransparenz, um einen liquiden Markt zu etablieren.
Noch seien die Preise für fossil basierten Wasserstoff niedriger. Daher müsse ein verlässlicher Korridor für die Steigerung von Preisen für CO2-Zertifikate wie auch von Klimaschutzvorgaben absehbar sein. Das sorge dafür, dass auch erneuerbarer Wasserstoff eine Chance bekommt und durch den Hochlauf eine Preisreduktion erreichen kann. Daher versuche H2 Global, mit vorab vereinbarten und garantierten Verträgen Investitionen anzureizen.
Hintco simuliere einen funktionierenden Markt, der über Differenzverträge mit fixierten Preisen Wasserstoff ankauft und an den europäischen Markt weiterverkauft. Bollerhey rechnet fest damit, dass die Diskrepanz zwischen An- und Verkaufspreis bald kleiner wird und letztendlich ein aus sich selbst funktionierender Markt entsteht, aus dem sich der Staat wieder zurückziehen kann. Das Abkommen über je 200 Millionen Euro mit Australien zeige, dass auch künftige Produktionsländer bereit sind, öffentliche Mittel zu investieren, unterstrich er.
Mit der Niederlande und Kanada bestehen gemeinsame Einkaufsbestrebungen. Der erste Ausschreibungsgewinner von H2 Global aus Ägypten werde zu 1000 Euro/Tonne Ammoniak in Deutschland anliefern. Fossiler Ammoniak koste aktuell rund 650 Euro/Tonne. „Das ist schon nah dran“, sagte Bollerhey.
Beispiel Ostdeutschland für Elektrolyse aus Überschussstrom
Laut Dirk Sattur, Geschäftsführer der Mitnetz Strom und Gas hält aktuell hält die Stromlast in Ostdeutschland nicht mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien mit. Das überlaste die Netze und führe zum häufigen Abregeln grünen Stroms. „Der jährliche Strombedarf der Stadt Magdeburg wird bei uns abgeregelt!“, bedauerte Sattur.
Da das Stromnetz dafür nicht ausgebaut werden könne, sollte der Überschusstrom unbedingt in Elektrolyse oder Wärmeerzeugung fließen, um grüne Moleküle zu speichern und der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen, forderte er. Sonst werde der Ausbau erneuerbarer Stromerzeuger unattraktiv, weil schon jetzt die Preise für Direktlieferverträge in den Keller gingen. Sein Unternehmen betreibe ein solches Pilotprojekt bereits mit BMW unter Umwidmung eines bestehenden Gasnetzes, erläuterte Sattur.
Hilfreich war auch die Normungsroadmap, die gemeinsam mit anderen wie dem VDI und DIN erarbeitet wurde, sagte Linke. Sie gebe den Unternehmen auch im Wasserstoffbereich Sicherheit zu den technischen Normen und stelle sicher, dass die Umrüstung von Erdgas auf Wasserstoff möglich ist. Zugleich benannten die Unternehmen Hindernisse für den Markthochlauf. Diese liegen für 55 Prozent der Befragten in den hohen Investitionskosten und für 49 Prozent in den Investitionsrisiken. Fast ebenso viele bemängelten die geringe Verfügbarkeit von Wasserstoff.
Wasserstoffquellen bis 2032 prognostiziert
Frontier Economics hatte im Auftrag des DVGW analysiert, aus welchen Quellen sich Deutschland mit Wasserstoff versorgen kann. Direktor Christoph Gatzen appellierte nach den guten Ansätzen der Politik mit Wasserstoffkernnetz und H2 Global, auch die bereits bestehenden regionalen deutschen Initiativen und Pilotanlagen mit den weltweiten Aktivitäten zu verknüpfen. Dies werde eine effektive Wirtschaft und Versorgung unterstützen, sagte Gatzen.
Timo Bollerhey kümmert sich als CEO der Martplattform Hintco und Co-Founder von H2 Global um den Import von erneuerbar produziertem Wasserstoff. Auch er stellte fest, dass von 1.400 angekündigten Projekte weltweit, erst vier Prozent eine Investitionsentscheidung haben. Daher seien von 400.000 MW angekündigter Elektrolyseleistung global erst 5.000 MW tatsächlich produktiv. Für den Hochlauf fehle laut Bollerhey vor allem eine Preistransparenz, um einen liquiden Markt zu etablieren.
Noch seien die Preise für fossil basierten Wasserstoff niedriger. Daher müsse ein verlässlicher Korridor für die Steigerung von Preisen für CO2-Zertifikate wie auch von Klimaschutzvorgaben absehbar sein. Das sorge dafür, dass auch erneuerbarer Wasserstoff eine Chance bekommt und durch den Hochlauf eine Preisreduktion erreichen kann. Daher versuche H2 Global, mit vorab vereinbarten und garantierten Verträgen Investitionen anzureizen.
Hintco simuliere einen funktionierenden Markt, der über Differenzverträge mit fixierten Preisen Wasserstoff ankauft und an den europäischen Markt weiterverkauft. Bollerhey rechnet fest damit, dass die Diskrepanz zwischen An- und Verkaufspreis bald kleiner wird und letztendlich ein aus sich selbst funktionierender Markt entsteht, aus dem sich der Staat wieder zurückziehen kann. Das Abkommen über je 200 Millionen Euro mit Australien zeige, dass auch künftige Produktionsländer bereit sind, öffentliche Mittel zu investieren, unterstrich er.
Mit der Niederlande und Kanada bestehen gemeinsame Einkaufsbestrebungen. Der erste Ausschreibungsgewinner von H2 Global aus Ägypten werde zu 1000 Euro/Tonne Ammoniak in Deutschland anliefern. Fossiler Ammoniak koste aktuell rund 650 Euro/Tonne. „Das ist schon nah dran“, sagte Bollerhey.
Beispiel Ostdeutschland für Elektrolyse aus Überschussstrom
Laut Dirk Sattur, Geschäftsführer der Mitnetz Strom und Gas hält aktuell hält die Stromlast in Ostdeutschland nicht mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien mit. Das überlaste die Netze und führe zum häufigen Abregeln grünen Stroms. „Der jährliche Strombedarf der Stadt Magdeburg wird bei uns abgeregelt!“, bedauerte Sattur.
Da das Stromnetz dafür nicht ausgebaut werden könne, sollte der Überschusstrom unbedingt in Elektrolyse oder Wärmeerzeugung fließen, um grüne Moleküle zu speichern und der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen, forderte er. Sonst werde der Ausbau erneuerbarer Stromerzeuger unattraktiv, weil schon jetzt die Preise für Direktlieferverträge in den Keller gingen. Sein Unternehmen betreibe ein solches Pilotprojekt bereits mit BMW unter Umwidmung eines bestehenden Gasnetzes, erläuterte Sattur.
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Dienstag, 17.09.2024, 16:10 Uhr
Dienstag, 17.09.2024, 16:10 Uhr
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