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Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
KLIMASCHUTZ:
Deutscher Energiesektor beim Klimaschutz weiter vorbildlich
Zum Jahresauftakt veröffentlichte die Denkfabrik Agora Energiewende die Jahresauswertung der deutschen Emissionsentwicklungen im Jahr 2024. Diese sanken, aber nicht genug, so das Fazit.
 
Im Energiesektor erfüllt Deutschland seine Klimaschutzziele, wegen der fehlenden Fortschritte bei Gebäuden und Verkehr droht trotzdem ein Scheitern. So fasste es Simon Müller, Direktor Deutschland von Agora Energiewende, am 7. Januar vor Journalisten zusammen.

Deutschlands Treibhausgasausstoß sank demnach 2024 um 18 Millionen Tonnen oder drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt 656 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente wurden ausgestoßen. Das bedeutet eine Verringerung um 48 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990.

Laut der Denkfabrik gelang dies vor allem durch neue Rekorde bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen und einem historischen Tief bei der Kohleverstromung. In den Bereichen Gebäude und Verkehr aber bleiben die nötigen Fortschritte aus. Um das Ziel von 65 Prozent Emissionsminderung bis 2030 zu erreichen, müssten jährlich etwa doppelt so viele Emissionen vermieden werden, mahnte Agora deshalb.

EU-Vorgaben verfehlt

Aufgrund mangelnder Minderung bei Gebäuden und Verkehr verfehlte die Bundesrepublik die europäisch vereinbarten Klimaschutzziele im Rahmen der sogenannten Effort Sharing Regulation (ESR) um schätzungsweise 12 Millionen Tonnen CO2.

Weitere Gründe für den Emissionsrückgang waren milde Witterungsbedingungen und eine schwächere Wirtschaftsleistung. Müller bedauerte: „Anders als im Stromsektor zeigten sich in den Nachfragesektoren Industrie, Gebäude und Verkehr keine strukturellen Fortschritte.“ Die Investitionen in klimaneutrale Technologien wie Wärmepumpen oder Elektro-Pkw waren gegenüber dem Vorjahr sogar rückläufig.

In der Industrie stiegen die Emissionen trotz der wirtschaftlichen Stagnation im vergangenen Jahr um drei Millionen Tonnen CO2 leicht an, insbesondere wegen eines gesteigerten Verbrauchs fossiler Brennstoffe in der Schwerindustrie. Die geringfügigen Emissionsreduktionen im Gebäudebereich von zwei Millionen Tonnen CO2 gingen im Wesentlichen auf den verringerten Heizenergiebedarf wegen milder Witterung zurück. Wäre die Witterung im Vergleich zu 2023 gleichgeblieben, wären die Emissionen sogar gestiegen.

Im Verkehrssektor wurde ebenfalls nur eine geringfügige Reduktion von 2 Millionen Tonnen CO2 gegenüber dem Vorjahr erreicht – vor allem durch geringeren Lkw-Verkehr infolge der wirtschaftlichen Schwäche. Zugleich stieg aber der Pkw-Verkehr an. Insgesamt verfehlt der Verkehrssektor mit Emissionen in Höhe von 144 Millionen Tonnen CO2 das im Klimaschutzgesetz definierte Jahresziel deutlich um 19 Millionen Tonnen CO2.

„Durch die Zielverfehlung bei Gebäuden und Verkehr muss die Bundesregierung in absehbarer Zeit Emissionsrechte aus anderen EU-Mitgliedstaaten zukaufen, ansonsten drohen Strafzahlungen – ein milliardenschweres Haushaltsrisiko“, warnte Müller.
 
Jahresauswertung der deutschen CO2-Emissionen 2024.
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Quelle: Agora Energiewende

Empfehlungen an die neue Bundesregierung

„In der nächsten Legislaturperiode gilt es, die Transformationsdynamik aus dem Stromsektor auch in die Nachfragesektoren zu übertragen“, forderte Müller. Zentral hierfür seien politische Maßnahmen, die die soziale Ausgewogenheit sichern und es Haushalten und Unternehmen ermöglichen, den Umstieg zur Klimaneutralität zu schaffen. „Die kommende Legislaturperiode ist entscheidend, um die für die nationalen und europäischen Klimaziele notwendigen Investitionen zu tätigen“, erinnerte der Agora-Direktor.

Zudem müsse das Potenzial der steigenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen besser genutzt werden. „Mehr Flexibilitäten wie Stromspeicher, einen schnelleren Einbau von Smart Metern, sowie Anreize für flexiblere Nachfrage bei industriellen Großverbrauchern“, nannte Müller als Schlüssel dafür. Erstmals habe 2024 die installierte Kapazität von Batteriespeichern die von Pumpspeicherkraftwerken überholt.

Flexibler Verbrauch könnte die Notwendigkeit für flexible neue Kraftwerke reduzieren, aber einige müssen gebaut werden und die Zeit dafür wird sehr knapp. Im Zweifelsfall müsste die Bundesnetzagentur alte Kraftwerke in der Reserve lassen, was den Kohleausstieg verzögert, befürchten die Agora-Experten. Eine Reform der Netzentgelte sei entscheidend, denn die aktuelle Preisstruktur vor allem für die Industrie ist eine echte Flexibilitätsbremse.
 
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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