• Stadtwerke Norderstedt holen Sicherheitsexperten an Bord
  • Umfrage zu den einflussreichsten Akteuren im Klimaschutz
  • Day-ahead verteuert sich
  • Gasmarktnotierungen stabilisieren sich nach Kursrutsch
  • Umweltminsterin will gefälschte Klimaschutzprojekte rückabwickeln
  • Die Wärmewende braucht einen Technologie-Mix
  • Zwischen Aufbruchsstimmung und Planungsunsicherheit
  • Forderung nach verlässlichen Rahmenbedingungen prägt Netzgipfel
  • DWV fordert präzisere Definition kohlenstoffarmen Wasserstoffs
  • RWE gibt grünes Licht für dritten 100-MW Elektrolyseur
Enerige & Management > Klimaschutz - Das UBA mahnt zur Verkehrs- und Wärmewende
Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
KLIMASCHUTZ:
Das UBA mahnt zur Verkehrs- und Wärmewende
Das Umweltbundesamt (UBA) hat den Energieverbrauch im ersten Halbjahr untersucht. Demnach steigt die Ökostrom-Erzeugung. Und die Wende im Wärme- und Verkehrssektor bleibt aus.
 
Die aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) zum ersten Halbjahr 2024 zeigen eine Steigerung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Für die Klima- und Energieziele muss der Leistungszubau jedoch weiter beschleunigt werden“, so UBA-Präsident Dirk Messner. Die Energiewende im Wärme- und Mobilitätssektor komme aber zu langsam voran, kritisierte er zugleich.

Mildes Wetter habe den Heizbedarf verringert. Im Verkehr stieg die Nutzung von Ökostrom leicht an. Der Ausbau erneuerbarer Energien müsse weiter vorangetrieben werden, sagte Messner. „Allein im Bereich Photovoltaik brauchen wir einen Zuwachs von etwa 50 Prozent, um den Zielen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zu entsprechen“, erinnerte er.

Für das Gelingen seien Planbarkeit und eine behutsame Weiterentwicklung der Fördermechanismen wichtig, mahnte er mit Blick auf Überlegungen der Ampelkoalition, die Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu ändern. „Darüber hinaus sollten Verteilnetzgebiete, in denen besonders viel erneuerbare Energieanlagen angeschlossen werden, nicht zusätzlich durch steigende Netzentgelte belastet werden“, appellierte Messner.

Erneuerbare decken 57 Prozent des Stromverbrauchs

Laut den aktuellen Zahlen der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien (AGEE-Stat) im UBA stieg der Anteil erneuerbarer Energien am Brutto-Stromverbrauch auf 57 Prozent. Es wurden etwa 9 Prozent mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt als im Vorjahreszeitraum.

Dabei halfen die windreichen Wintermonate und der Zubau neuer Anlagen, die die Windstrom-Erzeugung um 10 Prozent steigerten. Auch der große Leistungszuwachs im Photovoltaik-Bereich führte trotz sonnenärmerer Verhältnisse zu einem Plus: um 13 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. Bei der Wasserkraft führte viel Regen zu einem Anstieg von 12 Prozent.

Die Windstrom-Produktion hatte jetzt mit etwa 51 Prozent den größten Anteil an der erneuerbaren Stromerzeugung. Die Photovoltaik folgte mit 24 Prozent, der Strom aus Biomasse mit etwa 15 Prozent und die Wasserkraft mit etwa 8 Prozent.

Ausbau-Fortschritte ungleich

Der Leistungszuwachs im ersten Halbjahr 2024 war erneut stark vom PV-Zubau dominiert. So belief sich der Nettozubau (inklusive Rückbau) in den ersten beiden Quartalen auf 7.500 MW, während der Nettozubau bei Windenergieanlagen an Land nur 900 MW erreichte (zu Wind siehe auch separate Meldung). Bei den Windenergieanlagen auf See kamen im zweiten Quartal etwa 400 MW an Nettoleistung neu hinzu (wir berichteten kürzlich, mit Zahlen der Windguard).

Mit einer insgesamt installierten Leistung von gut 88.000 MW ist das PV-Ausbauziel für 2024 gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bereits jetzt erreicht. Bei Windenergieanlagen auf Land beläuft sich die installierte Leistung derzeit auf knapp 62.000 MW, womit das im EEG gesetzte Ziel von 69.000 MW im Jahr 2024 voraussichtlich nicht erreicht wird, schätzt das UBA.
 
Die Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien nach Sektoren 2020 bis 2024
- Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken -
Quelle: UBA / AGEE-Stat

Wärmeerzeugung braucht Trendumkehr

Die gesamte Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen belief sich im ersten Halbjahr 2024 auf 111 Milliarden kWh. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 sank die bereitgestellte Wärme aus erneuerbaren Quellen damit insgesamt um 7 Prozent. Hauptursache hierfür war wärmeres Wetter als im Vorjahreszeitraum, die den Wärmebedarf insgesamt drückte. Drei Viertel der erneuerbaren Wärme stammen weiterhin aus Biomasse, 6 Prozent aus biogenem Abfall und 4 Prozent aus Solarthermieanlagen.

Aufgrund des dynamisch wachsenden Wärmepumpen-Bestands, vor allem aufgrund von Installationen in der zweiten Jahreshälfte 2023, wurde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwa 3,5 Prozent mehr Wärme aus oberflächennaher Geothermie und Umweltwärme gewonnen. Der Absatz von Wärmepumpen ist allerdings laut jüngsten Verbandsmeldungen um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stark rückläufig. Um das Ziel der Bundesregierung von 500.000 installierten Wärmepumpen pro Jahr zu erreichen, bedarf es einer Umkehr dieses Trends.

3 Prozent mehr Erneuerbare im Verkehr

Im ersten Halbjahr wurden etwa 21,9 Milliarden kWh aus erneuerbaren Quellen im Verkehr eingesetzt. Dies ist auf Jahresbasis ein Anstieg von 3 Prozent. Die Menge der insgesamt eingesetzten Biokraftstoffe blieb nach derzeitigem Kenntnisstand stabil.
  Die Nutzung erneuerbaren Stroms im Verkehrssektor stieg dagegen um 16 Prozent an, da nicht nur der erneuerbare Anteil im Stromsektor wuchs, sondern auch der Bestand der strombetriebenen Fahrzeuge.

Der Bericht des UBA zum ersten Halbjahr 2024 steht im Internet bereit. 
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
+49 (0) 151 28207503
eMail
facebook
© 2024 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 18.07.2024, 14:08 Uhr

Mehr zum Thema