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Enerige & Management > Wasserstoff - Dank Wasserstoff nahezu energieautark
Der Wasserstoffspeicher der August Weckermann KG in Eisenbach. Quelle: Bernard Gruppe
WASSERSTOFF:
Dank Wasserstoff nahezu energieautark
Die August Weckermann KG hat in Eisenbach (Baden-Württemberg) eine Wasserstoffanlage in Betrieb genommen, für eine zu 85 Prozent autarke Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen.
 
Das mittelständische Industrieunternehmen August Weckermann KG produziert in Eisenbach (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) Dreh- und Frästeile mit diamantierten Oberflächen. Die Energieversorgung dafür sei nunmehr zu 85 Prozent autark, teilte das Unternehmen mit. Mit der Inbetriebnahme einer eigenen Wasserstoffproduktion werden ab sofort Photovoltaik, Batteriespeicher und Wasserstoffspeicher entsprechend kombiniert. So könne der energieintensive Produktionsstandort dezentral und weitgehend unabhängig mit Strom versorgt werden. 

Das System umfasst eine Elektrolyseanlage mit 300 kW Leistung, die aus PV-Strom Wasserstoff erzeugt, der in einen Speicher mit einer Gesamtkapazität von 1,4 Tonnen fließt. Über eine Brennstoffzelle mit bis zu 200 kW elektrischer Leistung kann daraus bei Bedarf wieder Strom erzeugt werden. Ergänzend installierte das Unternehmen eine Redox-Flow-Batterie mit 3.000 kWh Speicherkapazität. Diese Technologie gleicht Lastspitzen aus und bietet eine Alternative zu herkömmlichen Batteriesystemen.

25 Millionen Euro investiert

Das 140 Jahre alte Familienunternehmen begann vor fünf Jahren mit der Planung des ehrgeizigen Projekts. Geschäftsführer David Duttlinger, 39 Jahre alt, sieht darin nicht nur eine Investition in die Zukunft seines Unternehmens, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende. Die Kombination aus Erzeugung, Speicherung und Wiederverwendung von Energie, ergänzt durch eine Batterie für die Elektrolyse, sei in Deutschland bislang einmalig, sagte Jens Schuler, Projektleiter der August Weckermann KG.

Die Photovoltaikanlage ist auf den Dächern des Firmen-Neubaus und umliegenden Freiflächen installiert worden. Sie hat eine Spitzenleistung von 2,7 MW Strom, was rechnerisch 800 Einfamilienhäuser ein Jahr lang versorgen könnte. Tagsüber reicht die Energie, um den gesamten Betrieb des Dreh- und Frästeileherstellers zu betreiben. Überschüssiger Solarstrom wird mittels Elektrolyse in grünen Wasserstoff umgewandelt und in vier großen Tanks hinter dem Firmengebäude gespeichert. Diese Tanks können bis zu 1,4 Tonnen Wasserstoff fassen. 

Bei Bedarf wird der Wasserstoff rückverstromt und steht dem Unternehmen wieder zur Verfügung. Für die Elektrolyse nutzt die Firma Regenwasser, das in einer unterirdischen Zisterne gesammelt wird, um kein Trinkwasser zu verbrauchen, betont David Duttlinger. Das gesamte Projekt hat 25 Millionen Euro gekostet, wovon Bund und Land 5 Millionen Euro übernommen haben. Die umweltfreundliche Produktion überzeuge nicht nur Kunden, sondern locke auch Fachkräfte an, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, so Duttlinger.

Das Unternehmen habe bereits über 100 Anfragen von anderen Firmen erhalten, die sich für das Konzept interessieren. Geschäftsführer David Duttlinger und sein Vater Karl Duttlinger haben beschlossen, ihr Wissen weiterzugeben, um andere Betriebe zu inspirieren. Mit einem Jahresumsatz von 31 Millionen Euro rechnen sie mit einem Amortisationsziel von 15 bis 20 Jahren für die Energieanlage.

Planung von der Bernard Gruppe

Die verfahrenstechnische Planung des Projekts übernahm die Bernard Gruppe, ein international tätiges Ingenieurbüro mit Hauptsitz in Hall in Tirol (Österreich). Das Unternehmen begleitete das Projekt von der Konzeptentwicklung über das Detailengineering bis zur Inbetriebnahme. Dabei stand laut Projektleiter Julian Schnitzius die Kombination von Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt.

„Dieses Projekt zeigt, wie Ingenieurleistungen konkrete Antworten auf die aktuellen Herausforderungen der Energieversorgung geben“, sagte Schnitzius. Die Verbindung von Photovoltaik, Batteriespeichern und Wasserstofftechnologie ermögliche es mittelständischen Unternehmen, ihre Energieversorgung stabil und nachhaltig zu gestalten.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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