WÄRME:
Chancen oberflächennaher Geothermie nutzen
Die Erde kann als Wärmespeicher dienen, auch wenn man nicht besonders tief bohrt, so das Fazit einer Webdiskussion der Berliner Gasag. Allerdings ist in Innenstädten wenig Platz.
In der Reihe „Warm up“ der Berliner Gasag diskutierten Vertreter aus Berlin und Wien mit einem Geothermie-Experten die Chancen
der Technologie für die Wärmewende. Bis spätestens 2045 will Berlin klimaneutral werden. Dafür muss konsequent der Energieverbrauch
gesenkt werden und mehr erneuerbare Energien zum Zuge kommen. In der deutschen Hauptstadt spielt Geothermie im aktuellen Mix
der Wärmelösungen noch eine untergeordnete Rolle.
Dabei könnte insbesondere die oberflächennahe Geothermie ein wichtiger Hebel für die Berliner Wärmewende werden. Mehr Erfahrungen hat damit die österreichische Hauptstadt. Trotz eines ähnlich dicht bebauten urbanen Raums, gibt es in Wien schon etliche Wohnquartiere mit sogenannten kalten Nahwärmenetzen. Hier führen Flüssigkeitskreisläufe im Erdreich unter oder zwischen den Gebäuden dem Boden im Sommer Wärme zu und sammeln sie im Winter wieder ein. Wärmepumpen bringen diese Temperatur auf Heizungsniveau, schilderte Michaela Deutsch, Leiterin des Geschäftsbereichs Energiedienstleistungen bei Wien Energie.
Bestandsgebäude haben schlechte Voraussetzungen
Hier besteht auch schon eine Schwierigkeit der Anwendung. In Bestandsgebäuden sind häufig der Energiebedarf und die Heizsysteme auf hohe Vorlauftemperaturen von bis zu 60 Grad Celsius ausgelegt. Auch für Verlegung von Sonden oder Erdspeichern ist kaum Platz. Daher sollten zuerst im Neubau oder Sanierungsgebieten die oberflächennahe Geothermie zu Einsatz kommen, sagte Deutsch, unterstützt von Florian Stanko, Leiter Politik beim Bundesverband Geothermie.
Allerdings sieht er tatsächlich einen Hochlauf für die Geothermie. Von einst vierzig Projekten im Verlauf der letzten zehn Jahre seien aktuell 150 Projekte deutschlandweit im Entstehen, sagte Stanko. Für Berlin sei hinderlich, dass es, anders als beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, außer der Bundesförderung kein zusätzliches Programm für Geothermie gebe. Das mache es für Einfamilienhäuser wenig wirtschaftlich. Vom Bund gelte die Förderung erst ab 100 Wohneinheiten, sagte Stanko.
Wünsche an die Politik
Das derzeit im Bundesrat anstehende Bürokratieabbaugesetz werde die Genehmigungen für Erdwärme aus dem Bergbaurecht entlassen. „Das kann ebenfalls sehr helfen, weil es bisher die Tiefe der Sonden auf 99 Meter stark begrenzt“, hofft Stanko. Er wünscht sich nicht nur eine kommunale Wärmeplanung, sondern auch eine Planung für den Untergrund. Das wäre hilfreich, um Potenziale und bereits vorhandene Nutzungen zu identifizieren. Die Energiewende käme auch besser in Fahrt, wenn die Strompreise sinken und die CO2-Preise absehbar steigen, bemerkte er an die Adresse der Politik.
Deutsch erläuterte, dass zu den umfassenden Dekarbonisierungsplänen in Wien gehöre, für das Fernwärmenetz mithilfe tiefer Geothermie 40 Prozent der heutigen fossilen Brennstoffe zu ersetzen. Allerdings sei es nicht unbedingt wirtschaftlich und ohne Anschlusszwang rechtssicher, das Fernwärmenetz deutlich zu erweitern. „Außerhalb des Kernsystems setzen wir daher auf Quartierslösungen und nachbarschaftliche Nahwärmelösungen“, erläuterte Deutsch. Hierfür kämen aber die beschriebenen oberflächennahen Geothermielösungen in Frage.
Als Herausforderungen nannte sie den Fachkräftemangel und die noch nicht genug geschulten Installateure. Sie wünschte sich zudem von den Unternehmen, dass wie bei Strom bald auch wasserführende Systeme automatisiert im effektiven Lastmanagement gefahren werden können. Bei Neubauten und Sanierungen erweise sich inzwischen als hinderlich, dass die Genehmigungen nach Reihenfolge der Antragstellung entschieden wurden und daher später eingehende Projekte keine wasserrechtliche Genehmigung mehr bekämen.
Berlin kann nicht alles mit Strom heizen
Der Vorstandsvorsitzende der Gasag, Georg Friedrichs, sieht in Berlin vor allem den Zeitdruck als Herausforderung, weil besonders tiefe Geothermieprojekte lange dauern. Auch er empfiehlt, schnell kleine Netze mit oberflächennaher Geothermie umzusetzen. „Was wir heute machen ist für immer, bis zur Dekarbonisierung werden wir nicht noch mal was anderes bauen“, mahnt er besonders für Neubauten. Diese nutzten aber heute schon zu zwei Dritteln die lokale Gebäudeenergie, lobte er.
„An einem kalten Tag in Berlin steigt der Strombedarf auf das Siebenfache der aktuell möglichen Leistung, gerade dann, wenn nicht soviel Strom erneuerbar erzeugt wird“, sagte Friedrichs. Daher seien Sole-Wärmepumpen effektiver als Luftwärmepumpen, die am Ende vielleicht zu viel vom Netz verlangten. „Die Wirtschaftlichkeit der Systeme zeigt sich erst im Betrieb und lässt sich schwer vorab garantieren“, stellte er fest. Er lobte, dass der Berliner Senat restriktive Geothermie-Bohrungsgenehmigungen überdenkt, die noch aus West-Berliner Inselzeiten stammen.
Dabei könnte insbesondere die oberflächennahe Geothermie ein wichtiger Hebel für die Berliner Wärmewende werden. Mehr Erfahrungen hat damit die österreichische Hauptstadt. Trotz eines ähnlich dicht bebauten urbanen Raums, gibt es in Wien schon etliche Wohnquartiere mit sogenannten kalten Nahwärmenetzen. Hier führen Flüssigkeitskreisläufe im Erdreich unter oder zwischen den Gebäuden dem Boden im Sommer Wärme zu und sammeln sie im Winter wieder ein. Wärmepumpen bringen diese Temperatur auf Heizungsniveau, schilderte Michaela Deutsch, Leiterin des Geschäftsbereichs Energiedienstleistungen bei Wien Energie.
Bestandsgebäude haben schlechte Voraussetzungen
Hier besteht auch schon eine Schwierigkeit der Anwendung. In Bestandsgebäuden sind häufig der Energiebedarf und die Heizsysteme auf hohe Vorlauftemperaturen von bis zu 60 Grad Celsius ausgelegt. Auch für Verlegung von Sonden oder Erdspeichern ist kaum Platz. Daher sollten zuerst im Neubau oder Sanierungsgebieten die oberflächennahe Geothermie zu Einsatz kommen, sagte Deutsch, unterstützt von Florian Stanko, Leiter Politik beim Bundesverband Geothermie.
Allerdings sieht er tatsächlich einen Hochlauf für die Geothermie. Von einst vierzig Projekten im Verlauf der letzten zehn Jahre seien aktuell 150 Projekte deutschlandweit im Entstehen, sagte Stanko. Für Berlin sei hinderlich, dass es, anders als beispielsweise in Nordrhein-Westfalen, außer der Bundesförderung kein zusätzliches Programm für Geothermie gebe. Das mache es für Einfamilienhäuser wenig wirtschaftlich. Vom Bund gelte die Förderung erst ab 100 Wohneinheiten, sagte Stanko.
Wünsche an die Politik
Das derzeit im Bundesrat anstehende Bürokratieabbaugesetz werde die Genehmigungen für Erdwärme aus dem Bergbaurecht entlassen. „Das kann ebenfalls sehr helfen, weil es bisher die Tiefe der Sonden auf 99 Meter stark begrenzt“, hofft Stanko. Er wünscht sich nicht nur eine kommunale Wärmeplanung, sondern auch eine Planung für den Untergrund. Das wäre hilfreich, um Potenziale und bereits vorhandene Nutzungen zu identifizieren. Die Energiewende käme auch besser in Fahrt, wenn die Strompreise sinken und die CO2-Preise absehbar steigen, bemerkte er an die Adresse der Politik.
Deutsch erläuterte, dass zu den umfassenden Dekarbonisierungsplänen in Wien gehöre, für das Fernwärmenetz mithilfe tiefer Geothermie 40 Prozent der heutigen fossilen Brennstoffe zu ersetzen. Allerdings sei es nicht unbedingt wirtschaftlich und ohne Anschlusszwang rechtssicher, das Fernwärmenetz deutlich zu erweitern. „Außerhalb des Kernsystems setzen wir daher auf Quartierslösungen und nachbarschaftliche Nahwärmelösungen“, erläuterte Deutsch. Hierfür kämen aber die beschriebenen oberflächennahen Geothermielösungen in Frage.
Als Herausforderungen nannte sie den Fachkräftemangel und die noch nicht genug geschulten Installateure. Sie wünschte sich zudem von den Unternehmen, dass wie bei Strom bald auch wasserführende Systeme automatisiert im effektiven Lastmanagement gefahren werden können. Bei Neubauten und Sanierungen erweise sich inzwischen als hinderlich, dass die Genehmigungen nach Reihenfolge der Antragstellung entschieden wurden und daher später eingehende Projekte keine wasserrechtliche Genehmigung mehr bekämen.
Berlin kann nicht alles mit Strom heizen
Der Vorstandsvorsitzende der Gasag, Georg Friedrichs, sieht in Berlin vor allem den Zeitdruck als Herausforderung, weil besonders tiefe Geothermieprojekte lange dauern. Auch er empfiehlt, schnell kleine Netze mit oberflächennaher Geothermie umzusetzen. „Was wir heute machen ist für immer, bis zur Dekarbonisierung werden wir nicht noch mal was anderes bauen“, mahnt er besonders für Neubauten. Diese nutzten aber heute schon zu zwei Dritteln die lokale Gebäudeenergie, lobte er.
„An einem kalten Tag in Berlin steigt der Strombedarf auf das Siebenfache der aktuell möglichen Leistung, gerade dann, wenn nicht soviel Strom erneuerbar erzeugt wird“, sagte Friedrichs. Daher seien Sole-Wärmepumpen effektiver als Luftwärmepumpen, die am Ende vielleicht zu viel vom Netz verlangten. „Die Wirtschaftlichkeit der Systeme zeigt sich erst im Betrieb und lässt sich schwer vorab garantieren“, stellte er fest. Er lobte, dass der Berliner Senat restriktive Geothermie-Bohrungsgenehmigungen überdenkt, die noch aus West-Berliner Inselzeiten stammen.
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Mittwoch, 16.10.2024, 16:06 Uhr
Mittwoch, 16.10.2024, 16:06 Uhr
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