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Enerige & Management > Klimaschutz - CCS-Kapazität soll sich bis 2030 vervierfachen
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
KLIMASCHUTZ:
CCS-Kapazität soll sich bis 2030 vervierfachen
Der norwegische Energieberater DNV erwartet bis 2030 eine Vervierfachung der globalen CCS-Kapazität und Investitionen von 80 Milliarden US-Dollar – warnt aber vor politischem Gegenwind.
 
Der norwegische Energieberater DNV (Det Norske Veritas) geht davon aus, dass sich die weltweite Kapazität zur CO2-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) bis 2030 vervierfachen wird. Laut der am 13. Juni veröffentlichten Prognose „Energy Transition Outlook CCS to 2050“ sollen die kumulierten Investitionen in CCS in den kommenden fünf Jahren rund 80 Milliarden US-Dollar erreichen. Derzeit wird CO2 im Umfang von 41 Millionen Tonnen jährlich abgeschieden. Bis zur Mitte des Jahrhunderts sollen es 1.300 Millionen Tonnen pro Jahr sein – das entspricht etwa sechs Prozent der heutigen globalen Emissionen.

DNV mit Sitz in Oslo ist ein unabhängiger Dienstleister für Qualitätssicherung und Risikomanagement in der Energiebranche. Das Unternehmen beobachtet laut seiner Studie ein starkes Wachstum in der CCS-Projektpipeline, das auf einen Wendepunkt bei der Technologie hindeutet. Der kurzfristige Ausbau erfolgt vor allem in Nordamerika und Europa, wo CCS bisher überwiegend in der Erdgasverarbeitung zum Einsatz kommt.

Politische Unsicherheit gefährdet CCS-Ausbau

Der Bericht betont allerdings auch Risiken: Wirtschaftliche Turbulenzen und verschärfte Haushaltslagen könnten dazu führen, dass Investitionen in CCS verschoben oder reduziert werden. Der künftige Ausbau sei laut DNV stark auf politische Unterstützung angewiesen. Während Nordamerika aktuell die führende Region ist, erwartet das Unternehmen, dass Europa mit seinen marktbasierten Anreizen künftig voranschreiten wird.

Ditlev Engel, CEO für Energiesysteme bei DNV, erklärte, CCS sei entscheidend, um Emissionen aus fossilen Brennstoffen zu begrenzen und die Pariser Klimaziele zu erreichen. Zwar gebe es Fortschritte, doch reiche das geplante Niveau bei Weitem nicht aus, um die nötige Entwicklung für ein globales Netto-Null-Ziel bis 2050 zu gewährleisten. Der notwendige Umfang an CCS müsse etwa sechsmal höher liegen als derzeit projektiert.

Industrielle Nutzung soll ab 2030 zunehmen

Als wesentlichen Wachstumstreiber ab dem kommenden Jahrzehnt nennt DNV Sektoren, die nur schwer zu dekarbonisieren sind – etwa die Stahl-, Zement- und Chemieindustrie. CCS werde dort zunehmend Anwendung finden. Auch die Abscheidung von CO2 an Bord von Schiffen soll ab den 2040er Jahren in Teilen der globalen Flotte skaliert werden.

Bis zur Mitte des Jahrhunderts soll CCS in diesen Industrien 41 Prozent des weltweit jährlich abgeschiedenen CO2 ausmachen. Laut DNV-Prognose würden die Technologien bis 2050 durchschnittlich 40 Prozent kostengünstiger als heute. Dennoch bleibe CCS eine kapitalintensive Lösung, deren Wirtschaftlichkeit stark vom regulatorischen Umfeld abhängt.
 
CO2-Abscheidungsmengen nach Sektoren in Millionen Tonnen pro Jahr.
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Quelle: DNV

Kohlenstoffentfernung wird künftig wichtiger

Neben der punktuellen industriellen Abscheidung sieht der Bericht auch in der Kohlenstoffentfernung (Carbon Dioxide Removal, CDR) ein wachsendes Einsatzfeld. Für das Jahr 2050 prognostiziert DNV rund 330 Millionen Tonnen CO2, die durch CDR-Verfahren abgeschieden werden sollen – das wäre etwa ein Viertel der gesamten abgeschiedenen Menge.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die Kombination von Bioenergie mit CCS (BECCS), insbesondere bei der Nutzung erneuerbarer Biomasse in der Strom- und Wärmeerzeugung. Direkte Luftabscheidung (Direct Air Capture, DAC) werde dagegen trotz technologischem Fortschritt teuer bleiben: DNV rechnet mit rund 350 US-Dollar pro Tonne CO2 im Jahr 2050. Dennoch werde DAC auch künftig CO2 aus der Atmosphäre entfernen – bis zu 84 Millionen Tonnen jährlich im Jahr 2050 –, gestützt durch freiwillige und regulatorische Kohlenstoffmärkte, so DNV.

Höherer Einsatz aller CO2-Technologien nötig

Jamie Burrows, globaler CCS-Experte bei DNV, betont, dass das nächste Jahrzehnt entscheidend für CCS sei. Der technologische Fortschritt allein werde nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. „Wir müssen den Einsatz aller CO2-Management-Lösungen, von der industriellen Abscheidung bis zur naturbasierten Entfernung, ab heute beschleunigen“, appellierte Burrows. Ohne konsequente politische Weichenstellungen und ausreichende Investitionen könnten die derzeitigen Ambitionen deutlich hinter dem notwendigen Beitrag zum Klimaschutz zurückbleiben.

Der DNV-Bericht  steht in englischer Sprache im Internet bereit. 
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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