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Enerige & Management > Treffpunkt Netze 2025 - BMWE-Staatssekretär: Ende 2027, Anfang 2028 kommt ein Kapazitätsmarkt
BMWE-Staatssekretär Frank Wetzel und BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae auf dem Netze Kongress 2025 Quelle: Susanne Harmsen
TREFFPUNKT NETZE 2025:
BMWE-Staatssekretär: Ende 2027, Anfang 2028 kommt ein Kapazitätsmarkt
In der Diskussion auf dem Netze-Kongress traf BMWE-Staatssekretär Frank Wetzel auf BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Im Fokus stand die Kraftwerksstrategie.
 
Auf dem Netze-Kongress des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin trafen sich Branche und Politik. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) vertrat Staatssekretär Frank Wetzel. Deutschland stehe an einem Scheideweg in seinem Energiesystem, sagte er. „Wir wollen auf den Erfolgen aufbauen, aber mehr Pragmatismus und mehr marktwirtschaftliche Rationalität einsetzen, wir wollen Bürokratie abbauen und ein Maximum an Innovation ermöglichen“, sagte Wetzel. Das Ministerium suche den engen Dialog mit der Branche.

Ende 2027, Anfang 2028 soll ein Kapazitätsmarkt kommen und zusammen mit neu zu bauenden Kraftwerken Versorgungssicherheit herstellen, trotz des Kohleausstiegs, bekräftigte er. Für die Energiepreise könne die Lösung auf Dauer nicht die Subventionierung von Netzentgelten oder Gasspeicherumlage aus öffentlichen Haushalten sein: „Das System muss sich aus sich selbst erhalten“, appellierte Wetzel. Dennoch dürften die Energiepreise weder Haushalte noch Wirtschaft überfordern, nannte er als Ziel.

Der Staatssekretär bestätigte, dass die bisher im Netzentwicklungsplan festgelegten Verbindungen auch für Wasserstoff wie geplant genehmigt und gebaut werden. Aber für in Planung befindliche Leitungen würde versucht, durch Stromfreileitungen statt Erdkabel Kosten zu sparen. Er verwies auf die erheblichen Fortschritte beim Stromnetzausbau auch durch die beschleunigten Genehmigungsverfahren im Zuge der Energiepreiskrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.

Kraftwerksausschreibungen jetzt

Die BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae forderte vom Gesetzgeber rasch die Ausschreibungen für die neuen Kraftwerke, damit die Unternehmen sich um den Bau bewerben können. Sie hoffe auf die Rahmenbedingungen bis Ende des Jahres, damit 2026 die Ausschreibungen starten können. Ohne flexible Kraftwerkskapazitäten könne der Ausstieg aus der Kohleverstromung nicht vollzogen werden, was für die Erreichung der Klimaschutzziele notwendig ist. 

Sie fragte, wie viel Megawatt neuer Gaskraftwerke ausgeschrieben werden würden. Wetzel antwortete, dass die Ausschreibung in Absprache mit der EU-Kommission technologieoffen erfolgen werde. Die Kapazität müsse aber schnell zuschaltbar sein und über Tage zur Verfügung stehen, um Dunkelflauten überbrücken zu können. Andrea betonte, dass aus Sicht der Energiewirtschaft aktuell nur Gaskraftwerke diese Bedingungen erfüllen könnten und die ersten geplanten 5.000 MW nicht genügten. 

Zudem dauere der Bau eines solchen Kraftwerks fünf bis sechs Jahre, weshalb es knapp werde, sie bis 2030 betriebsbereit zu haben. Wetzel antwortete, dass die Verhandlungen mit der EU-Kommission dazu noch liefen und über den Kapazitätsmarkt ab 2028 auch andere Dienstleister zum Zuge kämen, wie Batteriespeicher und flexibel abschaltbare Lasten. Zudem biete die Einspeicherung von CO2 (CCS) neue Möglichkeiten, auch Gaskraftwerke ohne Treibhausgase zu betreiben. Andreae bezweifelte, dass dies für Backup-Kraftwerke mit wenigen Betriebsstunden im Jahr wirtschaftlich werde.

Ausbaupfad der Erneuerbaren nicht reduzieren

In Bezug auf das Energiewendemonitoring im Auftrag des BMWE vom September unterstützte Andreae die Ergebnisse und Schlussfolgerungen. Das Ziel eines Anteils von 80 Prozent erneuerbaren Energien für die Stromerzeugung 2030 bleibe. „Dafür darf aber der Ausbaupfad der erneuerbaren Energieanlagen nicht reduziert werden“, mahnte Andreae. Woran es noch hake, sei der entsprechende Netzausbau, der aufholen müsse, wie auch das Monitoring beschreibt.

Andreae erinnerte das Ministerium zudem an die ausstehende Umsetzung des EU-Gasmarktpakets, die für die Stadtwerke unbedingt schnell erfolgen müsse. Darin müsse erlaubt werden, Gasleitungen stillzulegen, aber im Boden zu lassen, um unnötige Kosten zu vermeiden. Der Staatssekretär bestätigte, dass die Gasverordnung in Arbeit sei und man sich für die nationale Umsetzung „möglichst eng“ an den europäischen Vorgaben orientiere.

Kerstin Andrea warb abschließend um eine enge Zusammenarbeit mit dem BMWE: „Die Energiebranche ist nicht das Problem, wir sind die Lösung!“ Wetzel nahm das Angebot dankend an, betonte aber, dass die Regierung alle Interessen berücksichtigen müsse, nicht nur die von einzelnen Branchen.
 

Susanne Harmsen
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