
Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae auf dem BDEW-Kongress. Quelle: E&M / Susanne Harmsen
VERANSTALTUNG:
BDEW: Kraftwerksausschreibungen müssen jetzt kommen
Auf dem Jahreskongress des BDEW fordert die Branche von der Politik schnell verlässliche Rahmen für die weiteren Schritte der Energiewende, wie Netzausbau und neue Kraftwerke.
In Berlin treffen sich die Vertreter der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft zum BDEW-Kongress. Nach dem plötzlichen Regierungswechsel
ist den Unternehmen wichtig, dass Vorhaben der Energiepolitik stringent fortgeführt werden. „Energiewende heißt nicht heute
Wende hierhin und morgen da hin“, sagte Kerstin Andreae, die BDEW-Hauptgeschäftsführerin. Es sei wichtig, verlässliche Gesetze
und Rahmen zu setzen, die langfristige Investitionen ermöglichen. In erster Linie müssten die Ausschreibungen für neue Gas-Kraftwerke
jetzt kommen, appellierte sie erneut.
Andreae lobte in ihrer Rede auch große Fortschritte beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und dem damit verbundenen Zuwachs an Elektromobilität. Aber umso wichtiger sei nun eine beschleunigte Netzdigitalisierung, um solche Verbraucher wie auch Wärmepumpen flexibel steuern und eventuell auch ihre Speicher zur Stromversorgung nutzen zu können (siehe auch separate Meldung über den Digitalisierungsgrad im Verteilnetz).
„Wer Energiewende will, muss Netze mitdenken“, sagte sie. Das bedeute aber auch, keine Einschnitte bei den Unternehmen vorzunehmen, die dreimal so hohe Investitionen wie bislang schultern müssen. Damit wandte sie sich gegen das Vorhaben der Bundesnetzagentur, die vermiedenen Netzentgelte (vNNE) abzuschmelzen. Die vNNE sind ein Rabatt auf die Netzentgelte für industrielle Großverbraucher bei möglichst gleichzeitiger Stromentnahme.
BDEW fordert Zuschüsse zu den Opex
Stattdessen benötigten die Unternehmen, so Andreae weiter, auch Zuschüsse zu den operativen Kosten (Opex). Die Politik müsse es schnell ermöglichen, dass flexible Verbraucher durch angepassten Strombezug die Energiewende unterstützen, weil sie davon profitieren. Sie lobte außerdem, dass wichtige Forderungen der Branche im Koalitionsvertrag Niederschlag fanden. Nun müssten beispielsweise die Senkung der Stromsteuer, ein Industriestrompreis und eben die neuen Kraftwerke rasch kommen.
Wichtige Finanzierungen wie die Entlastung bei den Netzentgelten müssten in den Haushalt aufgenommen werden und dürften nicht im Klima- und Transformationsfonds (KTF) landen, dessen Inhalt ungesichert sei, mahnte Andreae. Sie lobte am Koalitionsvertrag auch Versprechen zur Entbürokratisierung. Diese sei gerade in der Energiewirtschaft überfällig, die viel zu viele Vorschriften und Berichtspflichten habe.

Wasserstoff aller Farben schnell erzeugen
In einer anschließenden Diskussion auf dem Kongress sprachen sich Vertreter der Wasserstoffwirtschaft für einen pragmatischeren Umgang mit dem Gas und seiner Farbenlehre aus. Sie bliesen damit ins selbe Horn, wie jüngst der Industrieausschuss des Europäischen Parlaments (ITRE). Luc Grare, Head of Central & Eastern Europe des Wasserstoffprojektierers Lhyfe, kritisierte auf dem BDEW-Podium die engen europäischen Regeln für die Herkunft von erneuerbarem Wasserstoff allein aus zusätzlichen erneuerbaren Stromerzeugern (Additionalitätskriterium).
Vielmehr sei die Elektrolyse die Chance, in Überschusszeiten erneuerbaren Strom umzuwandeln und als Gas zu speichern. Wichtig sei jetzt der Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft, um die Industrie zu dekarbonisieren, egal, ob er dazu zunächst auch aus Erdgas erzeugt wird, appellierte Grare.
Wegen vieler Hindernisse im Transport und der Erzeugung solle man mit der Wasserstoff-Erzeugung in Deutschland und seinen Nachbarländern beginnen, sagte er an die Adresse internationaler Vorhaben wie H2 Global.
Ingrid-Gabriela Hoven, stellvertretende Vorstandssprecherin der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), sieht Deutschland weltweit als guten Partner und Projekt zur Wasserstoff-Erzeugung in Namibia, Chile oder dem arabischen Raum. Wichtig seien für solche Vorhaben verlässliche Abnahmeverträge, unterstrich sie.
Grünen Wasserstoff wegen hoher Strompreise fördern
Ohne einen absehbar günstigen Preis für den Wasserstoff könnten sich Unternehmen nicht verpflichten, sagte Lars Baumgürtel, CEO des Verzinkungsunternehmens Zinq. Aktuell sei sogar Strom in Deutschland zu teuer, als dass sich Elektrolyse lohne.
Aus all diesen Gründen benötige der Wasserstoff-Hochlauf staatliche Förderung, sagte Georg-Nikolaus Stamatelopoulos, CEO der EnBW. „Sollen die neuen Kraftwerke in der Zukunft statt Erdgas Wasserstoff nutzen, um klimaneutral Strom zu produzieren, muss dieser preislich auf dem gleichen Niveau liegen“, sagte er. Andernfalls sei kein wirtschaftlicher Betrieb der Kraftwerke möglich, die ja nur für Zeiten bereitstehen sollen, in denen Wind, Sonne und andere erneuerbare Quellen nicht genug Strom erzeugen.
Andreae lobte in ihrer Rede auch große Fortschritte beim Ausbau der Ladeinfrastruktur und dem damit verbundenen Zuwachs an Elektromobilität. Aber umso wichtiger sei nun eine beschleunigte Netzdigitalisierung, um solche Verbraucher wie auch Wärmepumpen flexibel steuern und eventuell auch ihre Speicher zur Stromversorgung nutzen zu können (siehe auch separate Meldung über den Digitalisierungsgrad im Verteilnetz).
„Wer Energiewende will, muss Netze mitdenken“, sagte sie. Das bedeute aber auch, keine Einschnitte bei den Unternehmen vorzunehmen, die dreimal so hohe Investitionen wie bislang schultern müssen. Damit wandte sie sich gegen das Vorhaben der Bundesnetzagentur, die vermiedenen Netzentgelte (vNNE) abzuschmelzen. Die vNNE sind ein Rabatt auf die Netzentgelte für industrielle Großverbraucher bei möglichst gleichzeitiger Stromentnahme.
BDEW fordert Zuschüsse zu den Opex
Stattdessen benötigten die Unternehmen, so Andreae weiter, auch Zuschüsse zu den operativen Kosten (Opex). Die Politik müsse es schnell ermöglichen, dass flexible Verbraucher durch angepassten Strombezug die Energiewende unterstützen, weil sie davon profitieren. Sie lobte außerdem, dass wichtige Forderungen der Branche im Koalitionsvertrag Niederschlag fanden. Nun müssten beispielsweise die Senkung der Stromsteuer, ein Industriestrompreis und eben die neuen Kraftwerke rasch kommen.
Wichtige Finanzierungen wie die Entlastung bei den Netzentgelten müssten in den Haushalt aufgenommen werden und dürften nicht im Klima- und Transformationsfonds (KTF) landen, dessen Inhalt ungesichert sei, mahnte Andreae. Sie lobte am Koalitionsvertrag auch Versprechen zur Entbürokratisierung. Diese sei gerade in der Energiewirtschaft überfällig, die viel zu viele Vorschriften und Berichtspflichten habe.

Wasserstoff in der Diskussion auf dem BDEW-Kongress 2025
Quelle: E&M / Susanne Harmsen
Quelle: E&M / Susanne Harmsen
Wasserstoff aller Farben schnell erzeugen
In einer anschließenden Diskussion auf dem Kongress sprachen sich Vertreter der Wasserstoffwirtschaft für einen pragmatischeren Umgang mit dem Gas und seiner Farbenlehre aus. Sie bliesen damit ins selbe Horn, wie jüngst der Industrieausschuss des Europäischen Parlaments (ITRE). Luc Grare, Head of Central & Eastern Europe des Wasserstoffprojektierers Lhyfe, kritisierte auf dem BDEW-Podium die engen europäischen Regeln für die Herkunft von erneuerbarem Wasserstoff allein aus zusätzlichen erneuerbaren Stromerzeugern (Additionalitätskriterium).
Vielmehr sei die Elektrolyse die Chance, in Überschusszeiten erneuerbaren Strom umzuwandeln und als Gas zu speichern. Wichtig sei jetzt der Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft, um die Industrie zu dekarbonisieren, egal, ob er dazu zunächst auch aus Erdgas erzeugt wird, appellierte Grare.
Wegen vieler Hindernisse im Transport und der Erzeugung solle man mit der Wasserstoff-Erzeugung in Deutschland und seinen Nachbarländern beginnen, sagte er an die Adresse internationaler Vorhaben wie H2 Global.
Ingrid-Gabriela Hoven, stellvertretende Vorstandssprecherin der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), sieht Deutschland weltweit als guten Partner und Projekt zur Wasserstoff-Erzeugung in Namibia, Chile oder dem arabischen Raum. Wichtig seien für solche Vorhaben verlässliche Abnahmeverträge, unterstrich sie.
Grünen Wasserstoff wegen hoher Strompreise fördern
Ohne einen absehbar günstigen Preis für den Wasserstoff könnten sich Unternehmen nicht verpflichten, sagte Lars Baumgürtel, CEO des Verzinkungsunternehmens Zinq. Aktuell sei sogar Strom in Deutschland zu teuer, als dass sich Elektrolyse lohne.
Aus all diesen Gründen benötige der Wasserstoff-Hochlauf staatliche Förderung, sagte Georg-Nikolaus Stamatelopoulos, CEO der EnBW. „Sollen die neuen Kraftwerke in der Zukunft statt Erdgas Wasserstoff nutzen, um klimaneutral Strom zu produzieren, muss dieser preislich auf dem gleichen Niveau liegen“, sagte er. Andernfalls sei kein wirtschaftlicher Betrieb der Kraftwerke möglich, die ja nur für Zeiten bereitstehen sollen, in denen Wind, Sonne und andere erneuerbare Quellen nicht genug Strom erzeugen.

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Mittwoch, 04.06.2025, 11:53 Uhr
Mittwoch, 04.06.2025, 11:53 Uhr
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