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Enerige & Management > Wasserstoff - Bayern will früher ans Netz
Quelle: Shutterstock / r.classen
WASSERSTOFF:
Bayern will früher ans Netz
Eine Tagung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft diskutierte den Wasserstoffhochlauf im Freistaat. Es werde nicht genug selbst produziert, daher sind Importpipelines nötig.
 
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) plädierte am 2. Juli im Rahmen eines Kongresses in München für einen schnellen und kraftvollen Aufbau der heimischen Wasserstoffwirtschaft. „Wasserstoff ist ein Schlüsselelement für eine erfolgreiche Energiewende“, sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Im Energiesystem könne er als saisonaler Energiespeicher zusätzliche Flexibilität bereitstellen und zur Versorgungssicherheit beitragen.

Allerdings werde Deutschland absehbar höchstens ein Drittel seines Bedarfs selbst aus erneuerbarem Strom herstellen können, der Rest müsse importiert werden. „Jetzt gilt es, die Infrastruktur in Europa und Deutschland entschlossen auf- und auszubauen und dabei Bayern zügig in das entstehende Netz einzubinden“, forderte Brossardt daher. Bayern könne nur per Pipeline importieren, da es keinen Zugang zum Meer und Schiffstransporten hat. Und es benötige laut Studien bis 2040 jährlich 33 bis 75 Milliarden kWh Energie aus Wasserstoff.

„Zudem muss der Bau von Elektrolyseuren im Süden Deutschlands – und damit nahe an den Wertschöpfungsquellen unseres Landes – in Angriff genommen werden“, forderte Brossardt. Zwar werde sehr viel mehr erneuerbarer Strom im Norden Deutschlands produziert, dennoch dürfe man Elektrolyseure für Wasserstoff nicht nur dort ansiedeln.

Bayern will schneller ans H2-Netz

Der Ministerialdirektor aus dem Bayerischen Wirtschaftsministerium, Markus Wittmann, unterstützte diese Forderung und verwies auf Elektrolyseure und andere Wasserstoffprojekte, die der Freistaat schon mit einigen hundert Millionen Euro fördere. Er lobte das von der Bundesregierung in Berlin beschlossenen Wasserstoffkernnetz. Zugleich mahnte er: „Es muss für Bayern früher kommen“.

Wasserstoff sei die „Allzweckwaffe“ für die Dekarbonisierung der Industrie. Daher brauche Bayern schnell Zugriff darauf. Er kritisierte in diesem Zusammenhang die zu komplizierten und nicht sicheren Rahmenbedingungen der EU für den Netzbau. Diese wolle 2028 noch einmal evaluieren, was für Investoren verunsichernd wirke.

Wasserstoffpreis unter fünf Euro/kg gefordert

„Die Verfügbarkeit ausreichender Wasserstoffmengen zu wettbewerbsfähigen Preisen wird ausschlaggebend für die Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit sein“, unterstrich Peter von Zumbusch, Leiter des Werks Burghausen der Wacker Chemie. Sein Unternehmen habe ehrgeizige Klimaschutzvorhaben und könne das Klimagas CO2 aus anderen Unternehmen für die Produktion nutzen und dauerhaft binden.

Dafür müsse Wasserstoff gleich welcher Herkunft für unter 5 Euro/Kilogramm verfügbar sein, so von Zumbusch. Sonst sei man nicht konkurrenzfähig. In den USA sei versprochen worden, wegen der niedrigen Erdgaspreise Wasserstoff so zu subventionieren, dass er nur 2 US-Dollar je Kilogramm kostet, erinnerte er.
 
Importweg von Wasserstoff nach Bayern
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: ILF Consulting Engineers

Importpartner schon interessiert

Aus Beraterperspektive erläuterte Andreas Linke, Managing Director der ILF Business Consult, die möglichen Importwege für Wasserstoff in die EU und bis nach Bayern. Deutschland sei bereits mit vielen Staaten weltweit im Gespräch, damit dort aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft und Solarstrom Wasserstoff erzeugt wird. Partner seien interessiert − von Australien über Oman, Nordafrika und Namibia sowie Brasilien und Chile. Es könne aber auch geschehen, dass diese Länder Endprodukte wie grünen Stahl oder Dünger gleich selbst herstellen, anstatt nur Wasserstoff zu exportieren.
  Der Pipelinetransport sei doppelt so effektiv wie alle anderen Transportwege, bei denen Wasserstoff erst verflüssigt oder in Ammoniak gewandelt und später wieder zu Gas gemacht wird, sagte Linke. Die EU plane Importe über Seehäfen in Italien, Spanien, Dänemark und den Niederlanden Ammoniak als Träger von Wasserstoff per Schiff zu importieren. Innerhalb der EU solle er dann über Nordafrika und Südeuropa (Italien) oder Nordafrika und Spanien via Frankreich nach Deutschland gelangen. Oder von Norden über die Nordsee beziehungsweise das Baltikum und schließlich sei ein Weg über Ost- und Südosteuropa denkbar.

Teilweise können dafür bestehende Erdgasleitungen genutzt werden.
Grundlage jeder Wasserstoffproduktion sei in jedem Fall viel Strom aus erneuerbaren Quellen, erinnerte Ministerialdirektor Wittmann. Daher müsse sich auch Bayern mehr für Windkraft öffnen. Von der Bundesregierung und der EU wünschte er sich mehr praxisnahe Förderprogramme und schnelleren Ausbau des Wasserstoffnetzes. Auch die Zertifizierung von Wasserstoff müsse sicher und praxistauglich gestaltet werden, damit auch Importe aus Drittstaaten für die Dekarbonisierung zählen.

Das VBW-Positionspapier zur Wasserstoffwirtschaft  steht als PDF zum Download bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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