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Enerige & Management > Strom - Agora-Studie schlägt neue Preiszonen im Strommarkt vor
Quelle: Agora Energiewende
STROM:
Agora-Studie schlägt neue Preiszonen im Strommarkt vor
Die Denkfabrik Agora Energiewende analysierte zum bevorstehenden „Bidding Zone Review“ der EU die deutsche einheitliche Strompreiszone. Sie hält eine Preiszonenaufteilung für sinnvoll.
 
Ein zukunftsfestes Strommarktdesign ist nach Einschätzung des Berliner Thinktanks Agora Energiewende entscheidend für das Gelingen der Energiewende. In einer neuen Studie analysiert Agora gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE), wie sich die Einführung regional differenzierter Strompreise auf Netzstabilität und Stromkosten auswirken würde.

Anlass ist die für den 28. April erwartete Veröffentlichung des sogenannten „Bidding Zone Review“, in dem die europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Vorschläge zur Weiterentwicklung der Gebotszonen vorlegen sollen. Die neue Analyse modelliert auf Basis realer Strommarktdaten ein alternatives System mit bis zu 22 regionalen Preiszonen, sogenannten „Hubs“. Das Ergebnis: Lokale Preise könnten Angebot und Nachfrage besser in Einklang bringen, das Stromnetz effizienter auslasten und so Redispatch-Eingriffe deutlich reduzieren.

Teurer Redispatch

Derzeit funktioniert der deutsche Strommarkt mit einer einheitlichen Preiszone, was bedeutet, dass überall derselbe Börsenpreis gilt – unabhängig von regionalen Netzengpässen oder Stromüberschüssen. Laut Agora Energiewende führt dieses Modell jedoch zu steigenden Eingriffen der Netzbetreiber in den Strommarkt, sogenannten Redispatch-Maßnahmen. Diese dienten dazu, das Netz stabil zu halten, verursachten aber zwischen 2019 und 2023 Kosten von 1,3 bis zu 3,2 Milliarden Euro jährlich. Diese Ausgaben werden über die Netzentgelte auf Stromverbraucher umgelegt.

Agora sieht eine steigende Tendenz dieser Kosten, während die deutschen ÜNB mit Verweis auf den Netzausbau von tendenziell sinkenden Kosten ausgehen. So sollen sie für 2024 nur noch bei rund zwei Milliarden Euro gelegen haben. „Das heutige System mit einer einheitlichen Gebotszone ist blind für regionale Netzengpässe“, sagte Agora-Geschäftsführer Markus Steigenberger. Es brauche Preissignale, die Erzeugung, Nachfrage und Netzkapazitäten realitätsnäher abbilden.
 
Prognose der Strompreise und Netzausbaukosten
(zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Agora Energiewende

Marktsignale für netzdienliche Verbraucher

Bereits im Jahr 2023 hätte ein System lokaler Preise laut Studie im bundesweiten Durchschnitt die Stromkosten um rund sechs Euro pro Megawattstunde senken können. Dieser Effekt könne sich künftig verstärken, wenn mehr flexible Verbraucher wie Wärmepumpen, E-Autos oder Elektrolyseure ins Netz eingebunden würden. Lokale Preise könnten einen marktlichen Anreiz für ihren flexiblen Betrieb geben, betonten die Studienautoren Philipp Godron und Fabian Huneke von Agora Energiewende.

Die Debatte über eine Reform der deutschen Strompreiszone war zuletzt auch Thema in den Koalitionsverhandlungen der Bundesregierung. Darin verständigten sich die Verhandler zunächst auf den Erhalt der einheitlichen Preiszone, doch mit dem Bidding Zone Review dürfte die Diskussion neuen Auftrieb erhalten. Bei einer entsprechenden Empfehlung der EU-ÜNB hätte die neue Bundesregierung sechs Monate Zeit, eine Reform der Strompreiszone zu entwickeln.

Die Studie zu lokalen Strompreisen  von Agora Energiewende und Fraunhofer IEE steht zum kostenfreien Download bereit.
 

Susanne Harmsen
Redakteurin
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Freitag, 25.04.2025, 09:00 Uhr

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