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Die Grundstoffindustrie zeichne sich durch ein stark wettbewerbliches Umfeld weltweit aus. Daher müssten die hohen Investitions-
und Betriebskosten der industrielle Transformation durch geeignete Politikinstrumente abgesichert werden, forderten in einem
Webinar am 28. Juni auch Industrievertreterinnen. Als ein zentrales Instrument stehen dabei Klimaschutzverträge (Carbon Contracts
for Difference − CCFD) im Fokus. Sie erlaubten den raschen Einstieg in die notwendigen Investitionen und reizen gleichzeitig
den Aufbau der benötigten Infrastruktur an. Zusätzlich werde durch das von Klimaschutzverträgen geförderte Angebot klimafreundlicher
Produkte auch der Aufbau von grünen Leitmärkten angestoßen.
Stahl- und Zementindustrie wollen investieren
Sandrina Sieverdingbeck Geschäftsführerin der Deutschen Erz- und Metall-Union (Salzgitter AG) sagte: "Wir brauchen Zertifizierungen
oder Definitionen für grünen Stahl, dann werden auch die Kunden entscheiden, was anerkannt wird und sich durchsetzt." Sichere
Wasserstofflieferungen aus erneuerbaren Energien ab 2028 wären hilfreich, um Erdgas abzulösen, sagte Sieverdingbeck für ihre
Branche.
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Quelle: Agora Industrie
Alexandra Decker, Managerin Public Affairs Deutschland und Zentraleuropa der Cemex Deutschland, erläuterte für die Baustoffindustrie,
dass ein verbindlicher CO2-Fußabdruck für Zement und Beton entwickelt werden müsste. "Die ganze Wertschöpfungskette braucht
klare Vorgaben für die CO2-Ketten entlang des Bauprozesses und des Lebenszyklus des Gebäudes", forderte sie.
Die EU bereite dies ab 2025 vor. Freiwilligkeit hält Decker nicht für tragfähig, wie es in anderen Produkten der Fall sei. "Wir bekommen nicht die Emotionalität hin wie bei Bioeiern
oder Stahl für Autos. Bei uns verschwinden die Baustoffe in der Gebäudehülle", sagte sie. Ohne feste Vorgaben gebe es daher keine Entscheidungen
für Investitionen.
Ministerium verspricht Klimaschutzverträge noch in diesem Jahr
Für das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) nahm Peter Menck, Abteilung Industriepolitik, am Webinar teil. Er sagte, auch Maßnahmen zur Abscheidung und Nutzung (CCS und CCU) des Klimagases CO2 könnten grundsätzlich eine Förderung bekommen in Form von CCFD oder ähnlichem. "Auch auf EU-Ebene wird das diskutiert und wir werden einen sinnvollen nationalen Rahmen schaffen", versprach er. "Die Klimaschutzverträge sollen noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen".
Klimaschutzverträge müssten so gestrickt sein, dass sie auch die Angebotsseite zum Beispiel für grünen Stahl oder grünen Zement anregen, gab Menck zu bedenken. Daher rufe das BMWK derzeit Unternehmen zu einem Interessenbekundungsverfahren zur geplanten Förderung von projektbezogenen Klimaschutzverträgen auf. Dort könnten sie Angebote zur CO2-Einsparung und den benötigten Investitionen unterbreiten, warb Menck.
Das Interessenbekundungsverfahren zur geplanten Förderung von projektbezogenen Klimaschutzverträgen steht auf der Internetseite des BMWK bereit.
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Dienstag, 28.06.2022, 14:42 Uhr