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Quelle: E&M / Meyer-Tien
STROMNETZ:
Agora entwirft Reform der Netzentgelte für Großverbraucher
Laut einer Studie der Denkfabrik Agora steigert die heutige Struktur der Netzentgelte für Großverbraucher Kosten und Ineffizienzen im Stromsystem. Sie schlägt eine Reform vor.
Besonders in Zeiten sehr hoher und sehr niedriger Strompreise seien die heutigen Netzentgelte für die Industrie kein Anreiz,
sich flexibel zu verhalten. In einem Impulspapier schlagen Agora Industrie und Agora Energiewende eine Reform vor, die Unternehmen
Anreize zum flexiblen Verbrauch gibt und somit das Stromsystem insgesamt effizienter und günstiger machen soll.
Rund 50 Prozent des deutschen Industriestrombedarfs werden von Unternehmen unter der sogenannten Bandlastregelung bezogen: Diese Vorschrift in der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) für industrielle Großverbraucher zwingt Unternehmen zu einem gleichmäßigen Strombezug über das gesamte Jahr. Die Bundesnetzagentur will die Regulierung aus der Zeit der Großkraftwerke nun reformieren.
Die Denkfabriken schlagen einen Weg vor, der einen flexibleren Verbrauch anregt und Netzentgeltermäßigungen an den Systemnutzen knüpft. „Konkret fallen etwa 400 Unternehmen mit einem Strombezug von insgesamt rund 90 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr unter die Bandlastregelung“, so Agora. Diese sieht ab einem gleichmäßigen Strombezug von 7.000 Stunden pro Jahr erhebliche Reduktionen bei den Netzentgelten vor. Bei der heutigen fluktuierenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien belastet der konstante Verbrauch aber das Stromsystem als Ganzes und verursacht zusätzliche Kosten.
Flexiblen Stromverbrauch belohnen
Das Agora-Papier schlägt vor, die derzeitigen Vorteile für Großverbraucher schrittweise an eine flexiblere Abnahme zu koppeln. Philipp Godron, Programmleiter Strom bei Agora Energiewende, erläuterte: „Unser Reformvorschlag ermöglicht es diesen Unternehmen, von günstigen Marktpreisen zu profitieren und das Netz optimaler auszulasten – das spart Systemkosten und hilft letztlich allen Stromverbrauchern.“
Das Impulspapier schlägt vor, die Benutzungsstundenregelung abzuschaffen, die einen gleichmäßig hohen Stromverbrauch fordert. Stattdessen sollen Sondernetzentgelte an ein schrittweise wachsendes Maß an Flexibilitätsbereitstellung der Unternehmen gekoppelt werden. Bei der Festlegung der Lastvariation wäre nach einem Vorbereitungsjahr 2026 im Jahr 2027 für eine Netzentgeltreduktion in Höhe von 80 Prozent beispielsweise die Forderung einer einprozentigen Lastflexibilität denkbar. Diese Anforderung könnte in den darauffolgenden Jahren jeweils um einen Prozentpunkt ansteigen.
Auch Arbeitspreise stärken
Zusätzlich sollten über eine Reform von § 17 Abs. 2 StromNEV die Arbeitspreise gegenüber den starren Leistungspreisen gestärkt werden. Dieser Ansatz mindert für Unternehmen das Risiko, dass sie deutlich höhere Netzentgelte zahlen müssen, weil sie in Zeiten günstig verfügbaren Stroms ihre Last erhöhen. Frank Peter, Direktor von Agora Industrie, sagte: „Mit entsprechenden Anreizen könne die Last für einen Zeitraum von bis zu vier Stunden perspektivisch um bis zu 9.000 MW erhöht oder reduziert werden – das entspricht rund 20 Prozent der durchschnittlichen Netzlast.“
Eine flexiblere Nutzung von Strom durch die Industrie biete zudem erhebliche Kostenvorteile: „Werden Unternehmen von der Bandlastregelung entbunden, können sie zu Zeiten hoher Preise, wie sie zum Beispiel kurzzeitig während einer Dunkelflaute vorkommen können, weniger Strom nutzen“, erläuterte Peter. Wenn hingegen viel Sonne scheint oder Wind weht, könnten Unternehmen ihre Last hochfahren und von den niedrigen Preisen profitieren.
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Studie mit Realdaten untermauert
Die Studie illustriert anhand eines Papierherstellers mit Realdaten die Auswirkungen der vorgeschlagenen Reform auf eine energieintensive Branche. Dabei zeigt sich, dass der Kernproduktionsprozess zwar möglichst konstant laufen muss, die davorliegende Phase der Halbstoffproduktion jedoch erhebliches Potenzial zur Flexibilisierung aufweist. Mit der vorgeschlagenen Reform könnte der Betrieb je nach Auslastung im Vergleich zum Status quo Strom- und Netzentgeltkosten von bis zu fünf Prozent einsparen, und zugleich seine CO2-Emissionen reduzieren.
Die Flexibilitätsanforderungen orientierten sich dabei an den technischen Möglichkeiten der Industrie, so die Agora-Autoren. „Netzbetreiber profitieren von einem effizienteren Betrieb und einer besseren Planbarkeit. Stromkunden erhalten günstigere Preise“, nennen sie als Vorteile. Langfristig lege die Reform den Grundstein für ein kosteneffizientes und klimaneutrales Stromsystem. Das Impulspapier wurde von Agora Energiewende und Agora Industrie in Zusammenarbeit mit dem Regulatory Assistance Project und dem FIM Forschungsinstitut für Informationsmanagement, Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT, erstellt.
Das Impulspapier „Industrielle Energieflexibilität ermöglichen“ von Agora steht im Internet bereit.
Rund 50 Prozent des deutschen Industriestrombedarfs werden von Unternehmen unter der sogenannten Bandlastregelung bezogen: Diese Vorschrift in der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) für industrielle Großverbraucher zwingt Unternehmen zu einem gleichmäßigen Strombezug über das gesamte Jahr. Die Bundesnetzagentur will die Regulierung aus der Zeit der Großkraftwerke nun reformieren.
Die Denkfabriken schlagen einen Weg vor, der einen flexibleren Verbrauch anregt und Netzentgeltermäßigungen an den Systemnutzen knüpft. „Konkret fallen etwa 400 Unternehmen mit einem Strombezug von insgesamt rund 90 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr unter die Bandlastregelung“, so Agora. Diese sieht ab einem gleichmäßigen Strombezug von 7.000 Stunden pro Jahr erhebliche Reduktionen bei den Netzentgelten vor. Bei der heutigen fluktuierenden Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien belastet der konstante Verbrauch aber das Stromsystem als Ganzes und verursacht zusätzliche Kosten.
Flexiblen Stromverbrauch belohnen
Das Agora-Papier schlägt vor, die derzeitigen Vorteile für Großverbraucher schrittweise an eine flexiblere Abnahme zu koppeln. Philipp Godron, Programmleiter Strom bei Agora Energiewende, erläuterte: „Unser Reformvorschlag ermöglicht es diesen Unternehmen, von günstigen Marktpreisen zu profitieren und das Netz optimaler auszulasten – das spart Systemkosten und hilft letztlich allen Stromverbrauchern.“
Das Impulspapier schlägt vor, die Benutzungsstundenregelung abzuschaffen, die einen gleichmäßig hohen Stromverbrauch fordert. Stattdessen sollen Sondernetzentgelte an ein schrittweise wachsendes Maß an Flexibilitätsbereitstellung der Unternehmen gekoppelt werden. Bei der Festlegung der Lastvariation wäre nach einem Vorbereitungsjahr 2026 im Jahr 2027 für eine Netzentgeltreduktion in Höhe von 80 Prozent beispielsweise die Forderung einer einprozentigen Lastflexibilität denkbar. Diese Anforderung könnte in den darauffolgenden Jahren jeweils um einen Prozentpunkt ansteigen.
Auch Arbeitspreise stärken
Zusätzlich sollten über eine Reform von § 17 Abs. 2 StromNEV die Arbeitspreise gegenüber den starren Leistungspreisen gestärkt werden. Dieser Ansatz mindert für Unternehmen das Risiko, dass sie deutlich höhere Netzentgelte zahlen müssen, weil sie in Zeiten günstig verfügbaren Stroms ihre Last erhöhen. Frank Peter, Direktor von Agora Industrie, sagte: „Mit entsprechenden Anreizen könne die Last für einen Zeitraum von bis zu vier Stunden perspektivisch um bis zu 9.000 MW erhöht oder reduziert werden – das entspricht rund 20 Prozent der durchschnittlichen Netzlast.“
Eine flexiblere Nutzung von Strom durch die Industrie biete zudem erhebliche Kostenvorteile: „Werden Unternehmen von der Bandlastregelung entbunden, können sie zu Zeiten hoher Preise, wie sie zum Beispiel kurzzeitig während einer Dunkelflaute vorkommen können, weniger Strom nutzen“, erläuterte Peter. Wenn hingegen viel Sonne scheint oder Wind weht, könnten Unternehmen ihre Last hochfahren und von den niedrigen Preisen profitieren.
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Flexibilitätspotenziale und -perspektiven der deutschen Industrie.
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Quelle: Agora Energiewende
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Quelle: Agora Energiewende
Studie mit Realdaten untermauert
Die Studie illustriert anhand eines Papierherstellers mit Realdaten die Auswirkungen der vorgeschlagenen Reform auf eine energieintensive Branche. Dabei zeigt sich, dass der Kernproduktionsprozess zwar möglichst konstant laufen muss, die davorliegende Phase der Halbstoffproduktion jedoch erhebliches Potenzial zur Flexibilisierung aufweist. Mit der vorgeschlagenen Reform könnte der Betrieb je nach Auslastung im Vergleich zum Status quo Strom- und Netzentgeltkosten von bis zu fünf Prozent einsparen, und zugleich seine CO2-Emissionen reduzieren.
Die Flexibilitätsanforderungen orientierten sich dabei an den technischen Möglichkeiten der Industrie, so die Agora-Autoren. „Netzbetreiber profitieren von einem effizienteren Betrieb und einer besseren Planbarkeit. Stromkunden erhalten günstigere Preise“, nennen sie als Vorteile. Langfristig lege die Reform den Grundstein für ein kosteneffizientes und klimaneutrales Stromsystem. Das Impulspapier wurde von Agora Energiewende und Agora Industrie in Zusammenarbeit mit dem Regulatory Assistance Project und dem FIM Forschungsinstitut für Informationsmanagement, Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT, erstellt.
Das Impulspapier „Industrielle Energieflexibilität ermöglichen“ von Agora steht im Internet bereit.
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Freitag, 03.01.2025, 14:18 Uhr
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