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Enerige & Management > Wärme - 70 Jahre alte Mietshäuser heizen mit Erdwärme
(Mitte) Jörg Schickedanz (Nibe) und Investor Mathias Wroblewski (rechts) vor einem der mit Erdwärme versorgten Mietshäuser. Quelle: Susanne Harmsen
WÄRME:
70 Jahre alte Mietshäuser heizen mit Erdwärme
Ein Investor aus Rostock hat in Rövershagen drei Mehrfamilienhäuser aus den 1950er Jahren auf Erdwärme umgestellt, ohne Heizkörper in den Wohnungen austauschen zu müssen. 
 
In Rövershagen, nordöstlich von Rostock, befindet sich eine Siedlung aus sechs Mehrfamilienhäusern mit jeweils zehn Wohnungen. Diese seit den 1950er Jahren typische Bauweise ist überall in Deutschland zu finden. Drei der Häuser nahe der mecklenburgischen Ostsee wurden von einem Investor erworben und energetisch saniert. Seit einem Monat werden sie energieeffizient mit Erdwärme beheizt, eines der Häuser erreicht bereits KfW-55-Standard. 

In den 1990er Jahren wurden erstmals Sanierungsarbeiten in der Siedlung durchgeführt: Die Fassaden der Mehrfamilienhäuser wurden mit einem Wärmedämm-Verbundsystem isoliert. Die Fenster, Türen und das Dach verblieben auf dem Stand des Baujahres. Zudem wurden in allen Häusern zentrale Gasheizungen installiert, die die Wohnungen beheizten und mit Warmwasser versorgten.

Das Konzept für den Heizungstausch wurde von Nibe in Zusammenarbeit mit der Goldwasser Bohrgesellschaft mbH umgesetzt. Nibe ist ein 1952 in Schweden gegründetes Wärmetechnik-Unternehmen, das nach seinem Gründer Nils Bernerup benannt ist. Die Brüder Wroblewski aus Rostock erwarben drei dieser Mehrfamilienhäuser und setzten auf Erdwärme, die Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz gewährleistet. Im ersten Schritt wurden der Wärmeerzeuger in zwei Häusern ausgetauscht und das dritte Gebäude umfassend gemäß KfW-55-Standard saniert.

Heizen und Warmwasser mit Erdwärme

Mathias Wroblewski erklärt die Entscheidung für Erdwärme, weil an anderen Häusern die Mieter sich von den Ventilatorgeräuschen der Luft-Wärmepumpen gestört fühlten. Das Grundstück bot zudem ausreichend Platz, um Erdwärme als Wärmequelle zu nutzen. Vor jedem Gebäude wurden fünf Bohrungen in je 150 Metern Tiefe eingebracht und mit Erdsonden bestückt. Danach können die Vorgärten wieder bepflanzt oder zum Wäschetrocknen genutzt werden. Den unterirdischen Leitungen mit dem Sole-Wasser-Gemisch werden einhundert Jahre Haltbarkeit prognostiziert.

Die Gasheizungen in den Kellern der beiden Häuser wurden durch Sole-Wasser-Wärmepumpen mit einer Heizleistung von 43 kW ersetzt. Die Wärmepumpen sind drehzahlgeregelt, sodass sich deren Leistung automatisch an die reduzierte Heizlast anpasst, sobald die zu einem späteren Zeitpunkt geplanten energetischen Sanierungsmaßnahmen ausgeführt werden. Ein Austausch der Heizkörper in den Wohnungen war für eine effektive Arbeit der Wärmepumpe nicht notwendig. 

Für die Warmwasserversorgung wurde die Trinkwasser-Großanlage der Häuser mit 
einem Warmwasserspeicher MTL 500 ausgestattet, der 500 Liter Wasser vorhält und über eine integrierte elektrische Nachwärmstufe verfügt. Diese Anlagenkonfiguration ist besonders platzsparend und effizient.

KfW-55-Standard 

Das dritte Mehrfamilienhaus wurde komplett nach KfW-55-Standard saniert: Das 
Dachgeschoss wurde ausgebaut und um zwei Wohnungen erweitert. Zudem wurde das Gebäude vollständig entkernt sowie Fenster und Türen erneuert. Die Wärmeverteilung erfolgt über Fußbodenheizungen. Mathias Wroblewski erläuterte im Gespräch mit dieser Redaktion, dass dies nur mit der günstigen Förderung und den niedrigen Zinsen der Vergangenheit möglich war: „Aktuell würde sich das nicht mehr rechnen“, sagte er. Aufgrund des besseren energetischen Standards reicht in diesem Gebäude eine Heizleistung von 25 kW für die Heizung- und Warmwasserbereitung der 12 Wohnungen aus, ebenfalls in Verbindung mit einem Warmwasserspeicher.

Refinanziert werde die Investition langfristig über die höheren Mieten als in den übrigen Häusern. Dort lägen die Betriebskosten höher wegen des schlechteren energetischen Zustands, aber deutlich unter den Kosten für eine Öl- oder Gasheizung, sagte Wroblewski. „Letztlich kommt es jetzt auf den Strompreis an“, den die Bundesregierung beispielsweise über die Steuer beeinflussen könnte.
 
Das auf KfW-55-Standard sanierte Wohnhaus in Rövershagen bei Rostock.
Quelle: Susanne Harmsen
 

Susanne Harmsen
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Montag, 07.07.2025, 16:36 Uhr

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